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Steht Nügida vor einer Spaltung?

 

egetmeyer als Redner bei einer Kundgebung in München (Foto: Tim Karlson/aida-archiv)
Tegetmeyer als Redner bei einer Kundgebung in München (Foto: Tim Karlson/aida-archiv)

Schon am Tag nach dem ersten gescheiterten Aufmarsch des Nürnberger Pegida-Ablegers „Nügida“ kommt es zu Unstimmigkeiten. Nügida-Redner Gernot Tegetmeyer verbreitet eine „Öffentliche Erklärung zu Nügida“. Seine Forderung: Aktive Neonazis sollen sich aus dem Orga-Team von Nügida zurückziehen.

In dem Schreiben, was ZEIT ONLINE vorliegt, erklärt Tegetmeyer, er sei vom Veranstalter getäuscht worden. Er möchte sich bei allen entschuldigen, die „vom Anmelder der Veranstaltung über die Beteiligung anderer Personen belogen wurden“. Gemeint sind Rainer Biller und Dan Eising, die als Versammlungsleiter (Eising) und „Berater“ (Biller) von Nügida auftraten. Weiter fordert Tegetmeyer, sie sollen sich von Nügida „zurückzuziehen“.
Sogar ein Gespräch mit dem umstrittenen Pegida-Gründer Lutz Bachmann soll es geben, da dieser angeblich ebenfalls über die Personenzusammensetzung von Nügida getäuscht worden sein soll.

Wie berichtet, versuchten am Montagabend rund 150 Nügida-Anhänger durch Nürnberg zu marschieren. Mehrere tausend Gegendemonstranten störten die Kundgebung schon am Auftakt massiv und blockierten die Demonstrationsroute. Nach mehreren erfolglosen Durchbruchversuchen gegen Polizeibeamte, mussten die Nügida-Anhänger nach 200 Metern wieder umdrehen. Die Administratoren der Facebookseite, zu denen laut Rainer Biller auch der Nürnberger Neonazi Dan Eising gehören soll, sprechen unterdessen von einem „Erfolg“.

Auch in der Nügida-Kommentarspalte wird fleißig diskutiert. Manch ein Demonstrant fühlt sich hinters Licht geführt. Vor einer Woche veröffentlichte das Müncher a.i.d.a.-Archiv, Rainer Biller gehöre zum Organisationsteam von Nügida, was sofort dementiert wurde. Nach Informationen von ZEIT ONLINE nahm Biller auch an den behördlichen Kooperationsgesprächen im Vorfeld teil.

Tegetmeyer (mitte) im Gespräch mit dem Nügida-Anmelder (links)  | Foto: Müller
Tegetmeyer (mitte) im Gespräch mit dem Nügida-Anmelder (links) | Foto: Jonas Miller

Dass nun ausgerechnet Gernot Tegetmeyer fordert, Biller und Eising sollen sich von Nügida zurückziehen, verwundert auf den ersten Blick. Der ehemalige Polizist ist „Generalsekretär“ der rechtspopulistischen Minipartei „Die Freiheit“. Diese wird seit 2013 vom Ver­fas­sungs­schutz beobachtet. Bei einer Kundgebung der Hooligan-Gruppe „Hogesa“ in Hannover sprach Tegetmeyer vor rund 3000 rechten Hooligans, Neonazis und NPD-Funktionären., ohne dass es ihn störte.

Kommenden Montag will Nügida wieder in Nürnberg marschieren. Es bleibt abzuwarten, wie sie die Lage bis dahin entwickelt. Am Montagabend waren es 120 Personen, die dem Aufruf folgten, viele davon aus dem neonazistischen/rechtspopulistischen Spektrum. Als Ordner fungierten ausschließlich junge Neonazis aus dem Umfeld der NPD.