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1.800 Euro Strafe für „Hannibal“

 

Hannibal muss zahlen. Das Amtsgericht Böblingen hat den ehemaligen Unteroffizier Andre S., der sich selbst den Decknamen „Hannibal“ gegeben hatte, am Montag zu einer Geldstrafe von 1.800 Euro verurteilt.

Von Luca Heyer

Das Gericht legte Andre S. auf, 120 Tagessätzen zu je 15 Euro zu leisten. Andre S. war schon im September wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz verurteilt worden, hatte gegen das Urteil jedoch Beschwerde eingelegt. Vor Gericht erschienen war der Ex- Soldat am Montag nicht.

„Das Gericht hat sich bei der Höhe der Tagessätze am Sozialhilfesatz orientiert, weil keine Tätigkeit angegeben wurde“, sagte ein Gerichtssprecher. André S. war Mitglied im Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr gewesen. Ende September endete sein Dienst als Soldat auf Zeit. Nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr hat er kaum noch Einnahmen. Mit dem Urteil ist er nun vorbestraft.

Bekannt geworden war Andre S., nachdem der terrorverdächtige Offizier Franco A. 2017 wegen einer auf dem Flughafen Wien versteckten Waffe aufgeflogen war. Die Ermittler fanden Verbindungen über Chatgruppen, von denen eine unter dem Namen Nord/Nordkreuz bekannt wurde. In diesen Gruppen hatten sich rechtsgerichtete Prepper organisiert, die unter anderem Feindeslisten politischer Gegnerinnen und Gegner angelegt hatten. André S. hatte unter dem Namen Hannibal mehrere dieser Telegram-Chatgruppen geleitet.

In einer Wohnung von Andre S. in Sindelfingen sowie beim Autohaus seiner Adoptiveltern in Halle hatten Ermittler Patronen, Nebel- und Signalgranaten sichergestellt sowie eine Kiste, in der sich Zünder von Handgranaten befanden.

Kritik am Urteil äußerte Tobias Pflüger, verteidigungspolitischer Sprecher der Linken im Bundestag: „Das ist symptomatisch für alle Prozesse, die bislang gegen Personen dieses Netzwerks geführt wurden: Die Netzwerkstrukturen werden ignoriert und es werden niedrige Strafen verhängt, da es immer nur um gefundene Waffen oder Sprengstoff geht, aber nie darum, was die Rechten damit vorhatten – ein fatales Signal für Neonazis mit Terrorplänen.“