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Schwarzach: Ein Dorf steht auf gegen Nazis – NPD greift Journalisten an

 

Rund 500 Menschen protestierten gegen den Bayerntag der NPD in Schwarzach © Rüdiger Löster

Zum zweiten Mal veranstaltete die NPD am 16. Juni ihren „Bayerntag“ in Schwarzach (Landkreis Kulmbach) – und wie bereits im letzten Jahr zeigten die Schwarzacher Bürgerinnen und Bürger, dass die NPD und ihre rassistische Ideologie in diesem Ort unerwünscht sind.

Von Rüdiger Löster, mit freundlicher Genehmigung übernommen von Endstation Rechts.Bayern

Ungefähr 60 – 80 NPD-Anhänger, darunter auch viele Kinder, versammelten sich auf einer hermetisch abgeriegelten Wiese zu ihrem „Bayerntag“. Hohe Bauzäune, zugehängt mit Transparenten, sollten jeden Blick auf das Gelände unterbinden. Der Bundesvorsitzende der NPD, Holger Apfel trat als Redner auf dem 7. „Bayerntag“ der NPD auf. Außerdem sollten noch Reden des bayerischen Landesvorsitzenden Ralf Ollert, seines Stellvertreters und Mitglieds der Rockergruppe „Bandidos“ Sascha Roßmüller und ein „nationales Kabarett“ der Bundesvorsitzenden des „Ring nationaler Frauen“ Sigrid Schüßler folgen.

Wie bereits im letzten Jahr zeigten die Schwarzacher Bürgerinnen und Bürger, dass sie die NPD nicht an ihrem Ort haben wollen. Bereits am Ortseingang wurde dies durch ein riesiges Transparent deutlich gemacht. Ungefähr 500 Menschen reihten sich in die Demonstration gegen die NPD ein. Unter dem Motto „Schwarzach ist bunt – nicht braun!“ erhielten die Schwarzacher Unterstützung unter anderem von der Evangelischen Jugend, von einer Abordnung der Türkischen Gemeinde Kulmbach und von zahlreichen Politikern, angefangen von den Gemeinderäten (der Bürgermeister: der Gemeinderat ist so zahlreich bei der Demo vertreten, dass Beschlussfähigkeit besteht) bis hin zu Landtagsabgeordneten aus der Region. Und ebenfalls mit dabei waren Vertreter/innen der Bündnisse gegen Rechts aus Warmensteinach und Gräfenberg – aus Orten, die selbst mit Naziaktivitäten zu kämpfen hatten und sich mit Erfolg wehrten. Über alle parteipolitischen Grenzen hinweg standen die Schwarzacher zusammen gegen die Nazis und machten mit fantasievollen Transparenten ihre Meinung deutlich. So fuhren mehrere mit Transparenten geschmückte Traktoren im Demonstrationszug mit, zu lesen war u. a. „Scheiße ist braun“, „Nur wenn wir wegsehen, haben sie eine Chance – Deshalb demonstrieren wir gegen Rechts!“ und „Demokratie schützen – Kein Platz für Nazis“.

Und abweichend von der ursprünglichen Demonstrationsroute war es – ebenfalls wie im letzten Jahr – möglich, zum Veranstaltungsplatz der Nazis zu ziehen und in Sicht- und Hörweite den Nazis entgegenzurufen: „Haut ab!“.

Zum Bayerntag traf sich die NPD in einem abgesperrten Areal © Rüdiger Löster

Als dort eine Gruppe von Journalisten, begleitet vom Pressebetreuer der Polizei, sich dem Veranstaltungsort der NPD näherten, stürmten etwa zehn Nazis, darunter Jens Rüttiger, Marcel Maderer („Division Franken“) und der Landesgeschäftsführer der NPD, Axel Michaelis, aus dem umzäunten Gelände und gingen gegen die Journalisten vor. Trotz des Hinweises des Pressebetreuers der Polizei „Sie fassen hier niemanden an, sonst fass ich Sie an, die Presse erfüllt hier ihre öffentliche Aufgabe“, endeten die Tätlichkeiten der Nazis erst, als die Bereitschaftspolizei einschritt.

Bei der anschließenden Kundgebung nutzen zahlreiche Menschen die Gelegenheit, darzustellen, was sie bewegt, gegen rechtsextreme Bewegungen auf die Straße zu gehen. So berichtete beispielsweise ein Teilnehmer davon, dass er im Jahr 1980 das von einem Nazi verübte Attentat auf das Münchener Oktoberfest miterlebte: „Die Angst geht nicht mehr weg“ – und damit ein Grund, gegen die NPD-Veranstaltung in seinem Ort zu protestieren.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Christoph Rabenstein rief den Schwarzacher zu, dass sie stolz sein können darauf, dass sie die richtige Antwort auf die Nazis geben. Und auch der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner machte deutlich, dass er stolz sei auf Schwarzach und auf alle Bürger, die zu dieser Gegenveranstaltung gekommen sind: „Wir lassen uns von unserem Weg nicht abbringen“. Und er bedankte sich vor allem bei Tina Krause, der Sprecherin des Bündnisses „KunterBunT, stellvertretend für alle, die diesen Tag wochenlang vorbereitet haben.

Der Kundgebung schloss sich ein Gottesdienst an und anschließend wurde noch lange ein wirklich buntes Fest als Kontrastprogramm zur Naziveranstaltung gefeiert.

Oberprex und Schwarzach: vom richtigen Umgang mit Nazis

Erst vor einer Woche hat in einem anderen oberfränkischen Ort, in Oberprex, eine Veranstaltung des rechtsextremen „Freien Netz Süd“ stattgefunden. Diese Organisation verfügt dort seit zwei Jahren über eine Immobilie und führt regelmäßig Kameradschaftstreffen und Veranstaltungen durch. Und es gibt einen großen Unterschied zu Schwarzach: in Oberprex wehrt sich niemand gegen die regelmäßigen Nazitreffen, es gibt keinen Widerstand. Die Nazis sind teilweise sogar als „gute Nachbarn“ akzeptiert und feiern den Ort – wie der FNS-Aktivist Matthias Fischer in seiner Rede vor einer Woche – bereits als „national befreite Zone“.

Im Gegensatz dazu hat Schwarzach einen anderen Weg eingeschlagen: bereits im letzten Jahr, als die NPD das erste Mal ihren „Bayerntag“ dort veranstaltete, demonstrierten die Schwarzacher gegen die NPD. Und als Ergebnis der damaligen Aktivitäten wurde das Bündnis „KUnterBunT Bayreuth Kulmbach“ gegründet, das zusammen mit den Schwarzacher Bürgerinnen und Bürgern, mit Gewerkschaften, den Kirchen, dem Gemeinderat und vielen anderen Beteiligten die erfolgreiche Demonstration und Kundgebung gegen die NPD organisierte.