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Lebendiges Gedenken

 

Eine Gedenktafel erinnert an die Opfer des rassistischen Brandanschlags vom rassistisch motivierten Brandanschlages vom 17. Dezember 1988 © Johannes Hartl

Am Samstag, 17. Dezember, jährte sich der rassistische Brandanschlag auf das Habermeier-Haus in Schwandorf zum 23. Mal. Zur Erinnerung an die vier Opfer des rechtsextremistischen Attentats haben Vertreter der Stadt Schwandorf, der Kirchen und der türkisch-islamischen Kulturgemeinde eine Gedenkstunde veranstaltet.

Der 17. Dezember ist in Schwandorf ein Tag, der sich bei vielen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt im Gedächtnis verankert hat, wie kein anderer zuvor. Genau 23 Jahre ist es mittlerweile her, dass der Rechtsextremist Josef Saller, damals 19 Jahre alt, einen Anschlag auf das Habermeier-Haus in der Schwandorfer Innenstadt verübt hatte. Insgesamt vier Personen, Osman und Fatma Can sowie deren Sohn Mehmet (12) und Jürgen Hübner (47), kamen dabei ums Leben, sechs weitere überlebten teilweise mit Verletzungen. An eben dieses schreckliche Ereignis erinnert die Stadt Schwandorf seit einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2009 mit einer jährlich wiederkehrenden Gedenkstunde. So auch an diesem Samstag. Vertreter der Stadt, der Kirchen und der türkisch-islamischen Kulturgemeinde sowie zahlreichen Bürgerinnen und Bürger gedachten im Evangelischen Gemeindezentrum der Opfer des rassistisch motivierten Brandanschlages vom 17. Dezember 1988. Eröffnet wurde die Gedenkstunde dabei durch Pfarrer Arne Langbein von der evangelisch-lutherischen Kirche Schwandorf.

Das Geschehene nicht verdrängen

Die türkische Generalkonsulin Ece Öztürk Cil bezeichnete in ihrer Rede den Anschlag in Schwandorf als „einen der schlimmsten fremdenfeindlichen Anschläge“ und stellte klar: „Das Geschehene ist nicht zu verdrängen! Leider handelte es sich bei dieser Untat nicht um eine Einzelerscheinung. In den darauffolgenden Jahren wurden wir Zeugen vieler Anschläge im ganzen Lande. Vom Zeitpunkt der Untat in Schwandorf vor 23 Jahren bis heute stieg die Zahl der unschuldigen Menschen leider sehr stark an“, so Öztürk Cil weiter. Zugleich meinte sie, „keine Trostworte aussprechen“ zu können. „Nicht in einer Zeit, in der wir zehn weiterer Menschen gedenken, die ebenfalls durch Rechtsextreme getötet wurden.“ Es sei unser aller Verantwortung, an diese „sehr schmerzhaften Ereignisse“ zu erinnern. „Wir haben es hier mit einer menschenverachtenden Ideologie zu tun. Diese muss effektiv und auf allen Ebenen der Gesellschaft bekämpft werden“, forderte Öztürk Cil abschließend.

Der Attache für Religionsangelgenheiten, Dr. Cafer Acar, mahnte, dass man die „Wachsamkeit und Sensibilität zu diesem Thema immer aufrecht erhalten soll“, da die selbe Gefahr wie vor 23 Jahren weiterhin bestehe. „Gegenüber dem Rassismus und der Diskriminierung tragen wir alle eine gemeinsame Verantwortung“, so Acar. Außerdem gratulierte er allen, die die Veranstaltung organisiert und daran teilgenommen haben. „Denn solche Zusammenkünfte sind Bemühungen zur Verhinderung von Morden. Bemühungen um den Erhalt der Menschheit.“

Gesicht zeigen

Oberbürgermeister Helmut Hey (SPD) forderte, dass „diese verbrecherische Tat nicht vergessen werden darf. Wir alle sind aufgerufen, Intoleranz und Gewalt abzulehnen. “Wer mit nationalistischen und rassistischen Vorurteilen versucht, ausländische Mitbürger auszugrenzen, wer sich über die Grenzen der Toleranz, Moral und sittlicher Werte hinwegsetzt, kann und darf nicht mit Stillschweigen und Einverständnis rechnen“, so der Oberbürgermeister. Am Ende seines Vortrags angelangt rief Hey die Bürger dazu auf, „immer dort Gesicht zu zeigen, wo Rechtsextremisten und Neonazis versuchen, ihr Unwesen zu treiben. Seien wir uns einig gegen Rechts, treten wir ein für Toleranz, für eine offene Gesellschaft, in der es sich zu Leben lohnt.“

Gedenken am Habermeier-Haus

Zu Fuß setzten sich die Teilnehmer der Gedenkstunde schließlich in Richtung des Habermeier-Hauses in Bewegung. Dort angelangt, wurde die Gedenktafel mit Blumen geschmückt und so der Opfern gedacht. Ferdi Eraslan, Stadtrat der Freien Wähler, bezeichnete den Tag des Brandanschlages als „schwärzesten im Gemeindeleben der türkisch-islamischen Kulturgemeinde in Schwandorf. Es liegt an uns, die Augen offenzuhalten und sich gegen jegliche Art von Extremismus zu stellen“, so Eraslan. „Es gilt, immer zu differenzieren und das Individuum zu sehen. Dies ist der wichtigste Bestandteil zur Integration, der von jedem einzelnen geleistet werden kann und muss!“

Der Artikel wurde erstveröffentlicht im Schwandorfer Wochenblatt