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HoGeSa-Abspaltung will in Ludwigshafen demonstrieren

 

"Gemeinsam-Stark Deutschland", auch bei Facebook, Screenshot
„Gemeinsam-Stark Deutschland“, auch bei Facebook, Screenshot

Mittlerweile haben sich die „Hooligans gegen Salafisten“ gespalten. Der Ableger unter dem Namen „Gemeinsam-Stark Deutschtland“, der sogar als Verein gegründet wurde, plant am 8. Feburar einen Aufmarsch in Ludwigshafen. Auch hier wird mit Ausschreitungen gerechnet.

von Sebastian Meyer

Die Mobilisierung für den Aufmarsch in Ludwigshafen läuft bereits, Screenshot
Die Mobilisierung für den Aufmarsch in Ludwigshafen läuft bereits, Screenshot

Am 8. Februar wollen extrem rechte Hooligans und organisierte Neonazis im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen demonstrieren. Angemeldet und beworben wird die Demonstration von dem neugegründeten Verein „Gemeinsam-Stark Deutschland e.V.“. Anlass der Demonstration ist „der Jahrestag der ersten islamkritischen Aktion von Fußballfans in Deutschland.“ Gemeint sind damit die Ausschreitungen von rechten Hooligans im Februar 2014 während einer Kundgebung radikal-islamistischer Salafisten in Mönchengladbach.

Der Tag gilt als der Startschuss für eine Reihe von organisierten Ausschreitungen und zum Teil gewalttätiger Demonstrationen in Süd- und Westdeutschland im letzten Jahr. Deren „Highlight“ die Großdemonstration mit über 4.000 Teilnehmern in Köln am 26. Oktober der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) war.

Ende 2014 kam es dann zum Bruch im „HoGeSa“-Netzwerk und zur Gründung des Vereins „Gemeinsam-Stark Deutschland“, welcher der jetzigen „HoGeSa“-Führung unter anderem vorwirft, vor allem Interesse am Profit durch den Verkauf von „HoGeSa“-Merchandiseartikeln zu haben. Außerdem wirft man „HoGeSa“ vor, keine „echten Hooligans“ zu sein. So schreibt ein Mönchengladbacher Hooligan, der zu den Initiatoren der Bewegung gezählt werden kann: „hinter gemeinsam stark stehen alle hooligan gruppen westdeutschlands.leute,die eine sache machen um der sache willen-nicht um profit.leute,die es nicht nötig haben,sich zu profilieren mitt einem prädikat das sie nicht haben,nie haben werden“ (Rechtschreibfehler im Original).

Während „HoGeSa“ noch versuchte sich als unpolitisches Netzwerk, welches nur einen berechtigten Kampf gegen islamistische Extremisten führen wolle, darzustellen, wird ihre Abspaltung „Gemeinsam-Stark“ deutlicher. Auf ihrer Homepage heißt es in bester Neonazi-Szenesprache, man sei für „den Erhalt deutscher Werte und Tugenden“ und gegen „den Multi-Kulti-Wahnsinn“ sowie gegen „den massenhaften Asylmissbrauch“.

Für die Demonstration in Ludwigshafen am 8. Februar hat „Gemeinsam-Stark Deutschland e.V.“ 1.000 Teilnehmer angemeldet. In sozialen Netzwerken haben sich bereits Neonazis und Hooligans aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland angekündigt. Auch die Tatsache, dass die Demonstration von einem rechten Hooligan aus dem knapp 400 km entfernten Bremen angemeldet wurde, deutet auf eine überregionale Mobilisierung hin.

HoGeSa-Logo | © Christian Martischius
HoGeSa-Logo | © Christian Martischius

Ludwigshafen als „Wohlfühloase“ für Neonazis und rechte Hools

Die Frage, warum die „HoGeSa“-Abspaltung ausgerechnet das politische eher unbedeutende Ludwigshafen als Aufmarschort gewählt hat, beantworten die Verantwortlichen der Stadt selbst. Während es in anderen Städten zum guten Ton gehört, dass Aufmärsche von Neonazis durch die Stadt verboten werden und die Neonazis ihre Demonstrationen erst gerichtlich einklagen müssen, wurde dies in Ludwigshafen gar nicht erst versucht, obwohl es nach den Ausschreitungen von Köln durchaus Chancen auf ein Verbot gegeben hätte. Stattdessen einigten die Verantwortlichen sich mit den Neonazis auf eine etwa 3km lange Route vom Hauptbahnhof ausgehend durch ein Wohngebiet mit hohem Migrantenanteil.

Angesichts der Ausschreitungen von Köln und der Tatsache, dass mit mindestens mehreren Hundert äußerst gewaltbereiten Hooligans und Rechtsextremisten gerechnet werden muss, bleibt die Frage, wie die in Sachen Großeinsätzen vergleichsweise unerfahrene rheinland-pfälzische Polizei rassistische Ausschreitungen wie in Köln verhindern und die Sicherheit der migrantischen Anwohner garantieren will.

Mal wieder auf dem rechten Auge blind?

Auch dass Ludwigshafens Polizeipräsident Jürgen Schmitt die Stadt als „kein Zentrum Rechtsradikaler“ bezeichnet, stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Behörden. Schließlich müssten jedem, der mit offenen Augen durch die Stadt läuft, die zahlreichen Keltenkreuz-Schmierereien oder die Aufkleber mit Parolen wie „NS-Area“ auffallen. Auch die antifaschistische Fachzeitschrift „Lotta“ bezeichnete Ludwigshafen schon 2012 als „Großstadt mit Neonazi-Problem“.

Es wird also mal wieder die Aufgabe der Zivilgesellschaft und Antifaschisten sein, rassistische Ausschreitungen zu verhindern. Dafür stehen die Chancen für Ludwigshafener Verhältnisse diesmal gar nicht so schlecht. Schon am 17. Januar demonstrierten in der Nachbarstadt Mannheim 12.000 Menschen gegen „PEGIDA“, Rassismus und für einen humanen Umgang mit Flüchtlingen. Für ein „Bürger_innenfest“ am 8. Februar unter dem Motto „Ludwigshafen ist bunt, nicht braun – Keine Platz für Rassist_innen in Ludwigshafen“ haben sich bei Facebook bisher knapp 1.400 angekündigt.