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„Refugees are welcome here“ – Trier stoppt NPD-Aufmarsch

 

Diese Blockade an der Römerbrücke hinderte die NPD letzendlich am weiterkommen © Max Bassin
Diese Blockade an der Römerbrücke hinderte die NPD letztendlich am weiterkommen © Max Bassin

Das Netz lacht seit Tagen über ein unbeholfen gestaltetes Video der NPD Trier. Über die damit beworbene Demonstration lachen seit Samstag auch die Trierer. 40 Neonazis standen zeitweise bis zu 1.200 Nazigegnern gegenüber. Trier hat deutlich gezeigt: in der Stadt ist Platz für Flüchtlinge, aber keiner für Nazis.

Das ist durchaus auch wörtlich zu verstehen. Weil viele Gegendemonstranten die Römerbrücke blockierten, konnte die NPD ihren „Fackelzug gegen Asylbetrug“ nicht wie geplant von Trier-West über die Mosel bis in die Innenstadt durchführen. Dafür glich die Route streckenweise einem Spießroutenlauf: Wasserbomben, Wasserpistolen, Trillerpfeifen und Parolen begleiteten den Aufmarsch. Nach zwei Kilometern war Schluss: die NPD musste aufgeben und zu ihrem Auftaktort zurückkehren.

„Wir freuen uns über den entschiedenen und vielfältigen Protest gegen die NPD in Trier und hoffen, dass in Zukunft darauf aufgebaut werden kann.“, resümiert Dario vom Bündnis „Trier für alle“. „Antirassistische Arbeit ist weiterhin notwendig. Ein viel größeres Problem als die Trierer Nazis sind allerdings die menschenverachtende Asylrechtsverschärfung und die mörderische, europäische Abschottungspolitik. Wir hoffen dass sich die wachsende Willkommenskultur irgendwann auch politisch niederschlägt, die Lager aufgelöst und die Grenzen geöffnet werden.“

Unterstützung und Solidarität im Alltag

Bis es soweit ist gehen viele Trierer mit gutem Beispiel voran und engagieren sich in ihrem Alltag für Flüchtlinge. Die Bandbreite reicht von Helfern in den Erstaufnahmeeinrichtungen über das Multikulturelle Zentrum Trier und die Refugee Law Clinic Trier bis hin zum Verein FAOSE, der sich unter anderem für (syrische) Flüchtlinge einsetzt. Sie alle berichteten am Rande des Demonstrationsgeschehens dem Störungsmelder von ihrer Arbeit und bieten einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten zu helfen.

Großer Erfolg – mit einer Einschränkung

Bei aller Freude über den gelungenen Protest bleibt ein Wehrmutstropfen. Normalerweise bringt die Trierer NPD kaum mehr als 10 Personen auf die Straße – und sogar die wenigen Demonstranten reisen meist aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland an. Dieses Mal schlossen sich aber auch 20-30 Trierer aus dem sozial schwachen Stadtteil Trier-West dem Aufmarsch an. Kein Wunder: letztes Jahr holte die Trierer NPD mit 1,9% dort ihr bestes Kommunalwahlergebnis, auch die AfD schnitt mit 4,5% überdurchschnittlich gut ab. Stadtweit brachte es die NPD auf 0,7% und die AfD auf 3,9%. Für die Nazigegner und Flüchtlingsunterstützer muss es künftig auch darum gehen, gerade dort im Alltag präsent zu sein. Um rassistischer Agitation den Boden zu entziehen und um die Nazigegner in diesem Stadtteil tatkräftig zu unterstützen.