Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Bayern-NPD laufen die Mitglieder davon

 

Mitglieder vom Freien Netz Süd bei einem Aufmarsch am 1.Mai in Hof © Johannes Hartl

Nachdem mit Daniel Weigl, Robin Siener und Simon Preisinger bereits drei führende NPD-Kader aus der Oberpfalz aus der rechtsextremen Partei austraten und ihrem Bezirksverband den Rücken kehrten, folgen nun einige andere bayerische Neonazis diesem Beispiel. Es scheint, als könnte die Bayern-NPD bald ein ernstes Problem bekommen.

Angefangen hatte alles mit einem „Offenen Brief“ dreier NPD-Kader aus der Oberpfalz, der am gestrigen Montag, den 7. Mai, bekannt geworden war. In dem Schriftstück übten Weigl, Siener und Preisinger scharfe Kritik an dem derzeitigen NPD-Landesvorsitzenden Ralf Ollert und kritisierten, dass sich die NPD allmählich zur „Systempartei“ entwickle. Ganz offensichtlich störten sich die Rechtsextremisten, die alle zusammen auch in dem bayernweit agierenden neonazistischen Kameradschaftsnetzwerk „Freien Netz Süd“ aktiv sind, an dem seriöseren Image, dass von der Partei angestrebt wird, um auch unentschlossene, rechtsoffene Wähler für die Ziele der NPD zu gewinnen. Weiterhin bemängelten sie in ihrem Brief, dass an den „Grundprinzipien der NPD herumgefeilt“ werde und empörten sich darüber, dass die NPD Auftritte von Rechtsterroristen wie Martin Wiese und Karl-Heinz-Hoffmann nicht gestattet. „Aus diesen Gründen – und es gäbe noch zahlreiche hinzuzufügen – legen wir alle Ämter nieder und treten mit dem heutigen Tag aus der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) aus“, schrieben die Neonazis in ihrem Brief.

Davon ließen sich nun ganz offensichtlich auch einige andere bayerische Neonazis inspirieren. Wie das „Freie Netz Süd“ auf seiner Homepage mitteilt, hätten mehrere Kader der rechtsextremen NPD ebenfalls ihren Austritt aus der Partei erklärt. Unter den Ausgetretenen befinden sich neben Matthias Bauerfeind (Bezirksvorsitzender NPD-Unterfranken) und seinem Stellvertreter auch Rechtsextremisten aus Oberbayern, wie etwa Roy Asmuß mitsamt des NPD-Kreisvorstands in Altötting und ein Freisinger Neonazis, der als „Bezirksvorstandsmitglied“ tätig gewesen sein soll. Außerdem ausgetreten ist Sebastian Schmaus, Stadtrat der NPD-Tarnorganisation „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA), der sich zusammen mit Ralf Ollert in Nürnberg das Mandat der BIA teilt. Alle namentlich genannten Neonazis, die die Partei verließen, waren zudem bereits im Vorfeld in Zusammenhang mit dem „Freien Netz Süd“ aufgefallen. So beteiligten sich beispielsweise sowohl Matthias Bauerfeind als auch Roy Asmuß am 1.-Mai-Aufmarsch des FNS in Hof. Und Sebastian Schmaus fungiert nicht selten als „Anti-Antifa-Fotograf“ des „Freien Netz Süds“.

Als Gründe für den Austritt der Kader werden in dem Artikel des FNS unter anderem „stalinistische Überwachung durch die Parteizentrale“ und die „Kriminalisierung nationaler Strukturen“ durch Ollert sowie der angebliche „Multi-Kulti-Kurs der NPD-Bayern“ angegeben. Eine maßgebliche Verantwortung bekommt ebenso der neue NPD-Bundesvorsitzenden Holger Apfel, der mit seinem Kurs der „seriösen Radikali-tät“ der Neonazi-Partei ein neues Image verpassen wollte. Ihm wird die Verantwor-tung für „Parteiaustritte auch langjähriger Mitgliedern und Amtsinhaber bei den Nationaldemokraten in Bayern“ zugeschrieben. Aktiv bleiben wollen die Neonazis aber weiterhin und auch die komplette „Zusammenarbeit“ mit der Partei müsse dadurch nicht beendet sein, wie die Rechtsextremisten durchblicken lassen.

Dass aktuell derzeit viele Neonazis der NPD entsagen und sich lieber den Kameradschaften und deren Dachverband, dem „Freien Netz Süd“, zuwenden, dürfte vor allem zwei Aspekte zu Tage fördern: Einerseits eine deutliche Stärkung des „Freien Netz Süds“, dass die NPD bayernweit in der Szene ohnehin in der Bedeutung überholt hat, andererseits eine deutliche Schwächung der Bayern-NPD, die hierdurch immerhin mehre Kader verliert, die zuvor führende Funktionen übernommen haben.

Wie sich diese Situation weiter entwickeln wird, oder ob sie sich gar noch zuspitzt, gilt es wohl abzuwarten. Ein herber Schlag für die NPD in Bayern dürfte es aber allemal sein.