In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember griffen mutmaßliche Rechtsextremisten in Ratzeburg (Schleswig Holstein) eine Gruppe linker Jugendlicher mit Holzlatten an. Eines der Opfer musste im Krankenhaus behandelt werden – der junge Mann verliert vermutlich auf einem Auge 87% seiner Sehkraft. Zwei weitere Personen wurden leicht verletzt. Laut taz wurden die Jugendlichen zunächst in einer Kneipe in der Ratzburger Innenstadt von mehreren Personen als „Zecken“ beschimpft. Auch der Hitlergruß sei aus der pöbelnden Gruppe heraus gezeigt worden. Um einen Konflikt zu vermeiden, seien die jungen Leute daraufhin in eine andere Bar gegangen. Aber auch vor dieser Bar hätte sich eine Gruppe von bis zu 12 mit Holzlatten und anderen Gegenständen Bewaffneter versammelt, berichtet ein Opfer gegenüber der taz. Ein stadtbekannter Neonazi habe zunächst aus dieser Gruppe heraus angefangen vor der Bar stehende Gäste zu beleidigen und zu schubsen. Dann habe er plötzlich mit einer Holzlatte zugeschlagen. Sein Opfer sei sofort zusammengebrochen. Auch ein Jugendlicher, der dem schwer Getroffenen zu Hilfe kommen wollte, sei geschlagen worden. Nach dem Angriff seien die Rechtsextremisten geflohen, berichtet einer der Jugendlichen weiter.
Die Antifa Herzogtum Lauenburg erhebt nun in einer Pressemitteilung schwere Vorwürfe vor allem gegen die Polizei. Diese habe nicht sofort nach den Schlägern gesucht. Auch eine Anzeige, die eine der Überfallenen direkt vor Ort aufgeben wollte, hätten die Ordnungskräfte nicht aufgenommen. Die junge Frau sei von einem Beamten als „hysterische Kuh“ beschimpft worden. Ein weiterer Versuch eine Anzeige aufzugeben, sei am 26. Dezember ebenfalls gescheitert. Das von den Rechtsextremisten schwer verletzte Opfer solle die Anzeige selbst aufgeben, wenn es aus dem Krankenhaus entlassen werde, so laut Antifa die Aussage eines Beamten. All dies spreche dafür, dass die Polizei es mit der Verfolgung der Tat „nicht allzu eilig“ habe. Außerdem, so der Eindruck der Antifa Herzogtum Lauenburg, würde die Polizei eher von einer Kneipenschlägerei, als von einer rechtsextremen Tat ausgehen.
Die Pressesprecherin der Ratzeburger Polizei, Sonja Kurz, wies die Anschuldigungen der Antifa allerdings entschieden zurück. Die Ermittlungen seien sofort nach der Tat aufgenommen worden, betonte sie. Zu der Frage, ob die Tat einen rechtsradikalen Hintergrund habe, wollte Kurz sich nicht äußern. Sie könne einen solchen Hintergrund weder bestätigen noch dementieren. Ebenso wie die Behauptung, einer der an dem Überfall Beteiligten sei als Neonazi stadtbekannt. In Zusammenhang mit dem Vorfall sprach Kurz von einer „Streiterei unter Heranwachsenden“, die „erheblich eskaliert“ sei und bei der es zu erheblichen „strafbaren Handlungen gekommen“ sei. Das Verfahren laufe noch, betonte die Polizeisprecherin.