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Chemnitz: 4.000 Menschen demonstrieren gegen Neonazis

 

Chemnitzer zeigen Flagge gegen Rechts.

Brauner 1. Mai in Sachsen: Die Neonazipartei Der III. Weg skandierte Hassparolen in Chemnitz, unterstützt von Kameradschaftsaktivisten. 4.000 Gegendemonstranten setzten ein Zeichen gegen die Rechtsextremisten.

Von Jonas Miller

Der 1. Mai, ein Feiertag der Arbeiter und Linken? Das ist er längst nicht mehr. Nicht nur. Heute profilieren sich auch rechtsextreme Gruppen am Tag der Arbeit mit ihren Ansichten. Im sächsischen Chemnitz demonstrierte die radikale Partei Der III. Weg – allerdings mit unverhohlenem Hass: Demonstranten skandierten Parolen wie „Nationaler Sozialismus“ und „Ausländer raus“.

Ein Zeichen gegen die Neonazis setzen rund 4.000 Gegendemonstranten: Nach Veranstalterangaben folgten 2.000 Menschen einem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zur Gegendemonstration. Als Redner traten der sächsische DGB-Chef Markus Schlimbach und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer auf. Weitere 2.000 beteiligten sich an anderen Aktionen, Kundgebungen und Demonstrationen.

Kraftklub spielte live

Bereits bei der Auftaktkundgebung der Rechtsextremisten an der Johanniskirche versammelten sich mehrere Tausend Nazigegner zu einem Konzert der Chemnitzer Indie-Rockband Kraftklub. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, um Zusammenstöße zwischen Neonazis und Gegnern zu verhindern.

Zu ihrem Aufmarsch rechnete die Neonazipartei mit über 1.000 Anhängern – tatsächlich folgten nur rund 700 Aktivisten. Als führende Köpfe der Versammlung fungierten vor allem Mitglieder des verbotenen bayerischen Kameradschaftsnetzwerks Freies Netz Süd (FNS).

So traten der ehemalige FNS-Kader Tony Gentsch als Ansprechpartner für die Polizei und der FNS-Führungskader Matthias Fischer als Moderator der Veranstaltung auf. Auch Aktivisten der verbotenen Kameradschaft Nationale Sozialisten Chemnitz nahmen teil. Aufseiten der Neonazis sprach neben dem Parteivorsitzenden Klaus Armstroff auch ein Vertreter ungarischer Nationalisten.

Einzelne Durchbruchsversuche

Die Neonazis marschierten auch durch die Bernhardstraße, vorbei an der Hausnummer 11. Dort waren 1998 die NSU-Mitglieder Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe bei Chemnitzer Gesinnungskameraden aufgekreuzt, um sich eine konspirative Wohnung vermitteln zu lassen. Während des Aufmarsches versuchten Nazigegner immer wieder, auf die angemeldete Route der Rechtsextremen zu gelangen, um den Demonstrationsmarsch zu blockieren. Polizeieinheiten aus mehreren Bundesländern griffen ein.

Der Tag blieb weitgehend friedlich, Auseinandersetzungen blieben aus. Die Polizei verzeichnete allerdings 23 Anzeigen und neun Ordnungswidrigkeiten – unter anderem wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.