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Schwere Brandstiftung an geplanten Flüchtlingsunterkünften

 

140 Teilnehmer des Neonazi-Aufmarsches wollten gegen eine Unterkunft für Asylsuchende protestieren. © Theo Schneider
Seit Jahren demonstrieren Neonazis immer wieder gegen Flüchtlinge (Archivbild) © Theo Schneider

In der mittelfränkischen Kleinstadt Vorra haben Unbekannte am Donnerstag drei Gebäude angezündet, die zu noch unbewohnten Flüchtlingsunterkünften umgebaut worden sind. An einem Anbau entdeckte die Polizei Hakenkreuze und rassistische Parolen. 

Nach Angaben der Polizei informierte gegen 22.45 Uhr eine Anwohnerin die örtliche Feuerwehr über einen Brand in einer leerstehenden Gaststätte, aus der bei Eintreffen der Rettungskräfte „starker Rauch“ gequollen ist. Noch während die Feuerwehr den Brand mit einem Innenangriff zu bekämpfen versuchte, wurden den Einsatzkräften zwei weitere Brände in Vorrau gemeldet. Neben einer Scheune mit Anbau in unmittelbarer Nähe zur Gaststätte war auch in einem weiteren leerstehenden Gebäude in der Hauptstraße Feuer ausgebrochen. Den eingesetzten Feuerwehren aus dem Pegintztal gelang es Aussagen der Polizei zufolge „in kurzer Zeit“, die Brände unter Kontrolle zu bringen; ein Feuerwehrmann wurde bei den Löscharbeiten in den unbewohnten Gebäuden allerdings leicht verletzt. Insgesamt beläuft sich der Sachschaden nach ersten Schätzungen auf rund 700.000 Euro, teilte die Polizei mit. Alle drei betroffenen Gebäude in der 1700 Einwohnerstadt sind „derzeit unbewohnbar“.

Bei ersten Ermittlungen wurde an einem zugehörigen Anbau die rassistische Parole „Kein Asylat (sic!) in Vorrau“ sowie ein Hakenkreuz entdeckt. Die ehemalige Gaststätte, die leerstehende Scheune und das unbewohnte Haus in der Kleinstadt waren zuvor von der Regierung von Mittelfranken zu Unterkünften für Asylbewerber umgebaut worden. Als die Brände ausgebrochen sind, waren die drei Gebäude in Vorrau aber noch nicht bezogen. Der mit der Ermittlung betreute Kriminaldauerdienst Mittelfranken und das zuständige Fachkommissariat der Kriminalpolizei in Schwabach haben noch in der Nacht mit den Ermittlungen begonnen. „Ersten Erkenntnissen zufolge“ gehen die Ermittler von Brandstiftung mittels Brandbeschleuniger aus, so die Polizei.

Für weiteren Ermittlungen ist inzwischen eine Ermittlungskommission gebildet worden, sagte die Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Simone Wiesenberg, dem Störungsmelder. „Zeugen, die in diesem Zusammenhang verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben oder Hinweise auf den oder die Täter geben können“, werden von der Polizei dringend gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst Mittelfranken (Tel.: 0911 2112 – 3333) in Verbindung zu setzen.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zeigte sich zwischenzeitlich „erschüttert über den fürchterlichen Brandanschlag“ und verurteilte „diese schändliche Tat“. „Die Behörden werden alles tun, um Täter, Urheber und Anstifter zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte Seehofer. „Braunes Gedankengut hat in unserer freiheitlichen Gesellschaft keinen Platz!“ Die Menschen in Bayern würden sich aber durch „die Provokation, den Hass und die Menschenverachtung, die aus dieser Tat spricht, nicht beirren lassen“. „Bestürzt“ über die Brandstiftung äußerte sich auch Europaministerin Beate Merk (CSU). „Sollte sich der Verdacht eines rechtsextremistischen Hintergrunds bestätigten“, so die CSU-Politikerin, „ist das ein Alarmzeichen, das uns wachrütteln muss“. Durch „alle politischen und gesellschaftlichen Gruppen hindurch“ müsse „unmissverständlich deutlich gemacht werden“, dass „Deutschland ein weltoffenes, gastfreundliches Land“ ist, „in dem für ausländerfeindliche Wirrköpfe kein Platz sein darf.“

Als Konsequenz aus dem „schrecklichen Ereignis“ will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nun „sicherheitshalber den Schutz anderer Asylbewerbereinrichtungen in Bayern verstärken“, sagte er in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Zudem werde der Freistaat „alles tun, um die Täter so schnell wie möglich zu identifizieren“. Die Ermittlungen würden durch die Polizei „mit allem Nachdruck“ geführt werden, betonte der Minister.