Sie möchten einen professionellen Hochzeitsredner aus der Neonazisszene buchen? In Nordrhein-Westfalen ist das jetzt möglich. Der in Bielefeld wohnende Neonazi Sascha Krolzig, führender Kader der rechtsextremen Splitterpartei „Die Rechte“, will sich beruflich neu orientieren. Nachdem ihm eine Karriere als Jurist gerichtlich verweigert wurde, will er nun unter Verwendung seines zweiten Vornamens Marcel als „Zeremonienleiter“ und Trauerredner gebucht werden.
Von Alexander Völkel, Nordstadtblogger.de
Mit „Zeremonien“ kennt sich der frühere Anführer der verbotenen Kameradschaft Hamm und Aktivist der Partei „Die Rechte“ aus. Vielfach hat er Kundgebungen, Parteiabende, Demonstrationen und Aktionen organisiert und dabei auch zum Mikrofon gegriffen.
Nun möchte er seine Dienste für Hochzeiten, Ehejubiläen, Trauerfreiern und ähnliche Gelegenheiten anbieten: „Besondere Anlässe verdienen nicht nur eine würdevolle Zeremonie, sondern auch eine professionelle, bedachtsame Ansprache“, wirbt er auf seiner Internetseite. Die Kosten für eine Trauerrede im Umkreis von Bielefeld liegen bei 350 Euro, die für Hochzeiten bei 600 Euro. Auch Themen zu anderen Reden hat er im Angebot – für 350 bis 600 Euro – jeweils zuzüglich der Fahrtkosten. Von Mitgefühl, Sensibilität und Zurückhaltung waren seine bisherigen Reden – zumindest jene als Neonazi – nicht geprägt. Er fiel vor allem durch verbale Attacken gegen Flüchtlinge und politische Gegner auf.
Ein Beispiel lieferte Krolzig bei einer von ihm in seiner Heimatstadt organisierten Kundgebung in Hamm am 3. Oktober 2015, wo er unverhohlen das Schießen auf Flüchtlinge für gut befand: „Wenn ich Ministerpräsident von Ungarn wäre und Ausländer gewaltsam in unser Land eindringen würden, würde ich zu meinen Sicherheitskräften sagen: ,Feuer frei’“, rief Krolzig seinen jubelnden Kameraden entgegen.
Nun teilt er mit, dass er „nach einigen Tätigkeiten im juristischen Bereich“ den Entschluss gefasst habe, sich „beruflich umzuorientieren“. Er habe sich entschieden, sich „voll und ganz auf die Gestaltung von Freien Reden und Zeremonien zu spezialisieren“. Diese „Umorientierung“ erfolgte natürlich nicht freiwillig: Das Oberverwaltungsgericht Münster bestätigte im August 2015 die Einschätzung des Landes, dass Krolzig der Zulassung zum Referendariat als Jurist nicht „würdig“ sei.
Zum Verhängnis wurde ihm sein Vorstrafenregister: zehn Verurteilungen von 2004 bis 2015, unter anderem wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Volksverhetzung, mehrerer Beleidigungen, Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.Vor allem „die Summe, die Bandbreite sowie die Qualität der über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren begangenen Straftaten“ brachten die Richter zu ihrer Entscheidung.
Für ein juristisches Referendariat taugen solche Biografien nicht. Wohl aber für eine Karriere bei der „Rechten“, wo er verschiedene Ämter inne hat. Krolzig ist seit August 2016 deren Landesvorsitzender sowie Mitglied im Bundesvorstand.