Am Samstag floppte ein geschichtsrevisionistischer Neonazi-Aufmarsch in Weimar mit nur 70 Teilnehmern und veraltetem Propaganda-Material. Mehr als 500 Menschen protestierten gegen die extrem rechte Veranstaltung und zeigten lautstark, dass die Neonazis in der Kulturstadt nicht willkommen sind.
Für Samstag 16 Uhr mobilisierte die Thüringer Neonazi-Szene zu ihrem „Trauermarsch“ nach Weimar. Bereits vor dem offiziellen Beginn der Gegenkundgebung trafen sich rund 100 Menschen am Auftaktort der Neonazi-Demo, um ihren Protest gegen das jährlich stattfindende neonazistische Szene-Event kundzutun. Am Ende nahmen an den Gegenprotesten rund 500 Menschen teil. Noch bevor alle Neonazis am Startort ihres Aufmarsches angekommen waren, konnten einige wenige Gegendemonstranten die Polizeiabsperrungen überwinden und zumindest zeitweise die Strecke blockieren. Nach einigen Verhandlungen mit der Polizei verließen die Demonstranten dann die Aufmarschstrecke. Um weitere solcher Aktionen zu unterbinden, zog die Polizei eine Hundestaffel hinzu und positionierte sich vor der Gegenkundgebung.
Währenddessen erreichten die rund 70 Neonazis den Auftaktort ihres Aufmarsches. Jenseits der Thüringer Szene waren in diesem Jahr nur wenige Neonazis von außerhalb angereist. Dies dürfte nicht zuletzt mit einem Szene-Streit rund um die Partei Die Rechte zusammenhängen, zu der die Organisatoren der Veranstaltung in Weimar bis vor kurzem gehörten.
Während der Trauermarsch durch Weimar zog, kam es an zahlreichen Nebenstraßen zu lautstarken Protestaktionen. Weitere Versuche auf die Strecke zu gelangen, wurden seitens der Gegendemonstranten nicht unternommen, sodass der Neonazi-Aufmarsch störungsfrei durchgeführt werden konnte. Die teils aus Niedersachsen und Rheinland-Pfalz angereisten Redner bedienten in ihren Redebeiträgen die klassischen Themen neonazistischer Geschichtserzählung. Hierbei kam es mehrfach zu antisemitischen Äußerungen. So wurde unter anderem mehrfach vom „Bombenholocaust“ gegen das deutsche Volk gesprochen. Während die Neonazis im Vorfeld angaben, an die Bombardierung Weimars vom 9. Februar 1945 erinnern zu wollen, war dies jedoch inhaltlich kaum Thema der Reden. Vielmehr schien die Veranstaltung einen klaren Bezug zur Bombardierung Dresdens und dem damit verbundenen Opfermythos der Szene zu haben. Dies war auch anhand der mitgeführten Schilder zu erkennen, die für das Gedenken in Dresden warben. Passend zur rückwärtsgewandten Ideologie der Veranstaltung allerdings für das Jahr 2016.
Nach knapp einstündigem Aufmarsch wurde die Veranstaltung dann beendet. Die Neonazi-Organisatoren gaben am Ende bekannt, dass sie den jährlichen Aufmarsch bereits bis 2025 bei der Versammlungsbehörde angemeldet hätten.