„Ihr seid doch diese scheiß Antifas. Ich schlitze euch die Kehle durch“, schrie der Angreifer. Dann ging er mit einem Kampfmesser auf eine Gruppe junger Leute aus der linken Szene los. Die Gewalttat liegt schon einige Woche zurück, doch der Umgang der Heidelberger Polizei mit dem Täter wirft fragen auf. Denn der ist kein Unbekannter, sondern ein aktiver Neonazi aus der Region.
Wie die Initiative Mannheim gegen Rechts schreibt, wurden die Antifaschisten am 26.07.2014 in Heidelberg von dem NPD-Anhänger Andreas L. mit dem Messer verfolgt und angegriffen. Die Polizei, die von den Attackierten gerufen wurde, nahm den Täter fest. Doch die Beamten schickten den Messerstecher in eine psychiatrische Klinik, weil er „einen stark verwirrten Eindruck machte“ – von einem politischen Motiv war nicht die Rede.
Dabei ist der 24-jährige, wie die Antifaschistische Initaitive Heidelberg (AIHD) berichtet, schon mehrfach auffällig geworden. Er nahm am 5. April 2014 an einem Nazi-Aufmarsch von NPD und „Freien Nationalisten Kraichgau“ in Sinsheim teil. Am 22. Juli war L. zusammen mit dem NPD-Kreisvorsitzenden Jan Jaeschke, dem Heidelberger NPD-Mitglied Bernd Geider sowie weiteren Neonazis als Unterstützer des neuen NPD-Stadtrats Christian Hehl als Zuschauer auf der konstituierenden Sitzung des Mannheimer Gemeinderats anwesend. Anwesende Antifaschisten wurden von ihm bedroht.
Ob der Polizei der politische Hintergrund des Angreifers bei der Festnahme bekannt gewesen ist, bleibt unklar. In der Pressemitteilung zu dem Übergriff wird eine politische Motivation nicht in Betracht gezogen. Dabei hatten die Betroffenen die Polizisten nach dem Angriff explizit auf die rechtsextreme Tatmotivation hingewiesen. Bis zur Veröffentlichung dieses Artikels wurde eine entsprechende Anfrage des Störungsmelders von der Pressestelle nicht beantwortet.
Als „fragwürdige Linie“, die die Heidelberger Polizei schon lange halte, kritisiert die AIHD das Verhalten der Ermittler. Sie hätten „erneut die politische Dimension eines gewalttätigen Nazi-Angriffs komplett verschwiegen“.