Trotz des Verbots mehrerer Nazigruppen, gibt sich die Szene in Nordrhein-Westfalen selbstbewusst. Bei einem Aufmarsch am vergangenen Wochenende in Dortmund griffen Neonazis mit verbotener Pyrotechnik die Gegendemonstranten an. Es gab mehrere Verletzte. Dortmund gilt seit Jahren als Hochburg der besonders gewaltbereiten „Autonomen Nationalisten“.
Angekündigt war die Veranstaltung als Protestmarsch gegen Verbote rechtsextremer Gruppen. Schon das Fronttransparent machte den neonazistischen Charakter des Aufzuges deutlich. „25 Punkte gegen eure Verbote“, lautete die Parole. Szenekenner verstehen den Wink sofort: gemeint ist das 25-Punkte Programm der NSDAP, auf das sich die verbotene Gruppe „Nationaler Widerstand Dortmund“ in Schulungen gerne bezog. Unter den Teilnehmern befanden sich viele bundesweit bekannte Szenegrößen wie Uwe Meenen, Siegfried Borchardt (Spitzname „SS-Siggi“), Ursula Haverbeck, Uwe Dreisch, Wolfram Nahrath und Thomas Wulff. Einige von ihnen waren früher selbst Mitglieder verbotener Nazigruppen.
Besonders bizarr war der Auftritt eines Berliner Neonazis. Er trat mit einer Sturmhaube vermummt ans Rednerpult und kritisierte lauthals das Verbot der Berliner „Kameradschaft Tor“ (KS Tor) im Jahr 2005. Nach Informationen des Störungsmelder, handelte es sich dabei um Björn Wild. Er war selbst jahrelang führendes Mitglied der gewaltbereiten KS Tor. Erst nach mehreren Minuten griff die Polizei ein und stoppte seinen Auftritt. Gegen Wild wird jetzt wegen Verstoß gegen das Vermummungsverbot ermittelt.
Der Angriff mit dem in Deutschland verbotenen Böller erfolgte kurz vor Ende des Aufmarsches. Ein Rechtsextremist warf den Sprengkörper in die Menge der Gegendemonstranten. Nach Polizeiangaben wurden fünf Personen verletzt, darunter ein Polizist und eine Landtagsabgeordnete der Piraten. Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest. Daraufhin kam es zu Tumulten und weiteren Angriffen der Neonazis auf die eingesetzten Beamten.
Organisiert wurde der Aufmarsch von der neuen Partei „Die Rechte“ des langjährigen Nazi-Kaders Christian Worch. Seit der Verbotswelle in NRW, wird die Partei zunehmend zum Sammelbecken militanter Neonazis, die so ihre Arbeit legal fortsetzen können.