Fünf Jahre nach der Eröffnung der Kneipe „Zum Henker“ in Berlin-Schöneweide ist die Schließung nun endgültig. Am letzten Märzwochenende räumten die ehemaligen Betreiber die Räumlichkeiten in der Brückenstraße. Am Montag, den 31. März begrüßten Mitglieder des Bündnisses für Demokratie Treptow-Köpenick, die Jugendinitiative Uffmucken und verschiedene engagierte Bürgern des Bezirks die Schließung.
Dem vorausgegangen waren in den vergangenen Jahren diverse Demonstrationen und Protestaktionen von Antifagruppen, lokalen Bündnisses und Initativen, die immer wieder die Kneipe oder die Hausverwaltung thematisiert hatten. Nach vier Jahren, im Jahr 2013, kündigte der Vermieter fristlos die Räume. Vor Gericht hatte aber nur die ordentliche Kündigung bestand, die mit Auslaufen des Mietvertrages möglich wurde.
Die Kneipe „Zum Henker“ wurde aus der rechten Szene betrieben und richtete sich ausschließlich an die rechte Szene. Mit der Eröffnung eröffnete sich die Kneipe schnell zum überregionalen Treffpunkt der rechten Szene, dort verkehrten mittlerweile verbotene Kameradschaften, wie der Frontbann24, immer wieder wurden vermeintlich alternative Menschen durch die Straße gejagt und verletzt. Es fanden Veranstaltungen statt, vor kurzem verkündete dort Udo Voigt seine Kandidatur auf Listenplatz 1 der NPD für die Europawahl.
Vor ungefähr zwei Jahren veröffentlichten Antifastrukturen eine Recherche unter dem Titel „Die braune Straße von Berlin“. Darin beschrieben waren verschiedene Geschäfte, Kneipen und Strukturen der rechten Szene, die in Schöneweide ein Netzwerk bildeten. Von den damals aufgedeckten Strukturen ist nun nur noch wenig übrig, die offen rechtsextremen Geschäfte sind dem ständigen Druck durch die Zivilgesellschaft und damit verbundenen Kündigungen gewichen. Der „Soziale Buchladen“ wurde gekündigt, das Rocker-Clubhaus „Dark7side“ wurde gekündigt, die Kneipe „Zum Henker“ wurde gekündigt, der Laden „Hexogen“ wird von seinem Betreiber Sebastian Schmidtke geschlossen – eine Kündigung hatte vor Gericht nicht standgehalten. Mit der Schließung dieser Geschäfte, verliert Schöneweide zwar nicht seine aktive Neonazi-Szene, aber die offenen Treffpunkte, die den Ortsteil zu einem Angstraum gemacht haben, werden deutlich spürbar weniger.
„Wir haben uns vor zwei Jahren nicht vorstellen können, dass sich Schöneweide in absehbarer Zeit verändern wird. Dass wir als Zivilgesellschaft durch unseren Druck tatsächlich die Schließung nahezu aller rechter Läden erreichen würden, haben wir nicht erwartet und sind nun um so glücklicher, dass dieser Schritt gemacht ist“, sagt Kati Becker vom Zentrum für Demokratie Treptow-Köpenick. „Die rechte Szene ist aber noch immer in Schöneweide zu Hause und wird sich andere Treffpunkte und Aktionsfelder suchen. Dabei werden wir sie nicht aus den Augen lassen.“