In Zusammenarbeit mit Gesicht Zeigen! war ich vergangene Woche zum ersten Mal mit Störungsmelder On Tour. Genauer gesagt, haben sich Schüler der 9. und 10. Klasse der Geschwister – Scholl – Realschule in Süssen auf den Weg nach Stuttgart gemacht, um mit mir über Nazis, Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung im Fußball und im Allgemeinen zu sprechen.
In der zweistündigen Diskussionsrunde hatte ich anfangs das Gefühl, Süssen sei einer der Orte in Deutschland, in denen Ausländer und solche, die sie dort nicht sehen wollen, nicht begegnen. Die Schüler stellten sich zunächst namentlich vor und erzählten dann, was sie über Nazis wissen und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Die meisten betonten, dass sie noch keine Nazis getroffen hätten, das Thema aber sehr ernst nähmen. Drei Schüler der beiden Klassen haben einen Migrationshintergrund, jedoch kam es deswegen nie zu größeren Problemen. Im Laufe der Diskussion stellte sich dann aber doch langsam heraus, dass der Ein oder Andere durchaus schon mit Fremdenhass in Berührung kam. Zwei Schüler etwa, die bei einem Bundesligaspiel rassistische Parolen hörten, Freunde der Schüler, die in der Fußgängerzone beschimpft wurden oder eine Schiedsrichterin, die sich am Spielfeldrand mit einer handvoll Glatzen, die rechtsextreme Parolen grölten, auseinandersetzen musste. Bei all diesen Vorfällen waren sich die Schüler einig, dass wir diese offensichtlichen Beleidigungen und Anfeindungen nicht akzeptieren können.
Was aber, wenn ein NPD-Funktionär etwa einem Kreisliga Verein aus der finanziellen Notlage hilft und einen Satz Trikots sponsert? Und wie soll man reagieren, wenn Rechtsextreme als Gutmenschen auftreten und den Jugendlichen das Fußballspielen ermöglichen? Und wer würde noch spielen, wenn das Logo auf dem Trikot mit der rechten Szene in Verbindung gebracht werden kann?
Bei diesen Fragen waren die Schüler durchaus geteilter Meinung. Die Fußballer unter ihnen trennen strikt zwischen Sport und Politik und würden sehr wohl die Spende dankend annehmen, um weiter im Verein spielen zu können. Allerdings wäre niemand bereit, den Sponsor auf dem Trikot zu tragen oder für andere rechtsgerichtete Organisationen zu werben.
Andere dagegen würden die Spende nicht annehmen und neue Wege suchen, weiter im Verein spielen zu können. Die Problematik eines solchen Sponsorings und der daraus resultierenden Abhängigkeit kann für junge Menschen zum Problem werden und die Diskussion hat gezeigt, dass die Folgen eines solchen Engagements nicht jedem bewusst waren, bei manchen aber die Persönlichkeit schon so weit ausgebildet ist, dass sie sich nicht für solche Zwecke vereinnahmen lassen.
Wie so ein Heranführen der Fußballfans an die NPD geschieht, konnte ich in einem Buch von Christoph Ruf und Olaf Sundermeyer („In der NPD“) nachlesen. Der Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag, Holger Apfel, kümmert sich persönlich um ein gutes Verhältnis zur Neonazi-Szene beim1. FC Lokomotive Leipzig. Sein Verbindungsmann, Nils Larisch, verkaufte ehemals Fanartikel bei Lok und fuhr einstmals einen LKW mit dem Konterfei von Rudolf Heß auf den Seitenflächen quer durch die Republik. Viele der LOK-Anhänger sind der NPD gegenüber sehr aufgeschlossen und die Partei will diese Leute „abholen, um sie auf ihren Weg mitzunehmen.“. Auch in Chemnitz, Dresden und Aue versucht man, die Fußballanhänger, an die NPD „heranzuführen“. In diesem sog. vorpolitischen Raum sollen die „Freien Kameradschaften“ den „nationalen Widerstand“ beeinflussen.
Die Diskussion mit den Schülern der Geschwister-Scholl-Realschule war sehr aufschlussreich und interessant. Viele sind sich der Gefahr von Rechtsradikalen bewusst und zusammen mit dem Team von Gesicht Zeigen! konnte ich den Jugendlichen Lösungsmöglichkeiten aufzeigen im Umgang mit Nazis, vor allem im Bereich Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit rund ums Thema Fußball.