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Proteste gegen braunes Gedenken in Plauen

 

Mehr als 2000 Menschen stellten sich den 200 Neonazis in den Weg © Johannes Hartl

Rund 200 Neonazis zogen am zurückliegenden Samstag, den 14. April, durch die Straßen Plauens, um den Opfer der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg zu „gedenken“. Dem geschichtsrevisionistischen Aufmarsch der Rechtsextremisten stellten sich über 2000 engagierte Bürger entgegen, die eindrucksvoll Flagge gegen Rechts zeigten.

Den ganzen Samstag über bestimmten im sächsischen Plauen Einheiten der Bereitschaftspolizei das Stadtbild. Bereits zum zweiten Mal in Folge hatten Neonazis der „Revolutionären Nationalen Jugend“ (RNJ Vogtland) einen sogenannten „Trauermarsch“ anlässlich der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg angemeldet. Ausgangspunkt des rechtsextremen Aufmarsches, der gegen 13 Uhr begann, war der Obere Bahnhof.

Doch schon vor Beginn des rechten Aufzugs zeigte Plauen bei mehreren, verschiedenen Gegenveranstaltungen eindeutig Gesicht gegen die neonazistischen Umtriebe in der sächsischen Stadt. So fand beispielsweise am Altmarkt eine „gemeinsame Kundgebung“ statt, an der sich neben dem Oberbürgermeister der Stadt, Ralf Oberdorfer (FDP), unter anderem auch der Superintendent Matthias Bartsch und Vertreter des DGB sowie zahlreiche Bürger/-innen beteiligt hatten. Weiterhin auf dem Programm stand ein Demonstrationszug von den Grünen, der SPD, den Linken und des DGB in Richtung des Postplatzes, mit einer Kundgebung; eine Menschenkette von der Lutherkirche bis hin zum Standort der ehemaligen Synagoge und viele andere Events gegen Neonazis.

Gegen 13 Uhr kam am Parkplatz unweit des Bahnhofs dann Bewegung ins Spiel. Nachdem die Neonazis Aufstellung genommen haben, marschierten sie langsam mit ihren Transparenten in Richtung der Innenstadt. Geschützt von einem Polizeiaufgebot zogen die Neonazis die Bahnhofsstraße in Richtung des Postplatzes entlang. Schon auf der Route war vereinzelt lauter Gegenprotest zu vernehmen. Mehrere Bürger brachten beispielsweise durch Pfeifen ihren Unmut über den neonazistischen Aufzug durch Plauen zum Ausdruck.

Am Postplatz angelangt sahen sich die etwa 200 Neonazis dann mit dem geballten breitgefächerten Protest der Plauener Bevölkerung konfrontiert. Unmittelbar an der Strecke der Neonazis, nur getrennt durch ein zuvor aufgebautes Polizeigitter und die eingesetzten Beamten, setzten die Plauener mit laut- und ausdrucksstarkem Protest ein unmissverständliches Zeichen gegen Neonazis. Dank des Protests der couragierten Demonstranten war letztendlich von der Zwischenkundgebung der Neonazis in der Theaterstraße auch nahezu nichts zu verstehen gewesen. Immer wieder mussten sich die engagierten Bürger allerdings von sogenannten „Anti-Antifa-Fotografen“ ablichten lassen. Dadurch sollten Neonazi-Gegner gezielt eingeschüchtert werden.

Nach ihrer Zwischenkundgebung, bei der unter anderem auch der aus Bayern angereiste Matthias Fischer (führender Kopf des rechtsextremen Kameradschaftsnetzwerks „Freies Netz Süd“) als Redner aufgetreten war, begaben sich die Neonazis weiter über die Theaterstraße in Richtung der Friedensstraße. Von dort aus marschierten sie wieder auf die Bahnhofsstraße, wo ihre Kundgebung schließlich ihr offizielles Ende fand.

Es blieb also, ein positives Fazit zu ziehen: Der Verlauf der Veranstaltung war friedlich, es kam zu keinen besonderen Vorkommnissen und Plauen war es mit über 2000 Demonstranten auf hervorragende Art und Weise gelungen, Gesicht gegen Neonazis zu zeigen. Ob die Neonazis im nächsten Jahr wiederkommen wollen, ist aktuell nicht klar. Zumindest dürften sie aber wissen, dass sie unter keinen Umständen willkommen sein werden.