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Rechte Gewaltdrohungen vor Naziaufmarsch in Kreuzberg

 

Naziaufmarsch in Kreuzberg
Im Netz drohen Neonazis mit Angriffen auf Linke und Migranten, wie schon 2011 bei einem Aufmarsch in Kreuzberg.

Kurz vor dem geplanten NPD-Aufmarsch am Samstag in Berlin-Kreuzberg breitet die rechtsextreme Szene im Netz ihre Gewaltfantasien aus. Die Flüchtlingsproteste am Oranienplatz stehen im Mittelpunkt der Drohgebärden. „2000 Mann + Flammenwerfer würden die Ordnung schnell wiederherstellen, indem sie den ganzen Müll verbrennen“, schreibt ein Neonazi auf einer Szene-Plattform. Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz vor. Mehrere Tausend Gegendemonstranten werden erwartet.

Wie viele Rechtsextremisten letztendlich anreisen werden, ist noch unklar. Der im rechtsextremen Spektrum verhasste links-alternative Stadtteil als Aufmarschort wirkt aber offensichtlich zusätzlich mobilisierend. „Berlin ist immer noch die Hauptstadt! Damals die Hauptstadt des Deutschen Reiches und heute die Hauptstadt der BRD-Judenrepublik“, tönt ein User mit dem Nickname „Nationalsozialist“. Andere zitieren die Naziband Stahlgewitter, die sich die Waffen-SS zum Massenmord nach Kreuzberg zurückwünscht. „Eine Division nach Kreuzberg, eine Division in Schwarz. Keine Gnade mehr für Kreuzberg“, heißt es in dem Lied. „Hoffentlich bin ich noch jung genug wenn es endlich so weit ist, denn leider habe ich die letzte Reichskristallnacht verpasst“, kommentiert ein weiterer User.

Die von Anmelder Sebastian Schmidtke geplante Route direkt durch die Oranienstraße wurde von der Versammlungsbehörde nicht genehmigt. Jedoch dürfen die Neonazis eine Route ganz in der Nähe laufen, die immer noch durch Kreuzberg führt und nahe des bisherigen Flüchtlingscamps liegt. Von der Jannowitzbrücke soll es über den Moritzplatz bis zum Redaktionsgebäude der taz gehen und von dort aus zurück nach Mitte. Die Gegendemonstranten haben bereits zahlreiche Treffpunkte veröffentlicht, um auch mögliche Ausweichrouten zu blockieren.

Karte-26.April-Route_NPD

Als NPD-Landeschef Schmidtke das letzte Mal einen Aufmarsch durch Kreuzberg anführte, endete es in chaotischen Szenen. Damals verheimlichten die Neonazis in Absprache mit der Polizei den Aufmarsch und die Route. Trotzdem wurde der Aufzug am Abend vorher bekannt und am nächsten Morgen spontan von Hunderten Anwohnern blockiert. Dabei überrannten militante Rechtsextremisten die Polizei, die sie durch einen U-Bahnhof unter den Sitzblockaden hinweg führen wollte. Anschließend prügelten die vermummten Rechtsextremisten auf Passanten und Nazigegner ein. Der Gerichtsprozess gegen die Angreifer steht noch immer aus.

Für den Samstag hat die Polizei jetzt angekündigt, die Route erst 24 Stunden vorher bekannt zu geben. Das Bündnis Berlin Nazifrei kritisierte dieses Vorgehen  scharf. „Als Konsequenz aus dem Verhalten der Berliner Polizei haben wir uns deshalb entschlossen, die Proteste gegen den Naziaufmarsch nicht anzumelden und unsere Versammlungsorte so vorab ebenfalls nicht der Polizei mitzuteilen“, sagte Pressesprecherin Katharina Roth. Proteste gegen den rechtsextremen Aufzug würden so bewusst erschwert. „Die Geheimhaltungstaktik erfordert von Anwohnern und Protestierenden eine kurzfristige Planung und spontanes Verhalten. Letztendlich produziert die Polizei so die Unordnung in Kreuzberg, die sie eigentlich verhindern sollte“, betonte Roth.

Die Treffpunkte der Gegendemonstranten sind:
– 10 Uhr Moritzplatz (Anlaufpunkt für alle Menschen aus Kreuzberg)
– 10 Uhr U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße (Anlaufpunkt für alle Bezirke außer Kreuzberg und Neukölln )
– 10 Uhr U-Bahnhof Hermannplatz (Anlaufpunkt für alle Menschen aus Neukölln)

Aktuelle Infos gibt es bei Berlin Nazifrei und Berlin gegen Nazis.