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Neonazi-Clique unter Terrorverdacht

 

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Gruppenbild von der Facebookseite der Gruppe

In fünf Bundesländern fanden am heutigen Mittwoch Hausdurchsuchungen gegen die Neonazi-Bruderschaft „Oldschool Society“ (OSS) statt. Drei Männer und eine Frau aus der Führungsriege wurden wegen der Planung von Anschlägen gegen Migranteneinrichtungen und Moscheen festgenommen. Das mutmaßliche „Terrornetzwerk“ ist Teil eines bundesweit aktiven rassistischen Milieus zwischen Hooligans und Neonazis.

Zuerst veröffentlicht beim blick nach rechts

Der Tipp kam vom Verfassungsschutz. Ganz offen agiert die Bruderschaft „Oldschool Society“ in den Sozialen Netzwerken. Der Satz „Unsere Mitglieder sindoss5 alle identifiziert“, klingt, als wenn es sich um eine lockere virtuelle Verbindung handelt. Doch sie haben Ämter wie bei den Rockern und meinen es laut ihrem „Presi“, Andreas Hafemann aus Augsburg, „sehr ernst“ mit ihren Zielen. Sie zeigen sich vermummt mit Pistolen und Gangsterallüren und verfügen über Kontakte ins gewaltbereite Neonazi- und Hooliganmilieu.

Andreas H. mit Sturmgewehr
Andreas H. mit Sturmgewehr

Pathetisch beschwören sie den Zusammenhalt ihrer Bruderschaft „bis in den Tod“. Ihre Feindbilder scheinen vor allem Migranten und Tierquäler, doch konkrete Anschlagspläne sind öffentlich nicht ersichtlich. Auf einem Foto posiert ein OSS-Anhänger im „Combat 18“-Shirt, ansonsten schien es bei der Kameradschaft viel um Feierlichkeiten zu gehen. Richtig konspirativ wirkt die „Oldschool Society“ nicht. Doch den Sicherheitsbehörden müssen Anschlagspläne bekannt geworden sein, die den eiligen Einsatz von 250 Beamten und Hausdurchsuchungen bei fünf weiteren Beschuldigten rechtfertigen.

Vier Führungsmitglieder wurden wegen Terrorverdachts verhaftet: Neben dem mittelständischen Augsburger Unternehmer Hafemann noch sein „Vize“ Markus Wilms aus Borna sowie der 47-jährige Olaf Ogorek aus Bochum und die junge Denise G. Markus Wilms soll der verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ angehört haben. Ogorek nannte sich „Olli Ruhrpott“ und hatte nach eigenen Angaben das „Amt für Presse und Öffentlichkeit“ inne. Im Dezember 2011 nahm er als Ordner an einer Demonstration mit Christian Worch in Köln teil. Die Beschuldigten sind tätowiert, tragen Nasenringe oder Ohrtunnel. Die Gruppe schien äußerst dezentral organisiert und propagierte im Internet den Kampf um die Straße, nutzte dabei die Losung gewaltbereiter Gangs: „La Familia“.
Übliches Erscheinungsbild gewaltbereiter Neonazi-Hooligans

Morddrohungen gegen konkurrierende Nazigruppe
Morddrohungen gegen konkurrierende Nazigruppe

Der Präsident der Bruderschaft, Hafemann, stammt aus Mülheim an der Ruhr, bei Facebook ist er mit bekannten Neonazis wie dem Münchener Stadtrat Karl Richter befreundet. Mitglieder seiner bunt zusammengewürfelten Truppe „Oldschool Society“ beteiligten sich an den Neonazi- und Hooligan-Aufmärschen im März dieses Jahres in Dortmund und 2014 in Köln. Sie stellten Fotos von Journalisten und Gegendemonstranten ins Netz.

Eine der Hausdurchsuchungen fand heute in Wilhelmsburg bei Ueckermünde statt. Als Mitglied der OSS gibt sich dort Marcel Lewerenz zu erkennen. Der Neonazi soll aus Westsachsen stammen, er verfügt über Szene-Kontakte. 2012 kandidierte Lewerenz für die NPD im Landkreis Zwickau. In Borna fand eine Party der Gruppe statt. Nach außen bot die OSS das übliche Erscheinungsbild rassistisch motivierter, gewaltbereiter Neonazi-Hooligans. Eher skurril wirkte die Ansage, ihr „Chef of Security“ dürfe die Freundeslisten der Mitglieder der OSS bei Facebook durchforsten und aussieben. Laut Sicherheitsbehörden wurden aber pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft sowie weitere Beweismittel festgestellt.