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Warum starb Thomas Schulz?

 

schmuddel_sticker.inddGlatze, Springerstiefel, eine Rückentätowierung „Skinhead“ in altdeutschen Lettern – seine Gesinnung stellte Sven Kahlin gern zur Schau. So war der 17-Jährige auch am Ostermontag 2005 als Rechtsextremist erkennbar, als er gegen 18.30 Uhr gemeinsam mit einer Freundin auf dem Heimweg von einem Fußballspiel in der Dortmunder U-Bahn-Station Kampstraße auf eine Gruppe von etwa zwanzig Punks traf.

Über die Rolltreppen hinweg flogen wechselseitige Beschimpfungen. Die Punks zogen weiter zu einem Konzert – bis auf den 31-jährigen Thomas Schulz. Der Familienvater war alkoholisiert und bekifft und wollte Sven K. zur Rede stellen.

Nach weiteren gegenseitigen Beschimpfungen zog Sven Kahlin ein beidseitig geschliffenes Wurfmesser aus der Innentasche seiner Bomberjacke und stach sein unbewaffnetes Opfer durch die Brust ins Herz. Schulz starb kurz darauf im Krankenhaus. Wenige Tage danach klebten Dortmunder Neonazis in der Stadt höhnische Plakate: „Wer sich der Bewegung in den Weg stellt, muss mit den Konsequenzen leben.“ Sven Kahlin sei ein „anerkanntes und respektiertes Mitglied“ der neonazistischen Kameradschaftsszene in Dortmund, hielt das dortige Landgericht im November 2005 in seinem Urteil fest. „Zu seinen Feindbildern gehörten auch ‚Punker’ … Diese bezeichnete er als ‚Zecken ’.“ Seinem Hass hatte Sven K. schon einmal, ein Dreivierteljahr vor der Tötung von Thomas Schulz, freien Lauf gelassen: In einem Regionalzug beschimpfte und schlug er einen Punk mehrfach ins Gesicht. Nur drei Wochen vor dem Angriff auf Schulz wurde Kahlin dafür zu einer Woche Dauerarrest und Schmerzensgeld verurteilt. Ausführlich ging das Gericht auf die Behauptung des Täters ein, er habe sich nur gegen Thomas Schulz gewehrt, quasi in Notwehr. Eine Bedrohung habe es nicht gegeben, das Opfer sei „in der konkreten Tatsituation arglos und damit wehrlos diesem Überraschungsangriff ausgesetzt“ gewesen, so die Richter. Wegen Totschlags wird Sven Kahlin zu sieben Jahren Haft verurteilt. Aus dem Gefängnis verschickt er über neonazistische Websites Grüße an „die Kameraden“ und bittet in einschlägigen Szenepostillen um Briefe.