Sein Name schien bis vor ein paar Monaten schon längst in Vergessenheit geraten zu sein. Erst, als der mörderische Feldzug der rechtsterroristischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) aufflog war er plötzlich wieder im Gespräch: Gerhard „Gerd“ Ittner. Jetzt wurde Ittner nach Informationen des Störungsmelders in Portugal verhaftet. Er ist einer der fragwürdigsten Ideologen der Neonaziszene in Deutschland, der auch intern sehr umstritten ist. So bezeichnet Ittner sich selbst als „Sachverwalter des deutschen Reichs“.
Ittner war seit 2001 Mitglied der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ Nürnberg, welche von der NPD Nürnberg gegründet wurde. Später übernahm er die Rolle des Pressesprechers für die BIA. Im Gegensatz zu dem heutigen Stadtrat für die BIA und Landesvorsitzenden der NPD Bayern, Ralf Ollert, versteckte Ittner seine Ansichten nicht, sondern verbreitete seine rassistischen und völkischen Texte über die Internetseite der Bürgerinitiative. Einige seiner Texte beendete er mit „Heil Deutschland“ oder „Palästina den Palästinensern! Deutschland den Deutschen! Volksgemeinschaft statt USraelischer Globalisierungsdiktatur!“. Wegen Holocaust- relativierender Artikel auf der Homepage wurden mehrere Privaträumlichkeiten von BIA-Mitgliedern durchsucht und Ralf Ollert wurde wegen Volksverhetzung angezeigt. In diesem Zusammenhang wurde Ittner sowohl aus der BIA, als auch der NPD von dem bayerischen Landeschef Ollert, ausgeschlossen.
In den weiteren Jahren sorgte Ittner immer wieder für Schlagzeilen in den fränkischen Medien: Einmal weil er zusammen mit Christian Worch eine Demonstration unter dem Motto „Stolz und Treu macht Deutschland frei“ vom ehemaligen Reichsparteitagsgelände bis zum ehemaligen „Adolf Hitler Platz“ (heute Hauptmarkt) in Nürnberg führen sollte. Diese Strecke war nicht zufällig gewählt. Die Fackelzüge der NSDAP während der Reichsparteitage 1938 hatten eine ähnliche Route. Ein anderes Mal wollte Ittner mit einem Demonstrationszug zur Christkindlemarkteröffnung durch die Altstadt marschieren, was ihm aber verwehrt wurde.
2004 wurde er dann verhaftet und unter anderem wegen Volksverhetzung angeklagt. Schon während des Prozesses sorgte Ittner immer wieder für Aufsehen. So lehnte er das Gericht ab, begann seine Monologe mit „Heil dem deutschen Reich“ und drohte einer Staatsanwältin wegen „Hochverrats“ mit der Todesstrafe. Seine kruden Thesen wurden dann sehr deutlich, als er die „Rückführung volksfremder Elemente“ in ihre Herkunftsländer forderte. Dies solle durchgeführt werden, wenn das „wieder in Kraft getretene Deutsche Reich“ handlungsfähig ist. Ausgenommen dieser abstrusen Rückführung sollten aber Nutzpflanzen wie die Tomate oder die Kartoffel sein. In einem Papier schreibt Ittner von einer „multikulturellen Massenüberfremdung“ und den „sehr gerissenen Juden“, die als „Holocaustrezeptur zur Ausrottung des deutschen Volkes vorgeschlagen worden sein“.
Im Frühjahr 2005, zum 18. Prozesstag gegen ihn vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth erschien Ittner nicht mehr. Seit diesem Tag wird international nach ihm gefahndet. In Abwesenheit wurde er zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Der Schuldspruch erging wegen Volksverhetzung, Verunglimpfung des Staates, Beleidigung und Beschimpfung von Religionsgemeinschaften.
Im Laufe der Jahre wurde immer wieder spekuliert an welchem Ort Ittner sich gerade aufhält. Die Polizei vermutete seit jeher, dass er im Ausland lebte. Immer wieder gab es die Vermutung, er könnte sich in Südafrika aufhalten. Ein Boulevardmagazin berichtete, Ittner wäre in Iran und würde dort den Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad beraten. Diese Behauptung wurde aber von staatlichen Stellen nie bestätigt.
Informationen des Störungsmelders zufolge wurde Ittner am 11. April diesen Jahres in Portugal verhaftet. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bestätigte, dass Gerhard Ittner mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde und sich derzeit in portugiesischer Auslieferungshaft befindet.
Interessant könnte die Verhaftung Ittners auch für die Aufklärung der NSU-Morde sein. Schließlich hatte der fränkische Neonazi sehr gute Kontakte nach Thüringen und zu Mandy S.