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Durch die Parkhaustoilette zu Ann Sophie

 

Als Rollstuhlfahrerin und als Journalistin gehe ich zu sehr vielen Veranstaltungen und Terminen. Dabei lerne ich die bekanntesten Orte der Welt manchmal von einer ganz anderen Seite kennen. Gestern musste ich wieder über solch eine Situation schmunzeln, denn ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich die einzige Journalistin bin, deren Weg zur deutschen Eurovision-Song-Contest-Starterin Ann Sophie in Wien durch eine Parkhaustoilette führte. Also fast zumindest.

Es war der Vorraum einer Parkhaustoilette eines ansonsten sehr altehrwürdig anmutenden Gebäudes, den Wiener Börsensälen. Dort gab es einen Empfang der Deutschen Botschaft für die Deutsche Delegation mit vielen geladenen Gästen, darunter viele Journalisten.

Lastenfahrstuhl und an der Küche vorbei

Da der Haupteingang aber nicht barrierefrei ist – das ist bei alten Gebäuden leider oft so – begleitete mich eine nette Praktikantin der Botschaft erst durch die Autoeinfahrt eines Parkhauses, dann eben durch dessen Toilettenvorraum zu einem Lastenfahrstuhl, der uns ganz stufenlos nach oben brachte. Ich hatte die Botschaft vorher vorgewarnt, als ich den Termin zusagte, dass ich Rollstuhlfahrerin bin. Man hatte den Weg für mich ausgekundschaftet und mir zugesagt, dass ich problemlos ins Gebäude komme. Das war auch tatsächlich so, wenn auch durch besagte Parkhaustoilette und an der Küche vorbei.

Ich mag solche Situationen ganz gerne, denn so bekomme ich manchmal einen interessanten Blick hinter die Kulissen eines perfekt durchorganisierten Events. Ich habe auch die Kellerräume des britischen Außenministeriums kennengelernt und den Gefangenenfahrstuhl am Hamburger Landgericht.

Durch die Teeküche des Premierministers

Mein Highlight dieser Art war bislang Downing Street No. 10. Der Weg zu Pressekonferenzen dort führt für mich quasi durch die Teeküche des Premierministers. Es gibt zu dem Gebäude Rampen, die Sicherheitsleute vor die bekannte schwarze Tür legen.

Im Gebäude müssen Rollstuhlfahrer ja aber noch irgendwie nach oben zum Saal kommen. Zu meiner Überraschung hat dieses, unter höchster Denkmalschutzstufe stehende Gebäude, tatsächlich einen nachgerüsteten Fahrstuhl. Der ist zwar winzig, aber ich passte mit dem Rollstuhl hinein.

Barrierefrei: Durch die Parkhaustoilette zu Ann Sophie

Im ersten Stock angekommen standen wir in einem schmalen Flur mit dicken Teppichen, wertvollem Dekor in durch und durch britischem Design. Und wir standen vor fünf Stufen. Aber es gab einen Treppenlift. Dieser Lift brachte mich auf die Ebene, auf der die Pressekonferenz stattfand und wo Angela Merkel gerade ihr Treffen mit dem britischen Premier hatte.

Ein Mitarbeiter entschuldigte sich noch sehr britisch höflich dafür, dass ich jetzt durch den Küchenbereich müsse. Denn wir kamen nicht durch den Haupteingang in den Saal, sondern mussten den Weg von hinten nehmen. In der winzigen Küche waren gerade viele helfende Hände dabei, die Küche aufzuräumen, nachdem sie wahrscheinlich gerade den Tee serviert hatten. Durch die Küche kamen wir in einen anderen Saal und standen dort vor zwei Flügeltüren. Der Mitarbeiter öffnete die Türen und wir fanden uns hinter den Rednerpulten wieder, hinter denen anschließend die beiden Politiker zur Presse sprachen. Vorbei an den Pulten kam ich in den Saal – ohne eine einzige Stufe, und ich hatte auch gleich ein bisschen mehr von Number 10 gesehen als alle anderen Journalisten.