In Krefeld hat eine syrische Familie einen gefälschten „Abschiebebescheid“ erhalten. Unterschrieben war das Dokument mit einem Anagramm des Namens „Hitler“.
Von Tobias Raff
Eine seit fast zwei Jahren in Krefeld wohnende Familie aus Syrien hat vor einigen Tagen völlig unerwartet einen „Abschiebebescheid“ bekommen. Der Bescheid enthält die Aufforderung, dass die Familie Deutschland bis zum 12.01.2018 zu verlassen habe, andernfalls werde sofort eine Abschiebehaft verhängt und die Familie für die entstehenden Kosten in Regress genommen. Ungewöhnlich für das Schriftstück ist die fehlende offizielle Form, aber auch die Einleitung „nach erneuter Prüfung Ihres Asylantrages…“ und die auf „A. Relthi“ lautende Unterschrift. Ein Anagramm von: A. Hitler. Die syrische Familie erkannte das Schreiben zunächst nicht als Fälschung, wurde aber von Freunden auf die Ungereimtheiten hingewiesen. Verständlicherweise ist die Familie völlig verängstigt. Wie überregionale Medien kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls berichteten, werde im Dezember über den Asylantrag der Familie entschieden. Außerdem sei die Familie schon vorher bedroht worden. Der Störungsmelder hat telefonisch beim Krefelder Flüchtlingskoordinator, Dr. Hansgeorg Rehbein, nachgefragt und dieser dementierte beides. Der Familie wurde mittlerweile subsidiärer Schutz gewährt, welcher greift, wenn Flüchtlingen weder der Flüchtlingsschutz noch die Asylberechtigung gewährt werden kann, im Herkunftsland aber ernsthafter Schaden droht. Aller Voraussicht nach, werde dieser Schutz für die Familie Anfang nächsten Jahres verlängert. Der Vorfall ist nicht der erste seiner Art. Bereits vor einiger Zeit wurde ein Zettel mit Beleidigungen im Briefkasten der Familie gefunden. Weiteren Anfeindungen sah sich die Familie bisher allerdings nicht ausgesetzt.
Viel Unterstützung in Krefeld
„Die Familie aus dem bisher stark umkämpften Rakka wohnt schon seit 20 Monaten in der Wohnung, ist in Krefeld fest integriert und wird regelmäßig von ehrenamtlichen Helfern betreut“, so Flüchtlingskoordinator Rehbein. Das ist der erste Vorfall dieser Art, seit er sich erinnern könne. Es gebe in Krefeld und der Umgebung überhaupt keine Probleme mit rechten Gruppierungen. Der einzige Vorfall bundesweit ist es jedoch nicht. So berichtete die TAZ schon vor über zwei Jahren von einer ähnlichen Aktion. Damals hatte eine Einzelperson ebenfalls einen fingierten „Abschiebescheid“ bekommen, der aber den Originalen beinahe zum Täuschen ähnlich sah. „Ich halte das für die Tat eines verblendeten Einzeltäters“, meint aber Rehbein. Die Familie habe jedenfalls sofort Anzeige erstattet und der Staatsschutz mit Ermittlungen begonnen. Er könne sich nicht vorstellen, dass es sich dabei um eine koordinierte Aktion einer rechtsextremen Gruppe handele. Die Familie habe nach dem Auffinden des Schreibens sehr schnell eine große Welle der Unterstützung und Solidarität erfahren.