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Streit um Ausstellung von Nazimaler

 

Dr. Dieter Pesch bei der Ausstellungseröffnung vor Werken Werner Peiners © Max Bassin

Keine Kunstausstellung in der Eifel dürfte so umstritten und kaum eine Eröffnung so stark beachtet gewesen sein. In Gemünd eröffnete am 20. Mai die Ausstellung „Kunst im Nationalsozialismus. Werner Peiner – Verführer oder Verführter“ des Fördervereins Maler der Eifel. Während der Kurator der Ausstellung, Dr. Dieter Pesch, darauf pocht vor dem Nationalsozialismus mit einer kritischen, wissenschaftlich begründeten Ausstellung aufklären zu wollen, zweifeln Protestierende vor dem Museum an Form und Inhalt dieser Aufklärung und befürchten die Ausstellung könne rechtsaffines und neonazistisches Klientel anlocken.

Ab 1936 leitete Werner Peiner die Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg in der Eifel und nahm Aufträge namhafter Nazis entgegen. 1944 wurde er von Adolf Hitler in die Sonderliste der Gottbegnadeten-Liste mit den 12 wichtigsten bildenden Künstlern aufgenommen. Nach dem Krieg folgten Internierung und Beschlagnahmung seines Besitzes. Seinen Lebensabend verbrachte er als eher unbedeutender Künstler in Leichlingen.

Laut Pesch stimmte Peiner bereits 1921 mit Grundzügen des nationalsozialistischen Kunstverständnisses überein. „Die Gemälde, die bei seinen bürgerlichen Kunden im Rheinland problemlosen Absatz gefunden hatten, passten in das von den NS-Machthabern angedachte Schema einer neuen deutschen Kunst“, unterstreicht Pesch darüber hinaus die Kompatibilität Peiners Kunst mit dem Nationalsozialismus. Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stellt Pesch fest: „Peiner zog keine Lehren aus dem Untergang des Naziregimes“. Überraschend bilanziert der Kurator: „Es war sein Hang nach Ruhm und Geld, der ihn verführte. Nicht der Nationalsozialismus“.

Kritik an inhaltlicher Ausrichtung der Ausstellung

Das will Jonathan Klick, Sprecher der Grünen Jugend im Kreis Euskirchen, so nicht stehen lassen. „Mit dem Titel ‚Verführer oder Verführter‘ wird schon stark relativiert. Damit wird geleugnet, dass sich Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus frei entscheiden konnten, ob sie Nazis werden oder sich den Nazis widersetzen“. Schließlich zeige etwa das Beispiel des Malers Otto Pankok, dass sich auch Eifler Künstler den Nationalsozialismus nicht zu Eigen machen mussten. Werner Peiner dagegen, habe sich aus ideologischer Nähe ganz bewusst nicht widersetzt. Außerdem bemängelt Klick, dass „es sich hierbei nicht – wie vom Kunstforum behauptet – um eine reine historische Dokumentation handelt, sondern um eine Kunstausstellung“. Unverhältnismäßig findet er es, dass im Museums zwar annähernd 80 Werke aber nur 30 Schrifttafeln, die Peiners Lebensweg beleuchten, ausgestellt sind, wodurch der Charakter einer Kunstausstellung gegeben sei.

„Wenn überhaupt so eine Ausstellung gemacht wird“, kritisiert Bündnismitglied Nathalie Konias die Ausrichtung der Ausstellung, „dann in einer kritischen Auseinandersetzung und in einer Gegenüberstellung mit dem, was von den Nazis als ‚entartete Kunst‘ bezeichnet worden ist und nicht als Alleinausstellung. Denn dann wird es doch eine Hommage an Peiner“. Wäre es tatsächlich um eine solche kritische Ausstellung gegangen, hätte das Kunstforum ja mit den engagierten Bündnismitgliedern von „Eifel gegen Rechts“ kooperieren können. Dieses Angebot hatte der Ausstellungskurator jedoch nicht genutzt. So schaffe das Kunstforum mit der Peiner-Ausstellunnng lediglich einen weiteren Anlaufpunkt für Anhänger der rechten Ideologien. „Das brauchen wir nicht!“. Damit spielt sie auf die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang an, die auch ein beliebtes Ausflugsziel für Neonazis ist. Erst Ende April traten abermals Neonazis, diesmal aus Hamm, Paderborn und Unna eine gemeinsame „Kulturfahrt“ hierhin an.

Kulturprogramme der örtlichen Bündnisse gegen Rechts

Vor dem Kunstmuseum haben sich neben Mitgliedern der Grünen Jugend und Nathalie Konias noch etwa zwanzig weitere Mitglieder des Bündnisses „Eifel gegen Rechts“ zu einer Kundgebung versammelt, die mit Reden, Alternativkunst und -kultur einen Gegenpol zur Museumsausstellung schaffen wollten. Für künstlerische Performance sorgen unter anderem der Kabarettist Hubert vom Venn, Klaus der Geiger und das Rap-Duo Nic Knatterton & Johanna.

Wenige Meter entfernt, im evangelischen Gemeindezentrum, zeigt das „Eifeler Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt“ die Rauminstallation „Dinner-Tribunal der Entarteten“ des Künstlers Karl von Monschau. Ziel sei es, Besuchern zu zeigen, was im Nationalsozialismus passiert ist, Erinnerungen zu wecken, mit Blick auf die Zukunft zu mahnen und ein Nachdenken über die Verbrechen Nazideutschlands anzuregen, erläutert Gisela Gutterer den Kerngedanken der Installation. „Uns fehlt der Gegenpol“ kritisiert auch André Kaudel vom Eifler Bündnis die Peiner-Ausstellung. „Was war mit den Menschen, die getötet worden, die von den Nazis verschleppt wurden für ihre Kunst?“. An diese Menschen erinnert in Gemünd heute tatsächlich nur die Kunstinstallation.