Knapp 250 vermummte Neonazi-Hooligans, die ganze Straßenzüge entglasen und illegale Sprengkörper in Kneipen und Imbisse werfen. Einen Tag nach dem nächtlichen Angriff steht der Leipziger Stadtteil Connewitz unter Schock. Die Täter feiern ihre Tat im Internet: man habe die „Leipziger Hurensohn-Antifa platt gemacht“ und werde bald wiederkommen. Die Sicherheitsbehörden wurden von der gut geplanten Aktion offenbar überrascht. Dabei gab es viele Hinweise darauf, dass Neonazis aus mehreren Städten etwas in Leipzig vorbereiteten.
Bereits am 7. Januar schrieb die „Kameradschaft Dresden“ auf ihrer Facebookseite „Montag alle Mann nach Leipzig!“. Man habe eine „gute Überraschung“ vorbereitet. Allein das hätte Sicherheitsbehörden alarmieren müssen. Gab es doch bereits im Dezember in Dresden eine ganz ähnliche Attacke. Damals sammelten sich knapp 70 vermummte Neonazis und machten Jagd auf Gegendemonstranten im links-alternativen Stadtteil Neustadt. Der Großtteil der Gegendemosntranten war zu diesem Zeitpunkt weit weg am Theaterplatz um gegen Pegida zu protestieren.
Auch die vom Verfassungsschutz beobachtete Nazitruppe „Brigade Halle“ kündigte indirekt die Aktion in Leipzig öffentlich an. Von einem „Sturm auf Leipzig“ war dort die Rede. Sogar die Städte aus denen der Großteil der Festgenommenen stammt, wurden per Hashtag genannt.
Den Leipziger Politikern Jürgen Kasek (Grüne) und Juliane Nagel (Linke) wurden vorab per Twitter gedroht:
Videos von Anwohnern zeigen chaotische Szenen:
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=dAbxricJjr0&w=420&h=315]
Offensichtlich wurde der Angriff wochenlang vorbereitet. Mit Autos fuhren die Angreifer bis in den Stadtteil und gingen von dort aus los. Dass trotzdem Verfassungsschutz und LKA im Vorfeld keine Hinweise hatten, sorgt für Kritik bei Politikern. Der Grüne Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel wurde selbst massiv bedroht und fragt jetzt:
Was wussten #Polizei u #Verfassungsschutz im Vorfeld?Welche Erkenntnisse wurden nach Sachsen zu den geplanten Angriffen übermittelt? #le1101
— Sebastian Striegel (@StriegSe) 12. Januar 2016
//platform.twitter.com/widgets.js Im nüchternen Polizeibericht heisst es:
Gegen 19:20 Uhr rotteten sich dort rund 200 Vermummte zusammen, liefen zeitweise geschlossen unter Mitführung eines Plakats mit der Aufschrift: „Leipzig bleibt helle“ und hatten doch alles andere im Sinn. Sie zündeten Pyrotechnik, versuchten Barrikaden zu errichten und begingen verschiedene Sachbeschädigungen. Die Taten erfüllten in Gänze den Tatbestand des schweren Landfriedensbruchs, wobei die Gruppierung durch Einsatzkräfte kurze Zeit später fast vollständig festgesetzt werden konnte. Die 211 Personen waren zu einem nicht unerheblichen Teil bereits als „rechtsmotiviert“ und/oder „Gewalttäter Sport“ aktenkundig sowie aufgrund mitgeführter Utensilien dem Fußballfanklientel zuzuordnen.
Die NPD freute sich unterdessen, dass Connewitz „mit dem Kärcher“ gereinigt worden sei. Auch am Auftreten der Polizei direkt bei der Legida-Kundgebung gab es Kritik. So berichten Augenzeugen, dass erneut nicht bei Vermummung eingeschritten wurde. Auch untersagte Glasflaschen und verbotene Quarzhandschuhe seien getragen worden.
Mal wieder Glasflaschen, Protektorhandschuhe u Vermummung bei Legida. Auflagen… #le1101 — visual.change (@visual_change) 11. Januar 2016
//platform.twitter.com/widgets.js
Auf der Bühne stand unterdessen Hannes Ostendorf, Sänger der rechtsextreme Hooligan-band „Kategorie C“. Ostendorf war bereits 1991 an einem Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft in Bremen beteiligt. Seine band spielt regelmäßig bei Neonazi-Veranstaltungen in ganz Europa.
Der MDR berichtet, dass eine Reporterin angegriffen wurde.
MDR-Reporterin wurde am Rande der #Legida-Demo von einer Frau erst das Handy aus der Hand, dann mit Wucht ins Gesicht geschlagen. #le1101
— MDR aktuell (@MDRaktuell) 11. Januar 2016