Die Polizei hat am Morgen in einer groß angelegten Aktion gegen die organisierte Neonazi-Szene zahlreiche Häuser und Wohnungen in zwölf Bundesländern durchsucht. Gegen 35 Beschuldigte wird wegen des Verdachtes der Bildung und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Sie sollen das 2012 abgeschaltete rechtsextreme Szene-Forum Thiazi mit Geldspenden unterstützt und verbotene Bilder hochgeladen haben. Insgesamt durchsuchten die Behörden bundesweit 38 Wohnungen und Geschäfte.
Gegen die Betreiber des Thiazi-Forums hatte die Staatsanwaltschaft Rostock bereits 2013 wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung Anklage vor dem Landgericht Rostock erhoben. Bei den Angeklagten handelt es sich um drei Männer und eine Frau. „Im Zuge der Ermittlungen gegen die Betreiber des Thiazi-Forums konnten unter anderem die von den heutigen Durchsuchungen betroffenen Beschuldigten identifiziert werden“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Rostock. Die bei den Durchsuchungen sichergestellten Datenträger und Computer wertet jetzt das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern aus.
In der Neonazi-Szene befürchtet man, dass die 2012 verhafteten Verantwortlichen des Forums „ausgepackt“ haben könnten. „Hat man die Betreiber jetzt mit leeren Versprechungen im Knast weichgeklopft, dass die Schüffler auf einmal wieder Ansätze für Hausdurchsuchungen haben?“, fragt ein rechtsextremer User auf einem Szeneportal. Andere raten, Festplatten zu verschlüsseln und verdächtige Gegenstände aus der Wohnung zu räumen.
Das Thiazi-Forum, von den Betreibern als “germanische Weltnetzgemeinschaft” bezeichnet, war die wichtigste Onlineplattform des rechstextremen Spektrums. Von Nazisymbolen, Rechtsrock-MP3 bis zu Holocaust-Leugnungen und Gewaltaufrufen fand sich hier alles, was die Szene begehrt.
Mehr als eine Million Beiträge und rund 30.000 angemeldete Nutzer hatte Thiazi zuletzt. Dort gab es frei zugänglich etwa CD-Besprechungen, „Aktionsberichte“ von Aufmärschen, NS-Literatur und Privatadressen von politischen Gegnern. Vor allem verbotene Nazimusik wurde dort zum Download angeboten und getauscht.
Regelmäßig riefen die Betreiber zu Spenden auf. Zum Teil finanzierte sich die Seite über Werbung, große Naziversandhändler und rechstextreme Modemarken wie „Ansgar Aryan“ schalteten dort Anzeigen.