Eine Wahlkampfkundgebung der NPD in Koblenz endete am Donnerstag mit einer Pleite für die neonazistische Partei. Die 13 angereisten Rechten wurden mit Rufen, Transparenten und Schildern, aber auch mit Eiern, Plastikflaschen und Dosen an einer ungestörten Wahlkampfveranstaltung gehindert. Fragen wirft der Polizeieinsatz auf: zeitweise gab es keine polizeiliche Trennung von NPD und der Gegendemonstration, mehrmals konnten weitere Neonazis in die Gegenkundgebung gelangen und dort provozieren. Journalisten wurde der Zugang zur rechten Kundgebung von höchster Stelle untersagt.
Als das Wahlkampf-„Flaggschiff“ um 15.20 Uhr auf dem Zentralplatz in der Koblenzer Innenstadt einbiegt stehen weder Absperrgitter der Polizei, noch eine angemessene Anzahl Beamter am Kundgebungsort. Aus den beiden Begleitfahrzeugen steigen martialisch gekleidete Neonazis aus: der Ordnerdienst der NPD. Ein halbes Dutzend Nazi-Securities stellen sich zwischen ihre Fahrzeuge und die etwa 250 Gegendemonstranten. Vereinzelt stehen zu diesem Zeitpunkt Beamte am Rand des Geschehens. Erst um 15.48 zieht die Bereitschaftspolizei eine Kette zwischen Linken und Rechten auf. Bis dahin konnte man den Eindruck gewinnen, die Nazi-Securities hätten die Aufgabe der Polizei übernommen eine räumliche Trennung zwischen den politischen Lagern vorzunehmen. Als Redner treten Ricarda Riefling, Karl Richter und Sebastian Schmidtke in Koblenz ans Mikrofon. Zeitweise muss der Ordnerdienst Schirme aufspannen, damit die Redner nicht von Eiern, Plastikflaschen oder Dosen getroffen werden.
Ausgewiesene Journalisten, die hinter die aufgezogene Polizeiabsperrung zur NPD-Versammlung wollten, wurde der Zugang vom diensthöchsten Beamten vor Ort untersagt. Eine Begründung hierfür gab er nicht, dies sei halt seine Entscheidung. Das bedeutet einen gravierenden Einschnitt in die Pressefreiheit, da ein freier Zugang zu Versammlungen eine existentielle Vorraussetzung für eine unabhängige Berichterstattung darstellt.
Problemlos gelang es einer Gruppe Neonazis von hinten in die Gegendemonstrantion hinein zu gelangen. Sie provozierte Antifaschisten und bedrängten einen Journalisten. Gegen manche dieser Neonazis wurde an diesem Tag im Landgericht Koblenz im Zusammenhang mit dem Prozess gegen das „Aktionsbüro Mittelrhein“ verhandelt. Das erste Mal kam die Gruppe um 15.37 zum Kundgebungsort, auch prominente Angeklagte in einschlägiger Szenekleidung. Ein zweites Mal bahnte sich eine personell ähnlich besetzte Gruppe um 16.30 den Weg durch die Gegendemonstration zur NPD-Kundgebung. Gerade wegen der eingesetzten Zivilbeamten und den vielen uniformierten Kräften ein unverständlicher Vorgang.
Brenzlig wurde es zum Ende der Versammlung noch einmal, als die linken Demonstranten dem abfahrenden NPD-Konvoi kurzerhand den Weg mit einer Sitzblockade versperrten. Nach einigen Minuten wurde der Konvoi von der Polizei dann in die entgegen gesetzte Richtung eskortiert – verfolgt von einigen Gegendemonstranten. Auch hierbei soll es zu Eierwürfen gekommen sein.
Allein das Ordnungsamt der Stadt Koblenz ist positiv hervorzuheben. In ihrem Auflagenbescheid hatten sie die maximal zulässige Lautstärke der NPD-Anlage geregelt. Die Reden bei vorherigen Kundgebungen z. B. in Köln und Siegburg wurden dagegen viel zu laut abgespielt.