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E-Scooter müssen draußen bleiben

 

Sie dürfen nicht mehr in den Bus. Nicht in Herne. Nicht in Oldenburg. Nicht in Wuppertal.

Seit einigen Monaten verbieten immer mehr Verkehrsbetriebe in Deutschland die Mitnahme von so genannten E-Scootern in ihren Bussen. Behinderten- und Seniorenverbände sind entsetzt. „Mobilitätseingeschränkte Menschen in ländlichen Gebieten, die keinen Anschluss an das Schienennetz haben, sind auf den Busverkehr angewiesen. Ohne die Nutzung des Busverkehrs können zahlreiche Scooter-Nutzer sich nicht wie bisher selbständig mit allem Bedarf für das tägliche Leben versorgen“, empört sich der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter.

Vor allem ältere Menschen nutzen diese „elektrisch angetriebenen Leichtfahrzeuge für einen Fahrzeugführer mit Gepäck“, wie sie offiziell heißen, in den vergangenen Jahren immer mehr. Mit der Anzahl der älteren Menschen, die auch im Alter weiter mobil sein wollen, stieg auch die Anzahl der E-Scooter.

Zu groß, zu schwer, zu kippanfällig

Die Verkehrsbetriebe, die E-Scooter jetzt aus ihren Bussen und Straßenbahnen verbannt haben, halten die E-Scooter allerdings für eine Gefahr. Sie hätten nicht genug Standfestigkeit, würden bei einer einfachen Bremsung umfallen und andere Passagiere verletzen. Außerdem seien manche Scooter so schwer, dass sie die Rampen beschädigten. Diese seien für das Gewicht nicht ausgelegt. Zudem seien die E-Scooter teilweise so groß, dass sie gar nicht auf den Rollstuhlplatz im Bus passten und so die Gänge blockierten.

Ein Sprecher der Stadtwerke in Wuppertal verteidigte gegenüber dem WDR die Entscheidung so: „Die E-Scooter sind für uns schon lange problematisch. Die können bis zu 500 Kilogramm wiegen und sind damit viel zu schwer für die Rampen an unseren Bussen. Wenn so ein Scooter umkippt, ist nicht nur der, der drin sitzt, in Gefahr, sondern auch andere Fahrgäste könnten verletzt werden. Außerdem: Was ist, wenn wir den Bus schnell räumen müssen? Dann blockiert so ein Scooter den Gang, und es gibt große Probleme.“

Scooter ist nicht gleich Scooter

Aber warum fällt den Verkehrsbetrieben das erst jetzt ein? E-Scooter fahren ja nicht erst seit gestern durch die Gegend. Hintergrund ist ein Gutachten des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Aus diesem geht hervor, dass „bei einem E-Scooter mit aufsitzender Person (…) bei einer Gefahrenbremsung mit einem Kippen zu rechnen“ sei.

Was die Verkehrsbetriebe allerdings nicht berücksichtigen: E-Scooter ist nicht gleich E-Scooter. Die Ausführungen der Fahrzeuge sind höchst unterschiedlich. Es gibt sie in verschiedenen Größen, sie fahren unterschiedlich schnell, haben manchmal drei Räder oder auch vier. Mal wiegen sie weniger als 100 Kilo, manchmal aber auch das fast das Vierfache.

Schlecht beraten

Das Problem ist, viele E-Scooter-Nutzer werden beim Kauf schlecht beraten. Sie kaufen sich viel zu große Fahrzeuge oder aber auch viel zu kleine mit wenig Leistung, die teilweise sehr wackelig sind (Kippgefahr). Viele wissen nicht, dass ein Elektrorollstuhl ihnen vielleicht sogar viel besser helfen würde, stabiler ist, auch im Bus nicht kippt und weniger Platz wegnimmt.

Und – das muss man auch mal sagen – E-Scooter erfreuen sich auch deshalb so großer Beliebtheit, weil es eben keine Rollstühle sind. „Alles, nur kein Rollstuhl“, denken sich manche und kaufen dann irgendeinen wenig alltagstauglichen E-Scooter, um doch noch irgendwie von A nach B zu kommen.

Was ist nun also die Lösung?

Vermutlich sind die Kölner auf dem richtigen Weg. Die Kölner Verkehrsbetriebe haben nämlich angekündigt, weitere Tests abzuwarten, welche Gefahren von E-Scootern ausgehen. Genau solche Tests haben in London dazu geführt, dass bestimmte Modelle von E-Scootern unterdessen in Bussen befördert werden. Nämlich diese, die nicht leicht kippen und auf den Rollstuhlplatz passen. Die Londoner Verkehrsbetriebe haben dazu eine Liste mit Modelltypen veröffentlicht. Wer einen solchen E-Scooter fährt, erhält einen Pass, den er beim Fahrer vorzeigen kann, und der fährt dann, wie für jeden Rollstuhlfahrer auch, die Rampe des Busses aus. Wer aber das falsche Modell fährt, das nicht kippsicher oder zu groß ist, muss weiterhin draußen bleiben.