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Missverständnis Behinderung

Auch schon mal die Augen geschlossen, weil man sich aufs Zuhören zu konzentrieren hat? Man wirkt dabei manchmal als sei man eingeschlafen, dabei möchte man sich lediglich auf nur einen Sinn konzentrieren, den Hörsinn, ohne abgelenkt zu werden. Aber einem britischen Abgeordneten wurde deswegen diese Woche unterstellt, er würde während der Parlamentsdebatte schlafen – und zwar von der BBC. Was die Journalisten nicht wussten, der Mann ist stark schwerhörig und versuchte nur, der Debatte zu folgen.

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Kleenex und Ikea: Werbung mit behinderten Menschen

Ich habe ja eine Vorliebe für originelle Werbung, vor allem wenn behinderte Menschen darin vorkommen. Das passiert leider ziemlich selten und wenn, dann wird sich oft vieler Klischees bedient. Aber Tatsache ist auch, es gibt immer mehr Werbespots, in denen auch Menschen mit Behinderungen vorkommen und nicht alle sind so tränendrüsenfordernd wie der Spot von Kleenex in den USA.

Ein Rollstuhlfahrer hat einen behinderten Hund, der ebenfalls eine Art Rollstuhl hat. Ja, bitte schluchzen Sie jetzt, aber vergessen Sie nicht, vorher die Kleenex bereitzustellen.

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Lachen inklusive

Lachen inklusive
Szene aus der WDR-Sendung „Das Lachen der anderen“ © WDR/SEO

Es gibt kein Vorurteil, dem ich in Großbritannien als Deutsche häufiger begegnet bin, als die Annahme, wir Deutschen hätten keinen Humor. Ich habe das immer empört zurückgewiesen, aber manchmal erwische ich mich selbst dabei, dass ich mich wundere, wie mit dem Thema Humor in Deutschland so umgegangen wird. Weiter„Lachen inklusive“

 

Mit YouTube gegen Berührungsängste

Mit YouTube gegen Berührungsängste
Bild: Aktion Mensch

Nichtbehinderte treffen auf behinderte Menschen – und sind dann oft erst mal ratlos, wie sie sich verhalten sollen. Die Aktion Mensch hat im Frühjahr eine Kampagne zum Thema Berührungsängste gestartet. Und in Großbritannien fordert die Organisation Scope bereits im zweiten Jahr zusammen mit dem Fernsehsender Channel4 End the awkward (Beendet das Unbehagen).

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Der Bärendienst von Monica Lierhaus

Der Bärendienst von Monica Lierhaus
TV-Moderatorin Monica Lierhaus (Archivbild Daniel Reinhardt/dpa)

Das Interview mit Monica Lierhaus war keine Stunde alt, da hatte ich schon Nachrichten von drei verschiedenen Freunden und Bekannten bekommen, die sich darüber aufregten. Nur eine Freundin wollte sich nicht aufregen. Sie hatte nur die Überschrift gelesen und fragte, ob sie den Rest noch lesen soll.
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Tragende Freundschaft

Jeden Tag wird der chinesische Teenager Zhang Chi von seinem Freund Xie Xu Huckepack zur Schule getragen und nach der Schule wieder nach Hause. Seit drei Jahren geht das schon so, denn Zhang Chi hat Muskeldystrophie und kann aufgrund dieser fortschreitenden Beeinträchtigung nicht mehr laufen. Seine Muskelkraft lässt immer mehr nach.

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Eurovision Song Contest barrierefrei mit Bildbeschreibung und Gebärden

Wenn am 23. Mai das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in die europäischen Wohnzimmer übertragen wird, dann ist es wohl die barrierefreieste Show, die der Wettbewerb in seiner fast 60-jährigen Geschichte je gesehen haben wird. Der ORF setzt als ausrichtende Sendeanstalt in diesem Jahr neue Maßstäbe in Bezug auf die Barrierefreiheit der Sendung. Der österreichische Sender nimmt das ESC-Motto „Building Bridges“ (Brücken bauen) offenbar ernst.
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Nichtbehinderte Schauspieler – ziemlich schlechte Rollstuhlfahrer

Sonntag. 20.15 Uhr. ARD. Es läuft Tatort. Die Tochter des Kommissars ist gelähmt und es dauert nicht lange bis ich augenrollend vor dem Fernseher sitze. Es ist einfach zu offensichtlich, dass die Frau, die da spielt, gelähmt zu sein, es eben nicht ist. Sie bewegt ihre Beine unnatürlich oder auch unnatürlich nicht. Und vor allem fährt sie Rollstuhl wie der erste Mensch. Das liegt auch daran, dass sie in einem Rollstuhl sitzt, der für sie viel zu groß ist.

Ich erkenne nichtbehinderte Schauspieler, die behinderte Menschen spielen, so gut wie immer. Das ist auch bei den angehenden Sozialpädagogen und Freiwilliges-Soziales-Jahr-Absolvierern so, die einen Nachmittag im Rollstuhl durch die Stadt fahren, um mal zu sehen „wie das so ist im Rollstuhl“. Die sitzen auch immer in viel zu großen Rollstühlen, können kaum damit umgehen und man wartet förmlich jede Sekunde darauf, dass sie aufspringen und den Rollstuhl eine Bordsteinkante hochheben, weil sie sonst nicht drüber kämen. So wirken auf mich die meisten nichtbehinderten Schauspieler auch, die im Film Rollstuhlfahrer spielen. Es gibt nur einige wenige Ausnahmen, bei denen das nicht so ist. Patrick Bach in „Anna“ fand ich beispielsweise großartig.

Schauspielerisches Scheitern

Trotzdem scheint es als völlig normal zu gelten, Rollen von behinderten Personen nicht an behinderte Schauspieler zu geben. Selbst wenn sie den ganzen Film durch behindert sind, werden diese Rollen nur selten an behinderte Schauspieler vergeben. In den Fällen, wo jemand während des Films eine Behinderung bekommt, könnte man ja noch argumentieren, dass er damit nicht sein Aussehen verändern kann. Okay, geschenkt. Aber selbst in den anderen Fällen, brechen sich nichtbehinderte Schauspieler einen ab, möglichst behindert zu wirken und scheitern teilweise völlig, um nicht zu sagen, sie machen sich lächerlich.

Früher wurden Frauen auf der Bühne von Männern gespielt, weiße Schauspieler malten sich schwarz an, um schwarze Rollen zu spielen. Beides gilt heute als verpönt und lächerlich. Nur behinderte Menschen müssen ständig zuschauen, wie ihnen nichtbehinderte Schauspieler nicht nur ihre Rollen wegnehmen, sondern auch wie sie teilweise völlig unrealistisch dargestellt werden. Es ist wohl eine der wenigen Gruppen, die sich nicht selber spielen darf.

Lächerlich und klischeehaft

Manchmal muss ich lachen, wie schlecht manche Schauspieler Rollstuhl fahren, manchmal ärgere ich mich über die Klischees, die sie damit verbreiten, die teilweise gar nicht stimmen. Blinde Menschen zum Beispiel wirken in Filmen sehr oft völlig hilflos, wenn sie von Sehenden gespielt werden. Weil Sehende, denen man das Augenlicht nimmt, eben hilflos sind. Blinde Menschen, die daran gewöhnt sind, nichts zu sehen, sind das aber nicht. Sie hatten im Normalfall Mobilitätstraining, in dem man lernt, sich blind zu orientieren und erlernen lebenspraktische Fertigkeiten, wie Kochen zum Beispiel, ohne sehen zu können.

Eine Frage der Qualität

Also warum finden es Filmemacher und Regisseure immer noch in Ordnung, Rollen von behinderten Menschen mit Nichtbehinderten zu besetzen? Ich glaube, weil sie den Wert nicht erkennen, den jemand einem Film bringen kann, der wirklich selber die Behinderung hat. Sie haben Angst, niemanden beim Casting zu finden, der die Rolle spielen kann, ohne es überhaupt zu versuchen. Oder sie befürchten, dass das Filmen länger dauert oder es organisatorische Probleme gibt.

Sie nehmen damit aber in Kauf, dass die Qualität des Filmes leidet. Dass Vorurteile transportiert werden. Und dass eine behinderte Person wirkt wie eine nichtbehinderte Person, die eine behinderte Rolle spielt. Ich sitze dann manchmal im Kino oder vor dem Fernseher und lache über die Fehler der Schauspieler. Es ist manchmal für mich unbegreiflich, wie wenig Ahnung Leute davon haben, Rollstuhl zu fahren oder mit einem Blindenlangstock zu laufen, aber glauben, damit in einer millionenschweren Filmproduktion einfach durchzukommen. Und das vor dem Hintergrund, dass es Schauspieler gibt, die das in ihrem Alltag tun und es deshalb aus im Film könnten. Eine Rolle eines Pferdewirts geht sicher auch nicht an einen Schauspieler, der nicht reiten kann. Warum wird also akzeptiert, dass so viele behinderte Menschen in Filmen einfach nur schlecht dargestellt werden?