Ein ungeschriebenes Gesetz des Plattenerwerbs besagt, dass man sich auf das Cover verlassen kann. Spricht es den Betrachter an, ist die Musik gut. Bei dem amerikanischen Rapper Common hat diese Regel immer gegriffen. Die Gestaltung seiner Platten spiegelte immer die Stimmung der Musik wider. Man sah Like Water For Chocolate und Be die beseelten Geschichten an und Electric Circus seine Zerfahrenheit. Ein Airbrush-Motiv mit esoterischen Schnörkeln illustriert Commons neues Werk Finding Forever. Er lächelt dem Käufer milde entgegen und sieht dabei aus wie ein Lehrmeister der Panflöte und des Tantra. Das Bild ist schäbig, keine Kreissparkasse der Welt würde damit ihr Foyer schmücken. Ist das Album deshalb schlecht?
Glücklicherweise nicht! Finding Forever ist solide, bisweilen großartig. Commons Stimme legt sich sanft über die melodiösen Kompositionen des Produzenten Kanye West. Die Musik klingt neu und vertraut, wie gute Popmusik eben, gebastelt mit den Werkzeugen eines HipHoppers. Bei dem Stück The People funktioniert das so: Eine Synthesizer-Linie karamellisiert, markige Gitarren ziehen Fäden, das Sample einer Stimme spielt sich immer wieder in den Vordergrund. Dazu gibt es einen drängenden Rhythmus und Commons wahnsinnige Stimme. Er bricht seit Jahren mit dem Klischee des harten Rappers. Seine Texte stellen immer das Bewusstsein über den Konsum. In seiner Musik schwingt der Soul der sechziger Jahre.
Kanye West hat die meisten Stücke geschrieben. Ein elegantes Stück Flirtmusik kommt von Will.i.am. Sein I Want You entschädigt für viele Banalitäten, die er mit seiner Band Black Eyed Peas verzapft hat. Auch Commons verstorbenem Mitbewohner J Dilla wird gehuldigt, der Beat zu So Far To Go kommt von dessen Album Donuts.
Common nahm die Stücke in Neuseeland, Berlin, Honolulu, Los Angeles, Prag, New York und Melbourne auf. Dafür klingt das Album erstaunlich konsistent. Manchmal steuert Common haarscharf am Kitsch entlang. Das Klavier klingt dann, als streichelte Richard Clayderman die Tasten. Mit dem Kitsch auf dem Album ist es wie mit Milch, die kurz vor dem Umkippen ist – sie schmeckt gerade noch.
„Finding Forever“ von Common ist erschienen bei Geffen/Universal
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