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Strip-Poker mit Tollenrock

 

Die Turbo A.C.’s aus New York City gehören auf die Bühne. Die Männer im Publikum schätzen den schmierigen Punk’n’Roll der Band, die Frauen vergucken sich auch mal in den Sänger.

Ein Totenkopf ist das Logo der Turbo A.C.’s, anstelle von Knochen kreuzen sich bei ihnen Schraubenschlüssel. Auf der Albumhülle prangt ein beigefarbenes Pik auf schwarzem Grund. Klar, hier geht es um Punk’n’Roll, um alte Autos und Glücksspiel. Wo sind die Mädels, die sonst ihre Albenhüllen zieren? Hinter der schlichten Hülle versteckt sitzen sie am Tisch – gleich drei Damen beim Strip-Pokern und Schummeln, mit Betty-Page-Frisuren, Kippen und Dosenbier. Sie spielen schon lange, und alle haben schon verloren.

Live To Win heißt das Album, so wie ein Lied auf ihrem Debüt Damnation Overdrive aus dem Jahr 1996. Das Motto der Band ist „Born to lose, live to win“. Mittlerweile sind die Turboherren zu viert, der Sänger Kevin Cole und der Trommler Kevin Pruntry mussten sich nach dem Fortgang ihres Bassisten einen neuen Mitstreiter suchen und nahmen gleich noch eine zweite Gitarre dazu. Tim Lozada und Jer Duckworth heißen die neuen Mitspieler.

Das Album beginnt mit Nothing’s Forbidden, einer Straßenpunk-Hymne zum Mitgrölen. Bei Konzerten der Turbo A.C.’s liegen sich Punks, Skins, Rockabillies und Psychobillies zu solch einem Lied bierselig in den Armen: „Gold teeth, greasy hair, tattoos everywhere, middle fingers in the air, yeah yeah, we don’t care.“ Ein Stück für junge und alte Rebellen, mit oder ohne Haare. Besonders schön sind das Lied Genuine und die gackernde Surfgitarre bei Fried Chicken. Der Rock’n’Roll-Gitarrist Link Wray hat hier mitgeholfen, das passt, schließlich war er einer der Pioniere der Gitarrenverzerrung.

Die Turbo A.C.’s sind eine Band für die Bühne, unermüdlich sind sie auf Tournee. Damenherzen schlagen vor allem dann höher, wenn Kevin Cole bei Konzerten sein Hemd auszieht. Er zeigt seine Tätowierungen und entlockt seiner Gitarre lässig gleitende Klänge der sechziger Jahre. Das macht dann auch die Herren im Publikum glücklich.

In einem Interview mit dem Magazin Ox erzählte die Band, Kevin Cole habe seine Mutter für den Engelsgesang in dem Lied Nomads engagiert, an zwei weiteren Stücken habe seine Schwester mitgebastelt, die Turbo A.C.’s haben Sinn für das Familiäre. Sie gehören zu einer neuen Generation geschmierter Tollen, sind Teil einer Subkultur, die die Trennung von Rockabilly, Psychobilly, Streetpunk und Surfmusik hinter sich lässt. Ihr Publikum ist so gemischt wie ihre musikalischen Referenzen, mal lehnen sie sich bei Motörhead und Social Distortion an, mal bei Dick Dale und ZZ Top. Im Interview mit Pogoradio taten sie kund: „Uns gefällt der Gedanke, dass unsere Fans und wir Teil der gleichen Gang sind.“

„Live To Win“ von den Turbo A.C.’s ist erschienen bei Bitzcore.

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