In die Umtriebe des rassistischen Geheimbunds Ku-Klux-Klan (KKK) in Baden-Württemberg war nach Informationen des Tagesspiegels der Verfassungsschutz verstrickt. Ein V-Mann des Landesamtes für Verfassungsschutz sei Gründer und Anführer der Gruppierung „European White Knights of the Ku Klux Klan – Realm of Germany“ gewesen, war am Mittwoch in Sicherheitskreisen zu erfahren. Der rechtsextreme Spitzel habe die Organisation vom Oktober 2000 an aufgebaut und geleitet, hieß es.
Von Tagesspiegel-Autor Frank Jansen
Kurz nach der Gründung wurde der V-Mann in den USA von der Gruppierung „Mississippi White Knights of the Ku Klux Klan“ zum „Grand Dragon“ und damit zu einem Anführer des international agierenden Ku-Klux-Klan ernannt.
Der Geheimbund war im 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten nach dem Bürgerkrieg entstanden und hat sich in viele Gruppierungen aufgespalten. Der „Realm“-Ableger in Deutschland existierte bis etwa Anfang 2003 und hatte ungefähr 20 Mitglieder in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.
Zu der V-Mann-Geschichte wollte sich Baden-Württembergs Innenministerium am Mittwoch nicht äußern. Aber Ressortchef Reinhold Gall (SPD) berichtete dem Innenausschuss des Landtags, ein Beamter des Landesamtes für Verfassungsschutz stehe im Verdacht, im Jahr 2002 „anonym vertrauliche Informationen“ an den Anführer der deutschen KKK-Filiale gegeben zu haben. Der Beamte sei in eine andere Behörde versetzt worden. In Sicherheitskreisen hieß es, der Verfassungsschützer habe den KKK-Mann aus Schwäbisch Hall gewarnt, seine Telefonate würden vom Nachrichtendienst abgehört. Gall, der für die Sitzung des Innenausschusses auf eine Türkei-Reise verzichtete, hat die für den Verfassungsschutz zuständige Abteilung im Ministerium beauftragt, bis zum 23. Oktober einen umfassenden Bericht zu liefern.
Im Juli war bereits bekannt geworden, dass zwei Polizisten aus Baden-Württemberg von 2001 bis 2002 in engem Kontakt zu den „European White Knights of the Ku Klux Klan – Realm of Germany“ gestanden hatten. Die Erkenntnisse ergaben sich im Rahmen der Ermittlungen zu dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter. Die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten im April 2007 Kiesewetter in Heilbronn erschossen und einen weiteren Polizisten lebensgefährlich verletzt.
Die Beamten mit Kontakt zum Ku-Klux- Klan waren Kollegen Kiesewetters. Einen Zusammenhang zwischen den Aktivitäten der Beamten in einer rechtsextremen Organisation und dem Mord an der Polizistin sehen Ermittler im NSU-Komplex bislang nicht.