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Pro Deutschland blamiert sich mit Berlin-Tour

 

Nur wenige Pro-Anhänger beteiligten sich an der Provokations-Tour durch Berlin © S. Baumeister

Vergangenes Wochenende hat die Bürgerbewegung pro Deutschland eine Tour durch „Berliner Brennpunkte“ durchgeführt. Am Samstag startete die Splitterpartei um 10:00 Uhr in Berlin Lichtenberg mit einer Pressekonferenz, unter dem Motto „Der Islam gehört nicht zu Deutschland – Islamisierung stoppen!“ Im Laufe des Tages sollten Kundgebungen vor Moscheen stattfinden und später Mohammed-Karikaturen enthüllt werden, die schon im Vorfeld für große Aufregung sorgten.

Von Stefanie Baumeister

Zuckerfest mit bitterem Beigeschmack

Der erste Anlaufpunkt ist die As-Sahaba-Moschee in Wedding. Die ca. 50 Teilnehmer steigen aus ihren Bussen. Der Bundesgeschäftsführer Lars Seidensticker verteilt das Material. Die Lautsprecher Anlage wird aufgebaut. Auf den Schildern sieht man durchgestrichene Moscheen und islamfeindliche Sprüche. Ca. 10 Anhänger der German Defence League nehmen teil. Begleitet wird die Kundgebung von ca. 250 Gegendemonstranten und einem gelben Bus, auf dem „Hasta la vista Rassista“ steht. Eine junge Frau erklärt, warum genau dieses Wochenende ein provokantes Datum für die pro Deutschland-Tour ist. Es ist das Ende des Fastenmonats Ramadan, im Türkischen auch „Zuckerfest“ genannt. Nach dem Opferfest ist es der zweitwichtigste Feiertag im Islam. Der Besuch der Moschee am Morgen gehört natürlich dazu. Friedlich und fröhlich demonstrieren die Gegner von pro Deutschland. Durch die Musik und Rufe wie „Nazis raus“, kann man die Kundgebung der Rechten kaum verstehen.

Klage gegen Mohammed-Karikaturen

Um 13:00 Uhr geht es weiter zur Al-Nur Moschee in Neukölln, auf Bitten der Inhaber findet hier keine Gegenkundgebung statt. Sie möchten keine Ausschreitungen. Die drei Moschee-Vereine hatten am Freitag gegen pro Deutschland geklagt. Der Antrag wurde vom Oberlandesgericht jedoch abgewiesen. Hauptbestandteil der Klage war das Zeigen von Mohammed Karikaturen, welches pro Deutschland bei ihrer letzten Kundgebung um 16:00 Uhr in der Hermannstraße geplant hat.

Rund um den U-Bahnhof Boddinstraße haben sich schon vor der Ankunft von pro Deutschland ca. 1000 Menschen versammelt. Großzügig ist das Gelände abgesperrt. Ungefähr 70 Meter trennen die Kundgebung von den zahlreichen Gegendemonstranten. Als Manfred Rouhs das Mikrofon ergreift wird es plötzlich laut in der Hermannstraße. Aufgeregt zeigen Muslime Gebetsschriften und den Koran hoch. Sie protestieren gegen die Mohammed-Karikaturen. Im Islam sind Bilder vom Propheten Mohammed streng verboten.

Trotz der Enthüllung der Karikaturen bleibt der gesamte Protest friedlich. Es fliegen lediglich zwei Farbeier, die auf der Straße zerplatzen. Die Anwohner der Flughafenstraße spielen Pipi Langstrumpf und stehen mit Krönchen und Perücken an den Balkonen. Selbst als Dr. Karl Schmitt (Bürgerbewegung Pax Europa), anfängt sie als Alkoholiker und Arbeitslose zu bezeichnen, singen sie einfach noch lauter.

Die Parolen der Rechtspopulisten waren für Umstehende kaum wahrnehmbar © S. Baumeister

NPD und pro Deutschland

Als Sebastian Schmidtke auftaucht wird die Polizei aufmerksam. Der Vorsitzende der Berliner NPD, war vorher bei den Autonomen Nationalisten. Seltsam ist hierbei, dass sich sowohl pro Deutschland, als auch die German Defence League von der NPD distanzieren. In ihrer Rede bekennen sie sich zur Demokratie und wollen „weder braune, noch rote Nazis“. Schmidtke verschwindet jedoch wieder so schnell wie er gekommen ist. Pro Deutschland scheint personell schlechter aufgestellt zu sein als man glaubt. Dafür aber sehr ambitioniert. Um 17:30 Uhr wird eine Spontan-Kundgebung in Charlottenburg-Wilmersdorf angemeldet. Die dann noch genau 15 Minuten dauert.

„linke Brennpunkte“

Am Sonntag lautet das Motto: „Hauptstadt der Angst, nicht mit uns!“. Vor dem Kreuzberger Rathaus haben sich wieder ca. 50 Menschen versammelt, um dieses mal „linke Brennpunkte“ unter die Lupe zu nehmen. Zuerst soll es zum linken Hausprojekt Köpi, in der Köpenicker Straße gehen. Weitere Anlaufstellen sind die Revaler-, Liebig-, und Rigaer Straße in Friedrichshain. Spontan werden die Busse von pro Deutschland auf der Warschauer Brücke von der Polizei gestoppt. Hier halten sie eine 20-minütige Kundgebung ab und werden dann im Gänsemarsch unter der Brücke durch zu ihren Autos eskortiert. Anscheinend waren die kleinen Nebenstraßen zu unsicher. Auf der Brücke stellten sich wieder ca. 300 Menschen gegen die rechten Parolen mit Transparenten, Trillerpfeifen und Mittelfingern.