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Braune Pennäler und arische Akademiker

 

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Junge Burschenschafter kamen zur Säbel-Mensur ins Haus der
 Burschenschaft Germania Königsberg zu Hamburg.

Hamburg: Neofaschistische Schüler-Burschenschaft veranstaltete Zweikampf mit Säbeln. NPD-Kandidat zu Gast. Am selben Tag trafen sich die radikalsten studentischen Burschenschafter aus Deutschland und Österreich in der Stadt. Ein Gastbeitrag von Felix Krebs.

Im vornehmen Hamburger Viertel Rotherbaum kamen am Samstag ca. 40 Burschenschafter in die Villa der Burschenschaft Germania Königsberg zu Hamburg um eine spezielle Form des burschenschaftlichen Zweikampfs, eine sog. Hatz zwischen der Schülerverbindungen Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg und der Gymnasialen Burschenschaft Germania zu Kiel zu besuchen. Unter den via Facebook angekündigten Gästen befand sich auch ein Top-Kandidat der NPD. Zur letzten Bürgerschaftswahl 2011 kandidierte Björn J. Neumann auf Platz zwei der Nazipartei.  Bevor er im Burschenhaus in der Heimhuderstraße begrüßt wurde, griff er allerdings einen Pressevertreter an und versuchte ihn am Fotografieren zu hindern. Nicht der einzige Angriff an dem Tag. Zuvor wurde auch ein Mitglied der Germania Königsberg unter den Augen der Polizei handgreiflich gegenüber dem Fotografen.

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Auch der NPD-Kandidat Björn J. Neumann kam. (Hier im Wahlkampf 2. v.l.)

Da die Schülerburschenschaft Chattia über kein eigenes Haus verfügt, quartierte sie sich schon öfters bei anderen, studentischen Burschenschaften ein, diesmal in der weißen Villa der Königsberger.  Der das Ganze jetzt unangenehm ist, denn nicht nur NPD-Mann Neumann wird im aktuellen Verfassungsschutzbericht der Stadt Hamburg namentlich erwähnt. Die Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg füllt dort gar ein ganzes Kapitel, wegen ihrer Kontakte zur NPD und ihrer neofaschistischen Aktivitäten.

Schülerburschenschaften schlagen ihre Mensuren mit Säbeln auf den nackten Oberkörper. Ein blutiger Kampf, der auch in den Kreisen von Studentenverbindungen umstritten ist. Hinzu kommt, dass man z.B. in der Chattia schon ab 16 Jahren mitmachen kann, also noch nicht volljährig ist. Das Interesse war trotzdem groß und schon Tage zuvor hatten zahlreiche Gäste auf der Facebookseite der braunen Pennalie ihr Kommen angekündigt, darunter auch welche aus dem bürgerlichen Lager. Leif-Erik T. wurde im Mai 2012 in den Vorstand der Jungen Liberalen im Kreis Rendsburg-Eckernförde gewählt und Jens K. kommt nicht nur aus der Burschenschaft Germania Königsberg, sondern kandidierte, wie auch weitere seiner Bundesbrüder, vor einigen Jahren für den CDU-nahen Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Hamburg.

Seine Verbindung stellte ihre Räume zwar in der Vergangenheit auch schon mal für Vorträge von intellektuellen Nazis zur Verfügung, gilt aber eigentlich nicht als rechts außen. Zu Veranstaltungen waren in den letzten Jahren z.B. ein Bundesminister a. D. aus der SPD, der Leiter des Studentenbereiches der Bundeswehruniversität und der Hamburger Weihbischoff in die Germania Königsberg eingeladen.

Arische Akademiker

Dass zu der  Säbel-Mensur der Schülerburschenschaften auch viele studentische Burschenschafter und Alte Herren kamen, ist kein Zufall. Am Nachmittag des gleichen Tages trafen sich die radikalsten akademische Burschenschafter aus Deutschland und Österreich im Haus der Hamburger Burschenschaft Germania in der Sierichstraße zu einer Strategiesitzung. Und zu ihrer Erbauung wurde ihnen der Besuch der Hatz am Vormittag vorab empfohlen.

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Mensur-Ausrüstung für das Säbelfechten auf den nackten Oberkörper
wird ins Haus getragen.

Im Dachverband der rechten Akademiker, der Deutsche Burschenschaft (DB) schwelt seit Jahren ein Streit darüber, wie die Zugehörigkeit zum Deutschtum zu definieren sei. Nach Staatsbürgerschaft sowie Bekenntnis zum Grundgesetz und „deutscher Leitkultur“, wie der konservative Flügel meint, oder nach Abstammung, wie es das innerverbandliche Kartell Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) möchte. Als der Konflikt 2011 durch Spiegel-online unter der Schlagzeile „ Burschenschafter streiten über Ariernachweis“ öffentlich gemacht wurde, registrierten erstmals breite Kreise, dass es in der DB ein erhebliches völkisches Potential gibt. Burschenschafter aus der extrem rechten BG trafen sich nun im Haus der Hamburger Burschenschaft Germania zu einer Sitzung um sich auf den kommenden Burschentag im Juni, dem Treffen aller Burschenschaften aus der DB, vorzubereiten. Denn dann soll in Eisenach endgültig entschieden werden, wie das Prinzip des „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ der Burschen fortan definiert werden soll, sprich ob ein Neumitglied arischer Herkunft sein muss.

Die Burschenschaftliche Gemeinschaft

Die BG wurde 1961 als pressure-group im Gesamtverband DB gegründet und verfolgte zwei wesentliche Ziele. Erstens die Aufnahme der österreichischen Burschenschaften in die „Deutsche“ Burschenschaft, dieses erreichte sie 1971. Und zweitens die völkische Auslegung des sog. „volktumsbezogenen Vaterlandsbegriff“, ein zentrales Ideologem in der Verfassung der DB. Die Definition des „Volktums“ nach Rassekriterien soll einerseits die Vermischung mit als „undeutsch“ empfundenen Studenten verhindern und andererseits erlaubt diese, das Vaterland als unabhängig von bestehenden völkerrechtlichen Grenzen zu betrachten.

Der SPD-Bundesvorstand kennzeichnete die BG 2006 als „völkischen Kampfverband,“ ihre Programmatik als „eindeutig biologistisch, völkisch und großdeutsch“ und verbat Sozialdemokraten die Mitgliedschaft in der BG.  Die völkischen Bestrebungen von einzelnen Bünden der BG werden auch von den Inlandsgeheimdiensten Deutschlands und Österreichs beobachtet. Verschiedene Einzelburschenschaften der BG fielen in der Vergangenheit immer wieder durch neofaschistische Veranstaltungen, Äußerungen oder Handlungen auf:

–         Die Aktiven (Studenten) der Burschenschaft Danubia wurden 2001 – 2006 und werden aktuell wieder seit 2012 vom bayrischen Verfassungsschutz beobachtet.

–         Die Wiener Burschenschaft Olympia stand unter Beobachtung des dortigen Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung und war zeitweise wegen terroristischer Aktivitäten behördlich aufgelöst worden.

–         Die Wiener Burschenschaft Teutonia, feierte Ende 2012 einen Festkommers zu Ehren Georg Ritter von Schönerers. Dieser war radikaler Antisemit, Begründer der völkisch-nationalistischen Alldeutschen Bewegung in Österreich und inspirierte mit seinen Ideen Adolf Hitler.

–         Die Bonner Burschenschaft der Raczeks forcierte den aktuellen Streit um die Abstammung, in dem sie 2011 forderte eine andere Burschenschaft auszuschließen, weil diese ein Mitglied mit Migrationshintergrund hatte.

Die Gastgeber: Offen auch für die NPD

Auch die gastgebende Hamburger Burschenschaft Germania fiel in der Vergangenheit immer wieder durch neofaschistische Verbindungen und Aktivitäten aus. Bei ihr waren bis vor einigen Jahren noch Mitglieder der Hamburger NPD und andere Neonazis organisiert. Im Januar 2012 lud sie Jürgen Schwab zu einem Vortrag „Die Manipulation des Völkerrechts“ ins Haus. Der braune Ideologe Schwab verließ 2004 die NPD, weil sie ihm zu parlamentarisch wurde. Als Gast zu der angekündigten Veranstaltung kam auch der niedersächsische NPD-Vize Matthias Behrens.  Das nachfolgende negative Medienecho hielt die schlagende Verbindung jedoch nicht davon ab, im Oktober 2012 erneut einen extrem rechten Publizisten einzuladen. Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur der Zeitschrift ZUERST!, welche bei ihrem ersten Erscheinen im Dezember 2009 vom Baden-Württembergischen Verfassungsschutz in einem Online-Beitrag als „neues rechtsextremistisches Nachrichtenmagazin“ vorgestellt wurde. Dass das Treffen der arischen Akademiker aus Deutschland und Österreich nun in ihren Räumen stattfand ist kein Zufall. Die Germania ist für das Geschäftsjahr 2012/2013 Vorsitzende Burschenschaft der BG. In dieser Eigenschaft ist sie selbst innerhalb des völkisches Kartells noch um den rechten Kurs bemüht, denn auch hier gibt es Überlegungen u.a. wegen des politischen Schadens für den Dachverband DB, die BG aufzulösen. Nicht jedoch mit der Germania. Sie will den rechten Kampfverband unbedingt erhalten und weiterhin gegen „widernatürlichen Zeitgeist“ und „Überfremdung“ kämpfen.

Am Wochenende kam in Hamburg zusammen, was zusammengehört: Akademiker die einen Ariernachweis wollen und ihr potentieller Nachwuchs aus einer braunen Schülerverbindung.

Gastbeitrag von Felix Krebs