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Neonazi wegen Mordes an Kamal verurteilt

 

Der Vorsitzende Richter scheute sich nicht, sein Entsetzen auszusprechen. „Das Leben von Kamal Kilade wurde sinnlos ausgelöscht“, sagte Hans Jagenlauf, der Fall des erstochenen Irakers mache „fassungslos“. Die 1. Strafkammer des Landgerichts Leipzig verhängte am Freitag gegen den Haupttäter, den Rechtsextremisten Marcus E., 13 Jahre Haft wegen ausländerfeindlich motivierten Mordes.

Von Tagesspiegel-Redakteur Frank Jansen

Außerdem stuften die Richter den 33-jährigen, vielfach vorbestraften Mann mit dem tätowierten Schädel als so gefährlich ein, das noch Sicherungsverwahrung hinzukommt. Der mitangeklagte, ebenfalls rechtsextreme Daniel K. (29) bekam drei Jahre Haft wegen gefährlicher Körperverletzung und wird angesichts seiner Alkoholprobleme in einer Entziehungsanstalt untergebracht. Er bleibt allerdings vorerst frei.

Daniel K. hatte nach einer Sauftour mit E. in der Nacht zum 24. Oktober 2010 den 19-jährigen Iraker nahe dem Leipziger Bahnhof attackiert, mit Faustschlägen und Pfefferspray. Kilade wehrte sich, da stach E. dem Iraker mit einem Klappmesser in den Bauch. Noch am selben Tag starb Kilade im Universitätsklinikum der Stadt. Die Kammer bescheinigte E. einen Tötungsvorsatz und das Mordmerkmal des niederen Beweggrundes. Der Angeklagte habe zugestochen, da sich sein „Kamerad“ im Kampf mit einem Ausländer befunden habe. Für E. hätte der Ausländer damit „sein Leben verwirkt“, sagte Jagenlauf.

Die Richter gingen im Fall von E.mit dem Urteil über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus. Anklägerin Katrin Minkus hatte am Donnerstag nur auf Totschlag plädiert, kein ausländerfeindliches Motiv erkennen können und zwölf Jahre Haft für E. gefordert. Bei Daniel K. hingegen war sich die Kammer mit der Staatsanwaltschaft einig. Die Richter hielten auch beiden Angeklagten die starke Alkoholisierung in der Tatnacht zugute.

Kilades Mutter konnte am Freitag nicht zur Urteilsverkündung kommen, da sie beim Plädoyer der Staatsanwältin einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte und ins Krankenhaus gebracht werden musste.