Immer wieder hat der Störungmelder in der Vergangenheit über die militante Neonazi-Szene im thüringischen Nordhausen berichtet. Nun ruft der Verein „Jugend für Dora“ in einem offenen Brief dazu auf, sich gegen neonazistische Umtriebe zu wehren und lädt zu einem Vernetzungs- und Kreativtreffen ein. Wir dokumentieren nachfolgend den Aufruf der „Jugend für Dora“.
Seit vielen Jahren müssen wir in Nordhausen das Entstehen und Wachsen einer militanten Neonaziszene beobachten. Dass 2009 auch noch mehrere Vertreter der NPD in Stadt- und Kreistag einzogen, erscheint dabei nur die absehbare Folge gewesen zu sein. Wirft man einen Blick zurück auf die letzten Jahre, zeigt sich ein Bild der Stadt, welches schon lange nicht mehr akzeptabel ist: Friedhöfe werden geschändet, Fackelmärsche für nationalsozialistische Kriegsverbrecher durchgeführt und immer wieder Menschen angegriffen. In den letzten Jahren fanden zahlreiche Angriffe durch militante Neonazis statt. Angegriffen wurden dabei völlig verschiedene Menschen; vom Kneipenbesucher über Polizisten bis hin zur Oberbürgermeisterin der Stadt. Das Selbstbewusstsein der Szene in Nordhausen ist so stark, dass am helllichten Tag auf einem Volksfest auf Bürgermeister Matthias Jendricke eingetreten werden kann und außer einem stillen Aufschrei nichts passiert. All dies ist Realität in unserer Stadt. Eine Realität, die zur Normalität geworden ist. Wie weit dies auch in die Stadt hinreicht, zeigte sich im September 2012, als offengelegt wurde, dass ein junger Mann aus dem Umfeld der extrem rechten Szene sogar als Auszubildender in der Stadtverwaltung beschäftigt ist.
Die Empörung findet sich zumeist nur in der überregionalen Presse und scheint in der Stadt selbst keine Folgen zu haben. Die erschreckend naive Berichterstattung der Regionalpresse degradiert Menschen, die gegen Neonazis demonstrieren, gleich zu „Linksradikalen“ und schafft damit ein Klima, in dem jedes demokratische Engagement im Vorfeld diskreditiert wird. Dabei geht es bei Protesten gegen Neonazis doch um nichts weiter als die Verteidigung demokratischer Werte. Wir fragen uns, ob die Menschen in Nordhausen vergessen haben, was hinter Begriffen wie „Neonazi“ steht und welche Ideologie geschmierte Hakenkreuze beinhalten.
Wir können all dies nicht mehr einfach so hinnehmen! Wir wollen nicht weiter zusehen, wie in unserer Stadt eine neonazistische Szene zur wichtigsten Jugendkultur wird und Menschen Angst haben, sich zu engagieren. Durch Gespräche wissen wir, dass es viele Menschen in Nordhausen gibt, die dies ähnlich sehen und an diese wenden wir uns heute. Wir, Jugend für Dora e.V., möchten alle, die sich gegen Neonazis in Nordhausen engagieren wollen, aufrufen, sich mit uns für eine demokratische, eine offene Stadtkultur ohne Angst einzusetzen. Wir laden euch alle zu einem Vernetzungs- und Kreativtreffen am Montag, den 25. März 2013 um 18:30 Uhr in die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora ein. Dort wollen wir mit euch überlegen, was wir gemeinsam auf verschiedenen Wegen gegen die momentanen Zustände unternehmen können.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.