Bei einer Razzia bei Neonazis in Erfurt, Crawinkel und Ballstädt hat das Landeskriminalamt Thüringen unter anderem Drogen und Maschinenpistolen beschlagnahmt sowie einen 27-jährigen aufgrund eines EU-Haftbefehls festgenommen. Die Ermittlungen dauern noch an.
Im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz hat das Landeskriminalamt Thüringen und die Staatsanwaltschaft Erfurt am Donnerstag Immobilien von Neonazis in Crawinkel, Ballstädt und im Erfurter Stadtteil Bischleben-Stedten durchsucht. Betroffen von der Razzia waren nach Angaben des LKA insgesamt vier Personen im Alter von 27, 29, 36 und 37 Jahren. Der 36-Jähirge Neonazi befand sich zum Zeitpunkt der Durchsuchung allerdings wegen einer Verurteilung wegen Körperverletzung bereits in Haft.
Die Behörden haben die Neonazis seit längerer Zeit im Fokus, „umfangreiche, verdeckte Strafprozessuale Maßnahmen“ sollen den Razzien vorausgegangen sein. Die vier Personen stehen laut LKA im Verdacht, Kontakte zu dem von Rechtsextremisten betriebenen „Objekt 21“ in Österreich unterhalten zu haben. Aus diesem Grund habe im Vorfeld der Maßnahmen in Thüringen auch Kontakt zu Ermittlungsbehörden nach Österreich bestanden. Die Betreiber des Objekts 21 im Nachbarland sollen für Delikte der Organisierten Kriminalität verantwortlich sein und sind deshalb in den Fokus der österreichischen Behörden geraten.
Bei der Razzia in Thüringen sind die Beamten auf zwei russische Sturmgewehre, zwei Maschinenpistolen der Marke UZI und einen Colt „Duble Eagle“ 9 mm sowie einen Schlagring gestoßen. Weiterhin wurden ein Springmesser, ein selbst gebauter Totschläger, zwei Schlagstöcke, ein paar Quarz-Handschuhe, 120 zum Teil verbotene Silvesterknaller und 15 Patronen Kaliber 9×19 mm beschlagnahmt. Außerdem entdeckten die Behörden als „Zufallsfund“ ein im Mai 2013 entwendetes Smartphone und 2g Amphetamin. Womöglich könnte es sich dem LKA zufolge bei den Sturmgewehren um Dekorationswaffen handeln, die weitere „waffenrechtliche Begutachtung“ der Gegenstände stehe jedoch derzeit noch aus.
Bei der Razzia ist ein 27-jähirger Neonazi festgenommen worden, weil gegen ihn anlässlich der Ermittlungen gegen das „Objekt 21“ ein EU-Haftbefehl vorgelegen hat. Bis zur Entscheidung des zuständigen Oberlandesgerichts über seine Auslieferung nach Österreich sitzt der Rechtsextremist jetzt in der JVA-Goldlauter, teilte das LKA gestern in einer Erklärung mit. Die weiteren Ermittlungen im Zusammenhang mit der Razzia dauern aktuell an, ein endgültiges Ergebnis liegt bislang nicht vor. Die Gegenstände müssen nun ausgewertet werden.
Die LINKE im Thüringer Landtags begrüßt die Razzia derweilen. Die Innenexpertin im Landtag, Martina Renner, sieht durch die Funde „erneut die tödliche Bedrohung von rechts offenbart“. Die Täter seien zudem keine „isolierten Einzeltäter“, sondern fest in die „europaweit agierende Neonazi-Netzwerke eingebunden“, erklärte Martin Renner.