Schlechte Stimmung beim Freien Netz Süd (FNS): Anfang Juli beschlagnahmten 700 Polizisten Beweismaterial im Rahmen einer großen Razzia um Verbotsgründe für das wichtigste bayerische Kameradschaftsnetzwerk zu liefern. Wenige Tage später verhindern Antifaschisten eine FNS-Veranstaltung zu der nur szeneintern eingeladen wurde.
Gekommen sind am Ende nur wenige. Für Freitag, den 19. Juli luden mittelfränkische Aktivisten des bayernweiten Neonazidachverbands „Freies Netz Süd“ (FNS) zu einer Veranstaltung in einer Fürther Gaststätte ein.
Kurz vor der neonazistischen Aufführung, die um 19 Uhr beginnen sollte, bekamen Antifaschisten Wind von der Sache und mobilisierten zu einer Gegenveranstaltung. Rund 80 Nazigegner positionierten sich kurzerhand vor der Gaststätte um ihren Unmut über den geplanten Nazivortrag auszudrücken.
Einzig die als Anmelderin fungierende Stella Ruff aus Fürth, eine führende Aktivistin im FNS und eine weitere Neonaziaktivistin ließen sich eine Zeit lang in unmittelbarer Nähe zum vorhergesehenen Veranstaltungsort blicken um sich mit anwesenden Polizeikräften und dem Wirt zu besprechen. Die beiden Aktivistinnen zogen zeitnah unverrichteter Dinge ab und trafen sich anschließend mit anderen Neonazis im Anwesen des führenden FNS-Kaders Matthias Fischer, in dem vor einer Woche ebenfalls eine Hausdurchsuchung stattfand. Mehrere Stunden vor der geplanten Veranstaltung widersprach sich eine Mitarbeiterin der Gaststätte, welche ihren Namen nicht in den Medien lesen möchte, im Gespräch mit dem Störungsmelder mehrfach.
Sie habe kein Problem damit, Neonazis einen Raum für Veransaltungen zu vermieten. Später, als Antifaschisten vor Ort waren und Polizisten das Geschehen begleiteten, schlug die Stimmung der Kneipenbetreiber um. Da will man nichts davon gewusst haben, dass es sich bei den Gästen um Neonazis gehandelt habe. Zudem haben diese auch schon öfter das Hinterzimmer der Lokalität für ihre Aktivitäten genutzt. Es folgte umgehend eine Absage an die neonazistischen Gäste.
Die Strategie der mittelfränkischen Neonazis sich unter konspirativen Bedingungen in Hinterzimmer von wechselnden Gaststätten einzumieten ist nicht neu. Oftmals wird sich unter dem Label „Bund Frankenland“ vorgestellt, einer neonazistischen Kadervereinigung der etliche Führungspersönlichkeiten im Freien Netz Süd angehören. Den Wirten entgeht dabei selten, welch‘ Klientel sie sich dabei ins Haus geholt haben. Obwohl etliche Kneipenbetreiber nach Hinweisen auf neonazistische Veranstaltungen den Rechten absagten, gibt es immer wieder Gastwirte die kein Problem in ihrer rechten Kundschaft sehen.
In Mittelfranken mussten durch antifaschistische Intervention daraufhin mehrere Kneipen schließen oder verloren durch ihre rechte Kundschaft viele andere Kunden. Vor kurzem erst deckten Nazigegner auf, dass sich Neonazis in einer anderen Fürther Gaststätte treffen. Der Wirt war anfangs der Auffassung, er sei auf diese Gäste finanziell angewiesen. Als sich auch die breite Öffentlichkeit für seine Offenheit gegenüber den Faschisten interessierte und sogar die lokale CSU-Ortsgruppe auf Distanz zu ihrem bisherigen Treffpunkt ging, lenkte der Wirt ein und versprach öffentlich an Rechtsextremisten keinen Raum mehr zu vermieten. In ganz Bayern haben sich in mehreren Städten Wirte zusammen gefunden, um die Aktion „Keine Bedienung für Nazis“ ins Leben zu rufen. Ziel ist es, den betroffenen Gastwirten beizustehen und dabei zu helfen die rechte Kundschaft wieder loszuwerden. Zudem soll den Rechten damit der Raum genommen werden ihre rassistischen Inhalte zu verbreiten und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Kneipen und Gaststätten, welche den Rechten Räume zur Verfügung stellen, ermöglichen es den Nazis Strukturen weiter auszubauen, Anlaufpunkte zu schaffen um neue Kontakte zu knüpfen und um rassistische, faschistische und antisemitische Propaganda zu verbreiten. „Heute haben wir gezeigt, dass es möglich ist auch kurzfristig Naziveranstaltungen zu verhindern, wir arbeiten daran den Nazis dies auch in Zukunft zu vermiesen“, so eine Gegendemonstrantin gegenüber dem Störungsmelder.