Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat das niedersächsische Innenministerium einen Anstieg der rechtsextremen Straftaten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres verzeichnet. Kurz darauf zeigen brutale Angriffe von Neonazis, dass sich auch die Gewalttaten in Niedersachsen fortsetzen. Zuerst erschienen auf www.bnr.de
53 rechtsextreme Gewaltdelikte sind der Polizei in Niedersachsen im ersten Halbjahr 2012 bekannt geworden, damit haben Neonazis in den ersten sechs Monaten landesweit beinahe an jedem dritten Tag eine Gewalttat begangen, bei dem Großteil handelt es sich um Körperverletzungen. Die wirkliche Zahl dürfte höher liegen, denn noch stehen die Nachmeldungen für diesen Zeitraum aus.
Dass die Gewalttaten nicht abreißen, zeigt ein Blick in die Region Hannover, wo Neonazis vermeintlich politische Gegner angegriffen und zwei Männer mit Messerstichen verletzt haben. Der erste Vorfall ereignete sich am Freitagabend auf dem Opernplatz in der Hannoveraner Innenstadt, wo die Initiative „Nazis die Räume nehmen“ mit einem Stand auf die zunehmende Agitation von Neonazis aufmerksam machen wollte. Als drei Männer den Stand abbauen wollten, wurden sie nach eigenen Angaben von mehreren Neonazis mit Flaschenwürfen und Pfefferspray angegriffen. Der 18-jährige Lukas R. soll mit einem Messer nach dem Standbetreiber gestochen haben, der nur durch Glück unverletzt blieb.
Verbot von „Besseres Hannover“ gefordert
Drei Stunden später schlugen drei der Angreifer in dem etwa 30 Kilometer entfernten
Barsinghausen erneut zu, wo eine Feier zur Wiedereröffnung eines Jugendraums stattfand. Der Treffpunkt war in den letzten neun Monaten wiederholt von Neonazis unter anderem mit einem Brandsatz angegriffen worden. Nach Augenzeugenberichten griffen R. und drei weitere Neonazis in unmittelbarer Nähe des Jugendraumes alternativ wirkende Jugendliche an, einer soll von R. mit einem Messer bedroht, ein 18-jähriger damit im Gesicht und am Rücken verletzt worden sein.
Der mutmaßliche Täter und zwei seiner Begleiter werden zu der etwa 35-köpfigen Gruppierung „Besseres Hannover“ gezählt, die als die landesweit aktivste Neonazi-Gruppe gilt (bnr.de berichtete), seit ihrer Gründung im Jahr 2008 wurden 23 Strafverfahren gegen Neonazis aus der Gruppierung und ihrem Umfeld eingeleitet. Erst im vergangenen Monat hatten Landtagsabgeordnete von SPD und der Linksfraktion Innenminister Uwe Schünemann aufgefordert, ein Verbot von „Besseres Hannover“ zu prüfen. Nach den Angriffen beteiligten sich am Samstagabend knapp 350 Personen an einer Spontandemonstration mit dem Motto „Nazigewalt geschlossen entgegentreten“, die Polizei spricht von 250 Teilnehmern