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Musiker setzen Zeichen gegen rassistische Gewalt

 

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Die Toten Hosen, Jan Delay, Die Ärzte sowie 21 weitere deutsche Musiker und Bands haben einen Appell gegen rechtsextreme Gewalt veröffentlicht. Der von den Organisationen Pro Asyl und „Kein Bock auf Nazis“ verfasste Aufruf unter dem Titel „Zeit zu Handeln!“ wurde am Freitag in Berlin vorgestellt.

Darin fordern die Unterzeichner einen besseren Schutz für Flüchtlinge in Deutschland sowie „menschenwürdige Unterkünfte“. Ferner erklären sich die Künstler solidarisch mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich vor Ort für Flüchtlinge engagieren. „Wir sind jeden Tag aufs Neue schockiert“, sagte Joshi von „Kein Bock auf Nazis“ mit Blick auf die zahlreichen Übergriffe gegen Flüchtlingsheime bei der Vorstellung des Appells.

Die Toten Hosen hätten auf ihren Touren vielfach die Erfahrung gemacht, dass „es Landstriche gibt, in denen der Staat sein Gewaltmonopol aufgegeben hat“, sagte Bandgitarrist Breiti.Die Politik müsse diejenigen, die sich für Demokratie und gegen Nazis einsetzen, konsequenter unterstützen und beschützen. “Wir unterstützen den Appell von Pro Asyl und Kein Bock auf Nazis, weil auch wir finden, dass Staat und Gesellschaft rechten Gewalttätern entschlossen entgegentreten und wir Flüchtlingen eine sichere und menschenwürdige Zuflucht bieten müssen“, betonte der Musiker.

Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von Pro Asyl, forderte „eine Willkommenskultur auch in der Politik“. Zudem forderte Mesovic ein neues soziales Wohnungsbauprogramm „in zweistelliger Milliardenhöhe“, damit Deutsche und Flüchtlinge ausreichend finanzierbare Wohnungen vorfinden. Weitere Unterzeichner des Appells sind unter anderem die Bands Deichkind, Sportfreunde Stiller, Tocotronic, Beatsteaks, Fettes Brot, Jennifer Rostock und Marteria.

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Hier der Appell im Wortlaut:

Zeit zu Handeln!

Wir sind entsetzt, wütend und in großer Sorge. Es brennt in Deutschland. Nahezu täglich werden Flüchtlingsunterkünfte angezündet, es gibt rassistische Demonstrationen und Ausschreitungen in erschreckend vielen Orten. Schutzsuchenden Menschen schlägt blanker Hass und brutale Gewalt entgegen.

Wir wollen nicht länger ohnmächtig zuschauen. Wir sagen: Es ist Zeit zu handeln. Damit sich Menschlichkeit durchsetzt und Rassismus geächtet wird. Damit es kein neues Rostock-Lichtenhagen gibt. Über 150 Menschen wurden seit der Wiedervereinigung von Neonazis verbrannt, erschossen oder zu Tode geprügelt. Bereits 340 Anschläge im Jahr 2015 – das ist der gegenwärtige Terror. Die vergangenen Monate lassen uns befürchten, dass bald weitere Tote zu beklagen sind.

Diejenigen, die gemeinsam mit Neonazis gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen und auf Facebook hetzen, sind keine »Asylkritiker« und auch keine »besorgten Bürger«. Es ist brandgefährlich, den Hass derart zu verharmlosen. Es sind Rassisten. Man muss sie auch so bezeichnen. Wir haben eine politische und eine menschliche Verantwortung, Flüchtlinge aufzunehmen. Das Recht auf Asyl ist nicht verhandelbar, es ist ein Menschenrecht.

Jetzt Handeln:

PRO ASYL: Flüchtlinge ehrenamtlich unterstützen:
http://www.proasyl.de/de/ueber-uns/foerderverein/mitmachen/

Kein Bock auf Nazis: Gegen Hetze und Gewalt vorgehen:
http://www.keinbockaufnazis.de/was-tun-gegen-nazis