Nachdem es lange Zeit um die Regensburger NPD still war, droht jetzt eine Radikalisierung des Ortsverbands. Unter der Führung des vorbestraften Rechtsextremisten Robin Siener will sich die Partei, die zuvor in der Hand von Willi Wiener lag, neu strukturieren. Die Neonazis wollen jetzt ihren Fokus auf die Nachwuchsarbeit legen.
Im November letzten Jahres hatte der ehemalige Kreisvorsitzende der NPD-Regensburg, Willi Wiener, seine Ämter niedergelegt und die Partei verlassen. Wie das Regensburger Wochenblatt berichtet, schloss er sich der rechten Piusbruderschaft an, die unter anderem auch den Holocaustleugner Richard Williamson zu ihren Mitgliedern zählt. Williamson hatte in einem Interview mit einem schwedischen TV-Sender bestritten, dass es in der NS-Diktatur Gaskammern gegeben hat. Mit dem Abtritt Wieners hatten viele gehofft, dass die NPD-Regensburg keine Zukunft mehr haben und sich praktisch selbst zersetzen würde.
Doch wie das Internetportal „Endstation Rechts Bayern“ schreibt, wurde jetzt der mehrmals vorbestrafte Rechtsextremist Robin Siener, der bislang als Anführer der neonazistischen Szene im bayerischen Cham galt, zum Nachfolger von Wiener gewählt. Siener werden gute Verbindungen zum „Freien Netz Süd“ (FNS) – für das er selbst als Aktivist tätig war – und zur tschechischen Naziszene sowie zur Rechtsrock-Szene nachgesagt. Er war unter anderem Mitglied im NPD-Bezirksvorstand und für kurze Zeit Vorsitzender der NPD Schwandorf/Cham.
Beunruhigend ist, dass Siener offensichtlich gezielt Jugendliche in Regensburg für die Szene rekrutieren will. Konkrete Vorstellungen, wie er neue Anhänger unter den Heranwachsenden für die Ziele der Partei mobilisieren will, äußerte er jedoch nicht. Inwieweit er seine Ankündigungen in die Tat umsetzen wird und ob er damit überhaupt Erfolge verbuchen kann, ist allerdings fraglich. Regensburg gilt für Neonazis als schwieriges Gebiet. Das hatte sich auch bei einem noch unter Wieners Leitung organisierten Naziaufmarsch im Jahr 2009 gezeigt: Tausende Regensburger blockierten den Marsch. Die NPD konnte sich aufgrund der Proteste nicht wie geplant medienwirksam am Denkmal von Juan de Austria inszenieren.
Gegenwärtig erweckt es den Anschein, als ob Siener den Bezirk Regensburg von Cham aus mitverwaltet, was sich beispielsweise in der Umbenennung der „Widerstand Cham“ Seite zeigt. Diese trägt nun den Zusatz „Regensburg“. Von einer nächtlichen Flugblattverteilung abgesehen gab es seither keine öffentlichen Aktionen. Für die Teilnahme an Wahlen ist Siener mit seinen Vorstrafen ein denkbar schlechter Kandidat. Es bleibt abzuwarten, ob der neue Vorsitzende die schwächelnde und zerstrittene Szene in Regensburg wieder vereinen kann.