Das Pressefest des Deutsche Stimme-Verlags findet im August auf gepachtetem Privatgelände im Landkreis Uecker-Randow statt. Außerdem bietet ein neues Veranstaltungshaus Platz für weitere Treffen.
Von Andrea Röpke, zuerst erschinen beim blick nach rechts
Im Dörfchen Viereck in Vorpommern soll am 11. August das diesjährige Pressefest des Deutsche Stimme-Verlags an einem umgebauten Schweinestall durchgeführt werden. Während in den Jahren 2010 und 2011 noch über 2000 braune Gäste nach Sachsen reisten, stellen sich die Veranstalter in diesem Jahr aber nur noch auf die Hälfte ein.
Auf dem abgelegenen Gelände nahe Pasewalk, am Gehege Nr. 3, werden schon seit 2009 Konzerte und Treffen abgehalten, berichtet der Anklamer Präventionsexperte Günther Hoffmann. Der Besitzer des Stalls hat das umgebaute Gebäude an den Verein „Sport- und Kulturwiese e.V.“ verpachtet. Ein Tarnverein, so Hoffmann, in dessen Satzung als Zweck „die Förderung der Jugendhilfe“ stehe. Dies solle über scheinbar harmlose Themen wie Verkehrserziehung, sportliche und musikalische Veranstaltungen, den Umgang mit Tieren oder der Bekämpfung des Drogenmissbrauchs erreicht werden.
Musikalisches Rahmenprogramm mit „Lunikoff-Verschwörung“
Der Szenekenner hat nachgewiesen, dass einige Mitglieder des Vereins regional bekannte Mitglieder der NPD sind. Konzerte und Veranstaltungen in Viereck wurden in der Vergangenheit vom „Jugendbund Pommern“, der Nachfolgeorganisation des „Heimatbunds Pommern“ um Henry Schenz aus Eggesin abgesichert. 2010 und auch 2012 war es der Polizei gelungen, zwei Konzerte mit Neonazi-Bands auf dem Gelände zu verhindern.
Organisiert wird das diesjährige Spektakel des NPD-Parteiverlags maßgeblich von Eckart Bräuniger, einem Hardliner aus Berlin. Zu den angekündigten Rednern zählen unter anderem der Parteivorsitzende Holger Apfel, der mecklenburgische Fraktionschef Udo Pastörs, der letzte Bundesführer der verbotenen „Wiking-Jugend“ Wolfram Nahrath sowie die neue Vorsitzende des „Ring Nationaler Frauen“ (RNF), Sigrid Schüßler, aus Bayern. Zum musikalischen Rahmenprogramm sollen die völkisch-nationalistischen Liedermacher Frank Rennicke und Jörg Hähnel, Mittelalter-Gaukler, eine Volksmusiktruppe, sowie vor allem die „Lunikoff-Verschwörung“ des ehemaligen „Landser“-Sängers Michael Regener, Ken Mc Lellan, Sänger von „Brutal Attack“, „Wiege des Schicksals“, eine einheimische Band aus Bargischow, die Gruppe „Faust“ aus Frankfurt am Main und „Sachsonia“ aus Dresden gehören.
Zahlreiche Immobilien in den Händen von Neonazis
In Vorpommern spielen im Innercircle der kommunal verankerten Neonazi-Szene weniger die NPD eine Rolle als viel mehr die radikal völkischen Strukturen von „Freies Pommern“ und seiner Ableger. Ebenso breiten sich seit einigen Jahren mit Konzerten und Musikvernetzungen Anhänger der „Hammerskin Nations“ in der Region aus. Zahlreiche Immobilien sind bereits an die Neonazis gegangen. Protest und Widerstand gegen deren Veranstaltungen wie braune Kinderfeste oder politische Schulungen gibt es so wie keinen.
Auch im westlichen Mecklenburg verfügen NPD und Freie Kräfte, neben dem Thing-Haus in Grevesmühlen, über eine neue Veranstaltungsstätte. Ende Mai referierte der sächsische Landtagsabgeordnete Arne Schimmer in dem ehemaligen Hotel Stadt Hamburg mitten in Lübtheen. Dort hatten Marianne Pastörs sowie deren Schwiegersohn gleich neben dem NPD-Bürgerbüro mehrere Häuser erworben. Das Hotel wurde seit Monaten von Rechten saniert. Inzwischen sollen dort auch Skatabende und Bürgerberatungen stattfinden.