Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Asylunsuchendenunterkunft in Kaufbeuren und der spontanen Solidaritätsbekundung gleich am nächsten Tag solidarisierten sich nun 1000 Personen mit Geflüchteten. Der AK Asyl, das Bündnis für Flüchtlinge, die religiösen Gemeinschaften und die Stadt selbst riefen auf zu „Solidarität mit Flüchtlingen, Toleranz und Frieden in unserer Stadt“.
Gegen 4:15 am Morgen des 7.2. wurde die Feuerwehr alarmiert, dass der Dachstuhl eines Gebäudes im Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz in Flammen stehe. Gegen 6 Uhr konnte das Feuer laut Polizei unter Kontrolle gebracht und gelöscht werden. Nun ermittelt die Kriminalpolizei und geht, wie später am Tag vermeldet, inzwischen von einer Brandstiftung aus. Das Gebäude war zwar als Asylsuchendenunterkunft geplant, aber noch nicht bezogen.
Laut Polizeiangaben versammelten sich 1000 Menschen am Freitag, dem 12.2., um „für Solidarität mit Flüchtlingen, Toleranz und Frieden in unserer Stadt“ zu demonstrieren. Die Versammlung, zu der die Stadt, die religiösen Gemeinschaften, sowie der AK Asyl und das Bündnis für Flüchtlinge einluden, traf sich an der Christuskirche in Kaufbeuren-Neugablonz und zog über den Tatort in der Wiesenthaler Straße zur Abschlusskundgebung am Gablonzer Haus. Denn – so der Aufruf des Kaufbeurer Bündnis für Flüchtlinge – eines sei klar: „In Deutschland nehmen die rechtsextremen Anschläge auf Flüchtlinge rapide zu.“ Tatsächlich listete das Projekt Mut Gegen Rechte Gewalt am Tag nach der Tat in Kaufbeuren 26 Brandanschläge auf Geflüchtetenunterkünfte allein in diesem Jahr, heute – nur eine Woche später – sind es bereits 32. Für das vergangene Jahr werden 128 entsprechende Brandstiftungen gezählt. Einige demonstrierende machten deutlich, es ginge ihnen um Solidarität mit allen Geflüchteten und wiesen auf die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Neonazis und Rassismus hin.
Im Interview mit dem Lokalsender a.tv meinte eine Frau in der Fußgängerzone, die Stimmung im Ort kippe „mit absoluter Sicherheit“. Tatsächlich wurde gegen die nun zerstörte Unterkunft bereits vor dem Anschlag „Widerstand von Anwohnern“ (Kreisbote) gegen die Unterbringung von Flüchtlingen artikuliert. Erst durch die „Zusage der Stadt, das Gebäude ausschließlich mit Familien zu belegen trat, zumindest nach außen, eine Beruhigung ein“, so Oberbürgermeister Stefan Bosse. „Die unmittelbaren Nachbarn des Gebäudes machen gegenüber unserer Zeitung“, so all-in.de, allerdings „keinen Hehl daraus, dass sie nach wie vor keine Flüchtlinge in dem früheren Vereinsgebäude dulden möchten“. Sie hätten Angst um ihre Frauen und Kinder. Da wundert es nicht, dass die Asylsuchenden, die nur wenige Straßen weiter leben, Angst haben, wie die Allgäuer Zeitung weiter schreibt.
Die Polizei hat inzwischen Hebelspuren am Gebäude festgestellt. Allerdings seien der oder die Täter nicht über diese Hebelung in das Gebäude gelangt, wie auf Nachfrage von einem der bei der Demonstration eingesetzten Polizisten zu erfahren war. Ansonsten kann die Polizei noch keine Erkenntnisse vorweisen, die zu konkreten Tätern führen. Eine Aufklärung indes ist, wie tagesschau.de ermittelte, unwahrscheinlich.
Die Stadt will das Gebäude sanieren und hält an den Plänen fest, daraus eine Unterkunft für Asylsuchende zu machen. Lediglich etwas länger würde das nun dauern.