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Pro-Deutschland bietet Sarrazin den Vorsitz an

 
Thilo Sarrazin am 3. Juli 2009 (own Work by Nina)
Thilo Sarrazin am 3. Juli 2009 (own Work by Nina)

Der SPD-Politiker Thilo Sarrazin muss zurzeit reichlich Kritik einstecken – aber er erfährt auch Lob – beispielsweise von der NPD. Sarrazins Aussagen zur „Überfremdung“ atmeten einen nationaldemokratischen Geist, so die Neonazi-Partei. „Wird Sarrazin der deutsche Wilders?“, fragte NPD-BLOG.INFO am Dienstag angesichts der Tatsache, dass der Bundesbankvorstand Sarrazin offenbar Zuspruch von konservativen Kreisen bis hinein in die Neonazi-Szene erhält.

Auf einen deutschen Wilders hofft schon länger Pro-Deutschland. Und der Partei-Vorsitzende Manfred Rouhs bot Sarrazin laut nrwrex nun seinen Chefsessel an: „Mit ihm an der Spitze ließe sich das Parteiengefüge mühelos aufrollen.“ Falls sich Sarrazin entscheide, die Aufnahme bei „pro Deutschland“ zu beantragen, würde man unverzüglich eine Bundesversammlung durchführen. Rouhs: „Ich würde vom Bundesvorsitz zurücktreten und Sarrazin für dieses Amt vorschlagen.“ Er sei der richtige Mann, um das von Demoskopen veranschlagte Wählerpotenzial von etwa 20 Prozent rechts der Union vollständig zu erschließen. Nach Angaben von nrwrex ist Rouhs’ Liebeswerben mit dem Aufnahmeantrag der „Bürgerbewegung“ verlinkt.

Möglicherweise könnte Sarrazin bald eine neue politische Heimat benötigen, denn in der SPD hat der selbst ernannte Tabubrecher kaum noch Freunde. Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel brachte einen freiwilligen Parteiaustritt Sarrazins ins Gespräch. Auf die Frage, warum Sarrazin noch SPD-Mitglied sei, sagte Gabriel laut Medienberichten: „Das weiß ich auch nicht.“ Die Äußerungen des Bundesbank-Vorstands seien zum Teil „dämlich“ und dessen Sprache mitunter „gewalttätig“. Gabriel kündigte eine Prüfung an, ob Sarrazin mit seinen Äußerungen Bevölkerungsgruppen bestimmte Charaktereigenschaften zuweise. Dies wäre dann eindeutig „rassistisch“.

Zu diesem Schluss ist ein Gutachten längst gekommen. Der SPD-Ortsverband Alt-Pankow und der SPD-Kreisverband Spandau hatten einen Parteiausschluss gegen Sarrazin angestrengt und der Landesschiedskommission der Partei ein Gutachten vorgelegt. Darin wurden die Äußerungen Sarrazins in einem Zeitungsinterview in zentralen Passagen als rassistisch bezeichnet. Der Politikwissenschaftler Gideon Botsch vom Moses Mendelssohn Zentrum der Universität Potsdam kam zu dem Schluss, dass Sarrazin mit einem bewussten Tabubruch Vorurteile mobilisierte, die sonst von Rechtsradikalen geäußert würden.

Siehe auch: Wird Sarrazin der deutsche Wilders?, Gutachten bescheinigt Sarrazin Rassismus, SPD-Berlin-NordOst besteht auf Sarrazin-Rauswurf, NPD feiert Bundesbank-Vorstand Sarrazin