In etwa 45 dem „Freien Netz Süd“ zugehörige Neonazis sind am Samstag, 31. März, durch Schwandorf gezogen. Ihnen gegenüber standen über 150 engagierte Bürger, die lautstark und aussagekräftig ihren Unmut über den rechtsextremen Aufmarsch zum Ausdruck brachten.
Ein von 11.30 bis 15 Uhr angemeldeter Neonazi-Aufmarsch hielt Schwandorfer am Samstag, den 31. März, in Atem. Treffpunkt des rechtsextremistischen Aufmarschs unter dem Motto „Gegen staatliche Willkür“ war der Schwandorfer Bahnhof, wo sich die Neonazis zunächst sammelten und dann von dort aus in Richtung der Innenstadt marschierten.
Bereits gegen 11.30 Uhr haben sich gegenüber des Bahnhofs unzählige Gegendemonstranten eingefunden, um gegen die neonazistischen Umtriebe in Schwandorf zu protestieren. Unter den Demonstranten waren auch Oberbürgermeister Helmut Hey, Landrat Volker Liedtke, die Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder und der Landtagsabgeordnete Franz Schindler (alle SPD). Weiterhin anwesend waren Grünenstadträtin Marion Juniec-Möller, Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, Angehörige des „Schwandorfer Bündnis gegen Rechtsextremismus“ sowie zahlreiche engagierte Bürger.
Vorerst ließen die Neonazis dann aber auf sich warten. Lediglich einige wenige Personen des rechtsextremen Spektrums hatten sich um diese Zeit schon im Bahnhofsbereich eingefunden. Deswegen war für die couragierten Demonstranten erst einmal Geduld angesagt.
Kurz vor 13.30 Uhr kam dann schließlich Bewegung ins Spiel: Die Neonazis haben Aufstellung genommen, und die Gegendemonstranten ihren Standpunkt etwas nach vorne verlagert, um besser ihren Unmut zum Ausdruck bringen zu können. Begleitet von ordentlichem Protest marschierten die Neonazis mitsamt ihrer Transparente vom Busbahnhof auf die Pesserlstraße in Richtung der Adenauer Brücke entlang. Zu den anwesenden Neonazis zählten Daniel Weigl (Bezirksvorsitzender der NPD-Oberpfalz, Kameradschaft Widerstand Schwandorf), Robin Siener (NPD-Regensburg, Kameradschaft „Widerstand Regensburg Cham“), sowie Thomas Schatt und Karl-Heinz Statzberger, die beide zusammen mit Martin Wiese wegen des geplanten Sprengstoffattentats auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Kulturzentrums in München verurteilt wurden.
Parolen wie „Arbeitsplätze – zuerst für Deutsche“ oder „Jeder weiß ganz genau – Zeitarbeit braucht keine Sau“ grölend und immerzu von Gegendemonstranten begleitet, begaben sie sich zum Wendelinplatz. Auffallend war, dass die Neonazis vereinzelt aggressiv auftraten und viele sogenannte „Anti-Antifa-Fotografen“ dabei hatten. „Anti-Antifa-Fotografen“ sammeln auf Aufmärschen ganz gezielt Fotos von gegen Neonazis engagierte Personen oder Journalisten, um diese somit einzuschüchtern.
Weiter ging es in Richtung Friedrich-Ebert-Straße, wo die Rechtsextremisten sodann von einer weiteren Vielzahl an Demonstranten in Empfang genommen wurden. Mit Transparenten wie „Schwandorf ist bunt – Nicht braun!“ oder „Die Welt ist bunt – Gott sei Dank“ zeigten sie, dass Neonazis in Schwandorf unerwünscht sind. Während sich der Aufzug durch die Friedrich-Ebert-Straße über den Marktplatz fortbewegte, folgten die Gegendemonstranten mit ihren Banner und dem Geräusch von Trillerpfeifen sowie lautstarken Zwischenrufen den Neonazis auf ihrer restlichen Demonstrationsroute.
Diese führte die Rechtsextremisten über den Marktplatz in die Naabuferstraße hinein und von dort aus die Ettmannsdorfer Straße entlang. Zwischenzeitlich beteiligten sich sogar Bauarbeiter an dem Protest gegen die Neonazis, indem sie den Aufmarsch der Rechtsextremisten mit lautem Klappern ihrer Werkzeuge beschallten. Am Ende der Straße angelangt bog der neonazistische Aufmarsch dann nach links in die Güterhallenstraße ab, die im Bahnhofsplatz mündete.
Wieder am Busbahnhof angelangt sammelten sich die Rechten schlussendlich für die Beendigung der Veranstaltung durch Daniel Weigl und die anschließende Weiterreise mit dem Bus nach Hof, wo um 16 Uhr eine „stationäre Kundgebung“ des „Freien Netz Süds“ stattfinden sollte. Etwas nach 14 Uhr ging die rechtsextreme Veranstaltung schließlich zu Ende.
Hintergrund des Aufmarsches der offiziell unter dem Motto „Gegen staatliche Willkür“ stand, sich inhaltlich tatsächlich aber eher mit dem Thema „Zeitarbeit“ auseinandersetzte, war ein ursprünglich geplanter Neonazi-Infostand in Schwandorf, der von der Stadt allerdings mit Verweis auf die Drei-Tages-Frist beim Anmelden untersagt wurde. Daraufhin wurde eine Demonstration unter dem Motto „Gegen staatliche Willkür“ angezeigt, die zu Anfang noch eine Zwischenkundgebung am Oberen Marktplatz beinhalten sollte. Nach einem Veto des Landratsamts sollen die Neonazis darauf aber verzichtet haben. Bekannt geworden war der Aufzug am Freitag.
Zum Abschluss zog die Polizei ein sehr positives Fazit. „Die Versammlung in der Schwandorfer Innenstadt verlief friedlich. Es kam lediglich zu kurzfristigen Verkehrsbeeinträchtigungen“, so der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Stefan Hartl, in seiner Erklärung. Und auch für die Schwandorfer Bürger dürfte der Tag erfolgreich verlaufen sein. Sehr klar haben sie zum Ausdruck gebracht, dass Schwandorf eine bunte und weltoffene Stadt ist, in der neonazistische Ideologien und Personen nichts verloren haben!