Mehrere hundert Demonstranten haben am Samstagnachmittag in Bamberg gegen eine Kundgebung von Neonazis demonstriert. Die Rechten fielen durch antisemitische Reden und Verschwörungstheorien auf. Bald wollen sie wieder kommen.
Rund 400 Menschen versammelten sich am Samstagnachmittag im oberfränkischen Bamberg um gegen Neonazis zu demonstrieren. Diese hatten unter dem Motto „Recht auf Zukunft – Überfremdung stoppen!“ eine stationäre Kundgebung am Bahnhofsvorplatz angemeldet. An der Versammlung beteiligten sich vor allem Rechtsextremisten aus den Parteien „Die Rechte“ und „NPD“. Viele der angereisten Teilnehmer sind der Hooligan- und Kameradschaftsszene zuzurechnen.
Angemeldet wurde die Kundgebung vom bayerischen Landeschef der Partei „Die Rechte“, Philipp Hasselbach aus München und vom oberfränkischen Rechtsaußenaktivist Marcel Maderer. Als Versammlungsleiterin fungierte Victoria Grasser, „Die Rechte“-Kreisvorsitzende in München.
Antisemitisch gespickte Verschwörungstheorien
Als Redner traten Karl Richter (NPD, BIA München), Philipp Hasselbach, Marcel Maderer und der unterfränkische Aktivist Bernd Z. auf. Hasselbach beschimpfte in seiner Rede Politiker als „Versündiger“ und „Volksbetrüger“. Z. sprach von einer „Gruppe“, die nicht möchte, dass die Bevölkerung sich „bildet oder informiert“ sondern „desinteressiert und dumm bleibt“. Die Rede war von jüdischen Bankiersfamilien. Z. sei sich außerdem „ziemlich sicher, dass dieser elitäre Kreis (die Bilderberger-Gruppe, Anm. d. V.) genau in diesem Augenblick überlegt, wie sie ihren Plan der Neuen Weltordnung so durchsetzen können, dass die Bevölkerung bettelt und (…) schließlich akzeptieren wird“. Die angebliche „Neue Weltordnung“ ist eine der verbreitetesten Verschwörungstheorien in der rechten Szene.
Stadt plante Verbot der Kundgebung
Im Vorfeld untersagte die Stadt Bamberg die rechte Kundgebung, das Verwaltungsgericht Bayreuth hob das Verbot jedoch wieder auf. Ursprünglich wollten die Neonazis durch die Innenstadt marschieren und vor dem linken Studententreff „Balthasar“ demonstrieren, was behördlich aber untersagt wurde. In den letzten Monaten kam es immer wieder zu Angriffen und Überfällen auf den Studententreff.
Ende Oktober wurde zudem bekannt, dass Rechtsextreme aus Mittel- und Oberfranken einen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterbringung und das „Balthasar“ geplant haben sollen. Die Polizei beschlagnahmte neben unzähligen Waffen und NS-Devotionalien auch „höchst explosives Explosionsmaterial“. Derzeit wird gegen zwölf Neonazis aus dem Spektrum der Partei „Die Rechte“ wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt.
Neonazis kündigen erneute Kundgebungen an
Unterdessen kündigte Karl Richter an, erneut Kundgebungen in Bamberg durchführen zu wollen. Die Gegendemonstranten lassen sich davon freilich nicht einschüchtern. „Wenn sie wieder kommen, dann kommen wir eben auch wieder und protestieren“, sagte eine Gegendemonstrantin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Auch die Stadtspitze bereitet sich darauf vor. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) kündigte laut inFranken.de an: „Wenn es eine juristische Handhabe gibt, werden wir diese nutzen. Wir werden uns auf keinen Fall einschüchtern lassen.“ Die Polizei sprach von einem „störungsfreien Ablauf“ der Kundgebungen. Lediglich Platzverweise und Anzeigen wegen Beleidigung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz wurden aufgenommen.