Die 2001 in Südtirol gegründete Band Frei.Wild, die sich selbst als Deutschrock-Band beschreibt, versucht sich immer wieder ein unpolitisches Image zu verpassen – doch sie ist Sprachrohr eines keinesfalls unpolitischen Nationalismus. Die Band sorgte bei der Echoverleihung 2013 für Aufsehen, als sie wegen des Vorwurfs rechter Textinhalte nachträglich von der Nominierungsliste gestrichen wurde. Daraufhin kam es ausgerechnet von der rechtsextremen NPD zu Protesten.
Ein Kommentar
Im letzten Jahr beantragte das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit erstmals eine Indizierung einiger Texte der Band bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM). Das Verfahren wurde im Dezember eingestellt, da die Band die in dem Antrag genannten Internetquellen aus dem Netz entfernte. Das Thüringer Ministerium beantragte erneut eine Indizierung des Songs „Rache muss sein“ wegen seiner Anregung zu Gewalt und Selbstjustiz. Und wieder wurde der Antrag abgelehnt. Die Prüfstelle schätze den Song zwar als sehr kritisch ein, doch der künstlerische Kontext des gesamtem Albums würde den Song realtivieren – Die Songs von Frei.Wild bleiben damit jugendfrei.
Die Kunstfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung sind wertvolle Güter unsere Demokratie – rechtliche Hürden für Verbote sind Zeichen des Rechtsstaats. Dennoch muss eine genaue Auseinandersetzung mit Bands aus der rechten Grauzone stattfinden. Die Codes, die von Bands wie „Frei.Wild“ in ihren Songs benutzt werden, müssen entschlüsselt und das Potenzial, das sie in einer rechtsgerichteten Szene freisetzen können, ernst genommen werden. Gerade für Jugendliche sind – Gewalt anregende Texte gefährlich. Die Rechtsrock-Szene hat immer wieder gezeigt, dass sie eine große Bedeutung für Rechtsextreme besitzt und die Vernetzung in der rechten Szene unterstützt. Wie die Antworten auf meine Kleine Anfrage „Frei.Wild“ an den Berliner Senat zeigen, schätzt der Senat die Band nicht als eine politische Band ein.
Aktuell zeigt der Angriff eines Frei-Wild-Fans auf den grünen Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler, dass Anhänger der Band nicht zu unterschätzen sind und auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. Kindler hatte im November 2013 in Hannover auf einer Demonstration gegen Frei.Wild und gegen „völkische Ideologie und Nationalismus“ gesprochen. Anfang Februar wurde der haushaltspolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion dann tagsüber im alternativen Stadteil Linden in Hannover von einem Frei.Wild-Fan angesprochen, ob er „der Sven von den Grünen“ sei und bei der Anti-Frei.Wild-Demonstration geredet hätte. Als Kindler das bejahte, griff der junge Mann ihn körperlich an, beleidigte ihn mehrmals als „Anti-nationaler Wichser“ und „Vaterlandsverräter“ und bedrohte ihn. Als Kindler über diesen Vorfall auf seiner öffentlichen Facebookseite berichtete, rollte eine Welle von Hass und Gewaltbedrohungen von Frei-Wild-Anhängern gegen ihn los. Der Bundestagsabgeordnete will sich aber nicht davon einschüchtern lassen und machte klar, dass er weiterhin gegen Nationalismus und rechtes Gedankengut aktiv sein will.
Frei.Wild verbreitet ein Weltbild, dass Vorurteile, Vereinfachungen und Abgrenzungen befördert. Es ist wichtig, rechte Musik nicht zu verharmlosen oder die Rolle von Musik im Rechtsextremismus zu unterschätzen. Nicht zuletzt hat die Aufarbeitung des NSU Komplexes gezeigt, dass rechte Musik ein Nährboden für die Radikalisierung von Neonazis sein kann. Deshalb sollten Prävention und Aufklärung gestärkt werden. Kinder und Jugendliche müssen für Strategien der rechten Szene sensibilisiert werden. Wir sollten genauer hinsehen und vor allem hinhören!