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Neonazis marschieren durch Zweibrücken

 

Wegen der Bombardierung ihrer Stadt im Zweiten Weltkrieg demonstrieren Neonazis jährlich in Zweibrücken. © Max Bassin

50 Personen haben am Dienstagabend gegen einen Aufmarsch von Neonazis im rheinland-pfälzischen Zweibrücken demonstriert. Für zwei Linke endete der Tag auf der Polizeiwache – für die anderen im Polizeikessel.

Ein Durcheinander verursachte der NPD-Funktionär Sascha Wagner. Auf dem Weg zur Versammlung wollte er sich durch eine 30-köpfige Gruppe linker Demonstranten seinen Weg bahnen. Polizeibeamte trennten ihn zügig von der Gruppe und wiesen ihm unbeschadet den rechten Weg. Die kurzzeitig erhitzten Gemüter beruhigten sich daraufhin.

Fünf Minuten später lagen trotzdem zwei Linke am Boden und wurden von der Polizei abgeführt. Glaubt man den übrigen Demonstranten boten zwei Fahnen den Grund für den Zugriff der Beamten. In den Augen der Polizei sollten die Fahnen aufgrund ihrer geometrischen Beschaffenheit weniger politische Willensbekundung, denn Schlagwaffe sein. Es handelte sich um schwarz-rote-Fahnen, die Anarchisten seit 1874 nutzen. Gegenüber dem Störungsmelder wollte die Polizei am Abend keine Angaben zum Polizeieinsatz machen.

Insgesamt fanden sich 30 Rechte auf dem weiträumig abgesperrten Versammlungsort in der Innenstadt ein. Sie waren einem Aufruf der Kameradschaft Nationaler Widerstand Zweibrücken gefolgt, um zu Gedenken – „an den Massenmord durch die Alliierten am deutschen Volk“. Antifaschisten von der Zweibrücker Gruppe „Solidarische Rose“ stellen dazu in ihrem Aufruf fest: „Die Luftwaffe der Alliierten bombardierte Zweibrücken und andere deutsche Städte um die nationalsozialistischen Verhältnisse und die damit verbundene Barbarei zu beenden. Das ist für Neonazis ein Grund zu trauern – für uns nicht.“

Doch Feierlaune kam bei den linken Demonstranten gestern nicht auf. Die Polizei kesselte sie in Hör- und Sichtweite zum Naziaufmarsch. Ihnen blieb nicht mehr übrig als Parolen zu rufen und einige Papierflieger mit aufgemalten Royal Air Force-Logos in Richtung der rechtsextremen Versammlung zu werfen.

Nachdem u.a. der Zweibrücker Neonazi Detlef Walk eine Rede gehalten hatte, zogen die Nazis mit brennenden Fackeln durch die inzwischen menschenleeren Straßen. Dort werden sie voraussichtlich auch im nächsten Jahr wieder aufmarschieren. Ihr Fackelmarsch gehört zu den festen Terminen im rheinland-pfälzischen Demonstrationskalender. Vielleicht beteiligt sich dann auch die lokale Zivilgesellschaft an den Gegenprotesten. Dieses Jahr war es ein Protest junger Linker.

Verursacht ein Durcheinander: Sascha Wagner in verbaler Konfrontation mit Gegendemonstranten. © Max Bassin

Sascha Wagner zurück auf dem rechten Weg zur eigenen Versammlung. © Max Bassin

Geht es bei den Verhaftungen um diese Fahnen? © Max Bassin

Hilfsbereit: Die Polizei stützt einen Linken. © Max Bassin

Ein Raum mit Völkchen: Versammlung der Rechten in Zweibrücken. © Max Bassin

Etwa 50 Gegendemonstranten werden von der Polizei gekesselt.

Fackelmarsch am 14.3.2017 in Zweibrücken. © Max Bassin

Fackelmarsch am 14.3.2017 in Zweibrücken. © Max Bassin