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Erlangen: Gitter für Kundgebung gegen rechte Burschenschaft

 

Burschenschafter mit schwarz-weiß-rot als Verbindungsfarbe © (Symbolbild) Timo Müller
Burschenschafter mit schwarz-weiß-rot als Verbindungsfarbe © (Symbolbild) Jonas Miller

Für den 25.11.2011 lud die extrem rechte Burschenschaft „Frankonia“ aus Erlangen den einflussreichen, rechten Publizisten Manuel Ochsenreiter ein, der zum Thema Syrien referierte. Die antifaschistische Gruppe „Banda Sinistra“ rief zur Gegenkundgebung auf, welche sich prompt vor Hamburger Gittern wiederfand.

„Rechtes Geschwafel stoppen! Burschenschaft Frankonia auflösen!“ lautete das Motto der Kundgebung, zu welcher die linke Gruppe Banda Sinistra aus Erlangen aufrief. Ziel der Kundgebung war es auf die Verstrickungen der Frankonia ins rechte Milieu aufmerksam zu machen und den Vortrag des Manuel Ochsenreiter nicht ungestört zu lassen. Ochsenreiter ist seit knapp einem Jahr Chefredakteur des rechten Monatsmagazins „Zuerst!“, schrieb für die „Junge Freiheit“ und war Chefredakteur der „Deutschen Militär Zeitschrift“.
Schon im Vorfeld richten sich die Organisatoren der rechten Veranstaltung an ihre Gäste und bitten diese, schon ab 17.30 Uhr in dem Gebäude der Frankonia zu erscheinen um dadurch Polizeikontrollen zu entgehen. Tatsächlich finden sich die meisten Besucher des Vortrags schon vor 18 Uhr ein, allerdings sind um diese Uhrzeit weder Polizei noch Antifaschisten vor Ort. Das Gebäude der Frankonia schmückt derweil ein seltsam anmutendes und provozierendes Transparent mit der Aufschrift „Joint the local Antifa“ und einer von der Frankonia verwalteten Internetseite.

Noch vor Beginn des Vortrags sind mehrere Kleingruppen um das Anwesen der Frankonia unterwegs. Teilweise handelt es sich dabei um Zivilpolizisten, teils um führende FNS- und Anti-Antifa-Ativisten aus Nürnberg und Fürth. Diese versuchen auch anwesende Pressevertreter einzuschüchtern und zu verfolgen.
Ab 18 Uhr sind mehrere Polizeibusse und etliche Polizisten der bayerischen Bereitschaftspolizei vor Ort und gittern beinahe den kompletten Straßenabschnitt vor dem Burschenschaftshaus ab. Diese Maßnahme ist nicht nur für die anwesenden Nazigegnern neu und äußerst fraglich, sondern stößt auch bei vielen Anwohnern für Unverständnis. Die Polizeiführung begründet das Vorgehen mit einer „Sicherheitsgefährdung“ die von der linken Kundgebung ausgehen solle.
Während die Kundgebung im vollen Gange und mit ca. 50 Teilnehmern gut besucht war, kommen noch weitere Aktivisten aus dem neonazistischen Spektrum zum Vortrag. Neben den üblichen Gästen aus der neonazistischen Ecke (u.a. Frank Misch und Stefan Böhmer ) findet sich auch FNS-Autor und „Sache des Volkes“-Kopf Jürgen Schwab ein.


Die Burschenschaft Frankonia und die Kontakte zum organisierten Neonazismus

Burschenschaften sind elitäre, nationalistische und patriarchale Verbindungen von Studenten die auch oft über gute Kontakte zur (extremen) Rechten verfügen. Der ultrarechte Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) sorgte die letzten Jahren immer wieder für öffentliche Empörung, als sie einen Burschenschafter mit asiatischen Wurzeln ausschließen wollten, da für eine Zugehörigkeit in einer deutschen Verbindung die deutsche Abstammung ein maßgebliches Kriterium ist. Neben führenden Politikern aus CSU, CDU und FDP finden sich aber auch bekennende Nationalsozialisten in der DB ein. Auch die Frankonia ist im DB organisiert. Einige Mitglieder der Erlanger Studentenverbindung sind auch Aktivisten im neonazistischen Spektrum. Des Weiteren sind die bekannten, mittelfränkischen Neonazi-Anwälte Frank Miksch und Stefan Böhmer dort organisiert. Miksch, der bei Frankonia Veranstaltungen im Burschenschaftsband dieser Verbindung erscheint, verteidigt nicht nur angeklagte Funktionäre des neonazistischen Freien Netz Süd (FNS), sondern war auch in der Vergangenheit für die Junge Nationaldemokraten und NPD aktiv. Für Gruppen, die zur Struktur des FNS gerechnet werden, führte er sogenannte „Rechtsschulungen“ durch. Böhmer, „Alter Herr“ der Frankonia und wegen Holocaustleugnung verurteilt, tritt ebenfalls bei Aufmärschen in Erscheinung, schult junge Neonazis zum Thema „Rechtssicherheit“ und verteidigt Rechte vor Gericht.
Dies sind aber keine Einzelfälle, auch der bekannte FNS-Aktivist Tim B. ist Mitglied bei der Frankonia und besucht Neonaziaufmärsche. Ähnliche Verstrickungen in das neonazistische Milieu gab es u.a. auch bei der Münchner Danubia und den Razecks zu Bonn.

Antifaschistische Gruppen aus Erlangen gaben gegenüber dem Störungsmelder an, auch weiterhin die Aktivitäten der Burschenschaften zu beobachten und gegen diese zu intervenieren.