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Komparsenfirma feuert Neonazi nach Auftritt bei „Berlin Tag & Nacht“

 

Patrick Killat bei einem blockierten NPD-Aufmarsch in Berlin im April 2014 © Theo Schneider
Patrick Killat bei einem blockierten NPD-Aufmarsch in Berlin im April 2014 © Theo Schneider

Gerade erst hat die Polizei sein Konzert in Berlin-Mitte verhindert, jetzt feuert ihn auch noch seine Komparsen-Firma. Es läuft nicht gut für den Berliner Nazirapper Patrick Killat, alias „Villain051“. Trotzdem will am kommenden Wochenende das rechtsextreme Rapduo „A3stus“ um Killat in einem einschlägigen Szenetreffpunkt im brandenburgischen Finowfurt auftreten.

Bis vor kurzem arbeitete Killat als Komparse für verschiedene Sendungen der Produktionsfirma Filmpool GmbH. Stolz posierte er auf seiner Facebookseite am Set von TV-Produktionen. Zuletzt hatte Killat am Dienstag eine kurze Gastrolle bei „Berlin Tag & Nacht“ auf RTL II. Doch damit ist nun Schluss. Auf Nachfrage von ZEIT ONLINE bestätigte ein Sprecher von Filmpool, dass es keine Zusammenarbeit mehr mit Killat geben werde. Die Firma wurde von den rechtsextremen Aktivitäten des Berliners völlig überrascht. „Von einer rechtsradikalen Gesinnung war uns zum Zeitpunkt des Drehs nichts bekannt“, betonte ein Sprecher. „Natürlich wird dieser Komparse nie wieder in einer unserer Produktionen eingesetzt.“ Die Firma wies darauf hin, dass bei über 160.000 Komparsen und Darstellern in ihrer Kartei, nicht jede Person im Detail überprüft werden könne. Auch der Sender RTL II erteilte dem Neonazi-Komparsen eine deutliche Absage: „RTL II distanziert sich in aller Form von diskriminierenden, beleidigenden oder vorverurteilenden Äußerungen“, sagte eine Sprecherin dem Störungsmelder.

Am Wochenende will Killat nun in Brandenburg auftreten. Die umtriebigen Brandenburger Neonazi-Aktivisten Klaus und Sybille Mann, die auf eine langjährige rechtsextreme Vergangenheit blicken können, planen für kommenden Samstag ihr alljährliches „Sommerfest“ auf ihrem Gelände in Finowfurt. Beide sind nach Stationen bei DVU und NPD mittlerweile im Vorstand des Brandenburger Landesverbandes von „Die Rechte“ aktiv. Immer wieder stellten sie in den vergangenen Jahren ihr Gelände für rechtsextreme Musikevents und Veranstaltungen zur Verfügung. Zuletzt organisierte die Neonazikameradschaft „Märkische Skinheads 88″ im August ein Sportfest. Nach Informationen von Inforiot bewirbt eine „Kame­rad­schaft Kom­mando Wer­wolf“ (KSKW) das diesjährige Konzert. Das Rapduo „A3stus“ kündigt auf seiner Facebookseite ihren Auftritt an.

Nazirapper Killat vor der Flüchtlingsunterkunft in Marzahn-Hellersdorf
Nazirapper Killat vor der Flüchtlingsunterkunft in Marzahn-Hellersdorf

Deren Mitglieder hatten in letzter Zeit wenig Erfolg mit Konzertauftritten. Ein für Ende August geplantes Konzert von „A3stus“ in einem Club in Berlin-Mitte wurde von der Polizei aufgelöst und die anwesenden 26 Neonazis kontrolliert. Nur wenige Wochen zuvor untersagte ein Clubbetreiber in Eberswalde einen Auftritt der beiden und verhinderte ebenfalls das Konzert. Antifa-Initiativen hatten den Club „Omega“ in Ebers­walde über den Hintergrund von „A3stus“ informiert, die daraufhin den Auftritt absagten. Man habe keine Kennt­nis über den neo­na­zisti­schen Hin­ter­grund der Musi­ker gehabt, hieß es.

Nazikomparse unerwünscht: RTL II feuert Patrick Killat
Nazikomparse unerwünscht: RTL II feuert Patrick Killat (2.v.r.)

Killat ist seit Jahren in der rechten Szene Berlins aktiv. Zunächst versuchte er erfolglos mit der rechten Rapperin Mia Herm (alias „Dee Ex“) eine Kooperation. Er nahm bereits mehrfach an rechtsextremen Aufmärschen, zuletzt am 26. April 2014 bei einem NPD-Aufmarsch in Berlin teil. Bundesweit bekannt wurde Killat, weil er ein antisemitisches und rassistisches Musikvideo vor dem Flüchtlingsheim in Marzahn-Hellersdorf drehte und im Internet veröffentlichte. „Befreit euch von der Lüge, Brüder dieser Welt vereinigt euch und Zion fällt. Ihm geht es nicht mehr um Religion oder Volk. Nein, er kommt über Nacht und will nur euer Gold“, singt er in dem Hetzlied. Killat verfügt zudem über gute Kontakte zu der Brandenburger Kameradschaft „Barnimer Freundschaft“. Derzeit läuft wegen seiner antisemitischer Lieder ein Indizierungsverfahren.